„Schwanensee“ – Russisches Ballett tourt durchs Land

Spitzentanz, märchenhafte Kulisse, romantische Musik - im Winter hat russisches Ballett auf deutschen Bühnen Hochkonjunktur. Daran ändern auch die angeknacksten deutsch-russischen Beziehungen nichts.
Titelbild
Eine Tänzerin des Staatlichen Russischen Balletts beim Training.Foto: Jens Kalaene/dpa
Epoch Times14. Dezember 2017

Alle Jahre wieder touren in der Weihnachts- und Winterzeit russische Ballettcompagnien durch Deutschland.

Tschaikowskys Klassiker „Nussknacker“ oder „Schwanensee“ – das traditionelle russische Ballett gepaart mit opulenten Kulissen und märchenhaften Kostümen lockt zuverlässig Familien und vor allem kleine Mädchen in die Theater. Die Sehnsucht nach Märchen-Klassik auf Spitzenschuhen ist groß. Allerdings ist es nicht ganz einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn es gibt zahlreiche russische Truppen, die mit dem oft selbst verliehenen Label „Bolschoi“ oder „National“ durch die Lande ziehen.

Das ärgert den einstigen Ballettstar Wjatscheslaw Gordejew, der in den 1990er Jahren auch künstlerischer Direktor am berühmten Bolschoi-Theater Moskau war. Gordejew leitet das 1981 gegründete „Staatliche Russische Ballett Moskau“, das seit 30 Jahren in jedem Winter nach Deutschland kommt. Auch diese Truppe trägt die Bezeichnung „staatlich“, was in diesem Fall aber richtig ist.

„Was mich aufregt ist, dass unter unserem Namen oft Truppen kommen, die überhaupt keinen Bezug zum russischen Ballett haben“, sagt Gordejew der Deutschen Presse-Agentur. „Ihre Namen sind frei erfunden. Sie schaden dem Ruf des russischen Balletts.“

Gordejews Truppe aus 60 bis 70 Tänzern hat ihr eigenes Haus in Moskau, wo trainiert wird und auch Aufführungen zu sehen sind. Die Tänzerinnen und Tänzer, die meisten zwischen 18 und 20 Jahren, sind Absolventen der Ballettakademien. Das heißt: Sie haben den gefürchteten russischen Ballettdrill durchgemacht. Trainiert wird die Compagnie unter anderem von Ballettmeister Juri Burlaka, der von 2009 bis 2011 das Bolschoi Ballett leitete. Für den 69-jährigen Gordejew besteht der Geist des russischen Balletts in der Bewahrung der klassischen Traditionen. Tänzer bescheinigen ihm „eine kompromisslose Härte auch gegen sich selbst“.

Durch alle Welt tourt das 1981 gegründete Staatsballett – Europa, Lateinamerika und inzwischen auch dreimal im Jahr durch China. Deutschland aber sei für die Truppe „wie zuhause“, sagt Gordejew. Am 26. Dezember startet in Bonn die „30-Jahre-Jubiläumstournee“: Fast jeden Tag tanzen sie „Schwanensee“ oder „Nussknacker“ in Berlin, Hamburg, München, Dresden, Düsseldorf oder Stuttgart. Eine Ochsentour.

Dennoch sei Deutschland für seine Tänzer eine „Erholung für die Seele“, sagt Gordejew. In all den Jahren seit dem ersten Deutschland-Auftritt noch zu Sowjetzeiten 1987 seien Freundschaften entstanden, alles sei bestens organisiert. Sogar Zeit für den Besuch von Weihnachtsmärkten bleibe noch.

Dass die politischen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland sich nicht zuletzt seit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 verschlechtern, spüre das Ballett-Ensemble nicht. Schon 2015 tanzte die Moskauer Truppe bei der alljährlichen ZDF-Silvestergala am Brandenburger Tor. „Das war eine große Ehre für uns“, sagt Gordejew. „Es war vier Grad kalt, es regnete, aber wir haben vor einem Millionenpublikum getanzt.“

Das russische Ballett stößt in Deutschland in eine Lücke, denn viele Bühnen setzen auf modernes Ballett. Die Klassiker sucht man in den Spielplänen meist vergebens. In Düsseldorf etwa sorgte bereits die Ankündigung für Aufsehen, dass der preisgekrönte Ballettchef Martin Schläpfer 2018 „Schwanensee“ choreografiert – allerdings im Sommer und „mit den Mitteln heutiger Tanzkunst“.

Die russischen Klassiker lockten auch Leute ins Theater, die sonst nicht ins Ballett gingen, sagt Katharina Guth vom Capitol Theater Düsseldorf. Dort tritt Gordejews Truppe im Januar auf. Guth: „Einmal im Leben muss man doch Schwanensee gesehen haben.“ (dpa)



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