„Unplugged“-Familientreffen bei Westernhagen

WG-Kumpel Udo Lindenberg trommelt, Tochter Mimi singt und Regisseur Fatih Akin filmt: Für sein «Unplugged»-Album lädt Westernhagen zu einem Konzert-Abend der besonderen Art.
Titelbild
Man in Black: Marius Müller-Westernhagen in Berlin.Foto: Britta Pedersen/dpa
Epoch Times28. Oktober 2016

Der Abend endet, wie er begonnen hatte: Mit Jonny Walker. Vor dem „Unplugged“-Konzert in der Berliner Volksbühne werden Drinks auf Basis des Whiskys im Foyer ausgegeben. Als Zugabe spielt Westernhagen seine berühmte Hymne auf das Getränk. Und natürlich ist „Jonny W“ auch das letzte Lied des dazugehörigen Albums, das an diesem Freitag (28. Oktober) erscheint.

Daneben gibt es zahlreiche Hits aus mehreren Jahrzehnten: Von „Mit 18“ und „Sexy“ über „Weil ich Dich liebe“ und „Freiheit“ bis „Wieder hier“ und „Alphatier“ – jeweils „unplugged“, also ohne elektronische Verstärker. Aber bisweilen auch neu interpretiert und mit Unterstützung besonderer Künstler.

„Wenn ich schon Gäste habe, sollte ich zu ihnen eine Beziehung haben“, sagt der 67-Jährige. So spielt sein alter Kumpel Udo Lindenberg zu „Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz“ Schlagzeug. Bei dem „Panikrocker“ sowie Komiker Otto Waalkes hatte Westernhagen einst in der Hamburger WG gehaust.

Mit seiner Lebensgefährtin und „Angebeteten“, der südafrikanischen Sängerin Lindiwe Suttle, präsentiert Westernhagen das neue Lied „Luft um zu atmen“. Ein besonderer Höhepunkt ist das Duett mit Tochter Mimi (31). Die beiden singen den Klassiker „Lass uns leben“, es ist der erste gemeinsame Auftritt überhaupt. „Sie war sehr nervös, aber sie hat es auch lange genug rausgeschoben“, sagt der Vater.

Fünf Jahrzehnte ist Westernhagen mittlerweile als Musiker aktiv. Und die Frage ist berechtigt, warum er nicht schon viel früher auf den berühmten Barhockern der „Unplugged“-Reihe Platz genommen hat. Rief der Musiksender MTV doch bereits 1989 – als Westernhagens Karriere gerade den Höhepunkt anstrebte – die Reihe ins Leben. Zu den bekanntesten Auftritten gehören die von Eric Clapton und der Grunge-Band Nirvana. Herbert Grönemeyer war 1994 als erster deutschsprachiger Künstler dabei. Später folgten Die Fantastischen Vier, Die Toten Hosen, Udo Lindenberg, Revolverheld und Cro.

Er habe bereits vor vielen Jahren ein Angebot bekommen, erklärt Westernhagen. „Aber ich habe mich damals nicht dazu bereit gefühlt. Für mich ist das eine Königsdisziplin, eine Werkschau.“ Es gehe darum, mit Sorgfalt, Ehrgeiz und Ernsthaftigkeit an das Projekt heranzugehen. Die Songs „neu zu bearbeiten, neu zu empfinden“. „Ich halte gar nichts davon, einfach das gleiche zu spielen wie immer – nur mit Akustikgitarren. Das kann es nicht sein und das hätte mich auch nicht interessiert.“

Und in der Tat: Zu hören gibt es einen Künstler, der sichtlich Freude daran hatte, seine Musik in familiärer Atmosphäre und teils im neuen Gewand zu präsentieren – nicht zuletzt durch die Wahl der mitwirkenden Gäste. Neben Tochter Mimi und WG-Kumpel Lindenberg ist auch Selig-Sänger Jan Plewka dabei, mit dem Westernhagen eine energiegeladene Version von „Mit 18“ liefert. Dazu kommt ein Duett mit der Straßenmusikerin Elen zu „Durch Deine Liebe“.

Überraschend ist ein englisch-deutsches Cover von „Heroes“, eine Hommage an den im Januar 2016 gestorbenen Superstar David Bowie. Keine leichte Aufgabe: „Du versuchst schon, dem Geist von Bowie gerecht zu werden“, sagt Westernhagen. „Denn du willst natürlich nicht, dass sich der Meister im Grab umdreht.“

An zwei Abenden hatte der Sänger im Sommer in die Berliner Volksbühne geladen. Regisseur Fatih Akin („Tschick“, „Gegen die Wand“) setzte die Auftritte für die DVD filmisch in Szene. Westernhagen habe ihm damit ein Geschenk gemacht, erklärt der Regisseur. „Musik ist Essen für die Seele, und er hat mir ein vorzügliches Menü serviert.“

Kein Wunder: Schließlich blickt der gebürtige Düsseldorfer auf eine enorme Karriere zurück. Mit Alben wie „Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz“ feierte der Schauspieler („Theo gegen den Rest der Welt“) Ende der 70er Jahre größere Erfolge. Der ganz große Triumph kam ab 1989. Die Hymne „Freiheit“ geriet zum Soundtrack der Wiedervereinigung. Mit Alben wie „Halleluja“, „Ja Ja“ und „Affentheater“ wurde er zum Superstar, der Massen zu seinen Shows in die Stadien zog.

Doch der Hype sei ihm zu riesig geworden, sagte Westernhagen. 1999 verabschiedete er sich von den ganz großen Bühnen und zog fortan kleinere Konzertauftritte vor. Und bei seinem Auftritt in der Volksbühne sagt der gerührte Gastgeber: „Wir haben so viele Konzerte gespielt vor Tausenden Leuten, aber die beiden Abende hier übertreffen alles.“ Denn: „Es geht um die Musik.“ (dpa)

Marius Müller-Westernhagen (r) und Udo Lindenberg bei der Generalprobe zu «MTV Unplugged». Foto: Tine Acke/Virgin Records/dpa

Marius Müller-Westernhagen (r) und Udo Lindenberg bei der Generalprobe zu «MTV Unplugged». Foto: Tine Acke/Virgin Records



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