„Was wollen sie verbergen?“ – Interne E-Mails über coronakritischen Autor stark geschwärzt

Das Corona-Narrativ wackelt. Mancherorts. Über 20 Monate Wartezeit, doppelte Ablehnung und geschwärzte E-Mails zeigen, dass fachliche Kritik bis heute mitunter nicht einmal in einem Fachjournal eine Chance hat.
Das Fachjournal „The Lancet“ im Internet.
Die Webpräsenz des Fachmagazins „The Lancet“.Foto: LOIC VENANCE/AFP/GettyImages
Von 21. März 2023

Teilweise geschwärzte E-Mails von Mitarbeitern des renommierten Fachjournals „The Lancet“, enthüllen, was nicht sein darf: interne, fachfremde Diskussionen um die Veröffentlichung eines coronakritischen Beitrags.

Sofern eine Kommunikation mit den Autoren stattfand, unterscheidet sich diese offizielle Begründung deutlich von den zuvor geführten Diskussionen.

So heißt es in einer E-Mail: Professor Norman Fenton, einer der Autoren, „retweetete Beiträge von Impfgegnern auf Twitter“. An anderer Stelle ist von „Impfstoff-Fehlinformationen“ und Fentons „scheinbar rechtmäßigem“ akademischen Hintergrund die Rede. Fenton erhielt die E-Mails fast zwei Jahre nach Einreichung seines kritischen Beitrags vom Herausgeber von „The Lancet“.

Kritik unerwünscht?

Konkret ging es um Fentons Zweifel und Kritik bezüglich der Behauptung, der Wirkstoff von Pfizer sei zu 95 Prozent wirksam, wie neu veröffentlichte E-Mails zeigen.

Die Veröffentlichung der fachlichen Kritik im Fachjournal und die damit verbundene Anfechtung des offiziellen Narrativs um die Wirksamkeit der Corona-Injektion wurde schließlich abgelehnt.

Wie der emeritierte Professor für Risikoforschung an der Queen Mary University of London gegenüber Epoch Times per E-Mail mitteilte, war die Ablehnung an sich wenig überraschend:

„Wir wussten, dass alle großen akademischen Zeitschriften routinemäßig alle Artikel ablehnen, die in irgendeiner Weise die Richtigkeit von Studien zur Wirksamkeit oder Sicherheit von Impfstoffen infrage stellen. Was uns in diesem Fall überrascht hat, war die schiere Bosheit und der Mangel an Professionalität, den die Redaktion der Zeitschrift an den Tag gelegt hat.“

Aber, schrieb er weiter, „die Vorstellung, dass die akademischen Qualifikationen und Twitter-Aktivitäten der Autoren im Rahmen der Überprüfung untersucht werden mussten, ist schockierend“.

Behauptung im Fachjournal

Im Mai 2021 veröffentlichte das einflussreiche Fachjournal „The Lancet“ eine Studie, in der behauptet wurde, dass der Corona-Wirkstoff Comirnaty von BioNTech und Pfizer – damals noch als BNT162b2 bekannt – zwischen dem 24. Januar 2021 und dem 3. April 2021 zu 95 Prozent gegen COVID-19-Infektionen in Israel wirksam war. Die Autoren um Eric J. Haas und Dr. Sharon Alroy-Preis waren Mitarbeiter der israelischen Gesundheitsbehörden und des Pharmakonzerns.

Die Studie analysierte Überwachungsdaten, die von staatlich finanzierten Versicherungsträgern stammen. Pfizer und Israel haben zu Beginn der Pandemie mehrere Vereinbarungen getroffen, wonach das Land den Wirkstoff von Pfizer vorrangig geliefert bekommt und im Gegenzug Daten mit dem Unternehmen austauscht.

Laut Auswertungen waren zwei Dosen in allen Altersgruppen ab 16 Jahren „hochwirksam“. Das gelte bei der Prävention von symptomatischem COVID-19, asymptomatischem COVID-19, COVID-19-bedingten Krankenhausaufenthalten, schweren Erkrankungen und Todesfällen. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die COVID-19-Impfung dazu beitragen kann, die Pandemie einzudämmen“, so die Forscher.

Die Studie wurde durch das israelische Gesundheitsministerium und Pfizer finanziert und durchlief vor der Veröffentlichung das übliche Peer-Review-Verfahren. Sie wurde also auf fachliche Mängel geprüft.

Gegendarstellung

Die vorgebrachten Schätzungen der Wirksamkeit seien übertrieben, schrieben Fenton und Martin Neil, Professor für Informatik und Statistik an der Queen Mary University in London als Reaktion auf die Studie. Das liege zum Teil daran, dass ungeimpfte Menschen routinemäßig auf COVID-19 getestet würden, Geimpfte dagegen nicht, so die Professoren.

Diese Reaktion schickten sie auch an „The Lancet“. Daraufhin teilte das Fachjournal den Professoren mit, dass man vor der Veröffentlichung der Gegendarstellung auf eine Stellungnahme der Autoren der Studie warten würde.

Bis Januar 2023 – mehr als 20 Monate – erfolgte kein weiterer Schriftwechsel.

Entschuldigung

Josefine Gibson, leitende Redakteurin bei „The Lancet“, schrieb am 8. Januar 2023, sie habe beim Aufräumen alter Beiträge festgestellt, dass die eingereichte Gegendarstellung nicht veröffentlicht worden sei. In ihrer E-Mail hieß es:

„Wir hatten Dr. Sharon Alroy-Preis und die Mitautoren des veröffentlichten Artikels eingeladen, Ihren Brief zu prüfen, aber es tut mir leid, dass wir nie eine formelle Antwort von ihnen erhalten haben und daher nicht in der Lage waren, einen Austausch zu führen.“

Alroy-Preis ist eine leitende Beamtin des israelischen Gesundheitsministeriums und bis heute Korrespondenzautorin der betreffenden Studie.

„Aber es tut mir noch mehr leid, dass ich Ihnen nicht rechtzeitig eine Entscheidung mitgeteilt habe. Ich werde Ihren Beitrag nun schließen, aber ich danke Ihnen für die Unterstützung der Debatte nach der Veröffentlichung in ‚The Lancet‘“, so Gibson weiter.

Veröffentlichung der E-Mail-Antwort

Fenton veröffentlichte Gibsons E-Mail noch am selben Tag auf Twitter und löste eine Welle der Empörung und Kritik aus.

Zwei Tage später, am 10. Januar, wiesen Fenton und Neil in einem Blogbeitrag zudem darauf hin, dass Alroy-Preis keine Interessenkonflikte angegeben hatte, obwohl die Zusammenarbeit eine enge Partnerschaft zwischen Israel und Pfizer vorsah. Auch von der Finanzierung der Studie ist in derselben wortwörtlich keine Rede. Unter dem Punkt Förderung steht „none“ – keine.

Die Welt verließ sich in hohem Maße auf eine große israelische Studie in ‚The Lancet‘, die die Wirksamkeit des Impfstoffs von Pfizer bestätigte, aber Alroy-Preis versäumte es, ihren Interessenkonflikt zu erklären. [Sie hatte] einen Vertrag unterzeichnet, keine für das Produkt von Pfizer nachteiligen Informationen ohne deren Zustimmung zu veröffentlichen.“

Diese Kritik am Fachjournal löste eine weitere Nachricht von Gibson aus. Dort hieß es, „The Lancet“ prüfe „die nächsten Schritte“ bezüglich der Veröffentlichung der Gegendarstellung.

Fachjournal bietet Veröffentlichung an

Am 11. Januar machte Fenton den Chefredakteur von „The Lancet“, Richard Horton, auf den Vorfall aufmerksam. „23 Minuten später“, so Fenton, antwortete Gibson. Sie wolle sich „für die mangelhafte Erfahrung, die [Fenton und Neil mit dem Fachjournal] gemacht haben“, entschuldigen.

„Nachdem ich diese unglückliche Situation mit meinem Chefredakteur Richard Horton besprochen habe, möchte ich Ihnen anbieten, Ihren ursprünglichen Brief zu veröffentlichen. Alternativ könnten wir auch einen neuen Brief veröffentlichen, der mehr die aktuellen Erfahrungen mit dem Pfizer-Impfstoff widerspiegelt. Wir vertrauen darauf, dass Sie nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, was für die medizinische Gemeinschaft am besten ist“, schrieb sie. „Wir hoffen sehr, dass Sie dieses Angebot annehmen werden.“

Tags darauf, am 12. Januar, verfassten Fenton und Neil eine aktualisierte Gegendarstellung, in der sie zu dem Schluss kamen, dass die Pfizer-Israel-Studie zurückgezogen werden sollte. Sie erwähnten unter anderem den nicht erklärten Interessenkonflikt von Alroy-Preis und die fehlende Anpassung an unterschiedliche Testprotokolle. Auch äußerten sie Bedenken hinsichtlich der Nebenwirkungen, die ihrer Meinung nach inzwischen als „erheblich“ bekannt sind.

Gibson bestätigte den Eingang der neuen Gegendarstellung. Nach Besprechung mit ihrem Chefredakteur wies sie den Text von Fenton und Neil erneut ab.

„Angesichts der vorhandenen Beweise für die Wirksamkeit und Sicherheit des Pfizer-Impfstoffs ist es sachlich falsch – in der Tat, es ist eine Fehlinformation – die gemeldeten Nebenwirkungen als ‚erheblich‘ zu bezeichnen“, schrieb sie.

Das Fachjournal betrachte auch Alroy-Preis‘ Tätigkeit im israelischen Gesundheitsministerium nicht als „nicht deklarierten Interessenkonflikt“, so Gibson. Dies sei aus der angegebenen Korrespondenzadresse ersichtlich. Fenton veröffentlichte den gesamten Schriftverkehr mit dem Fachjournal mitsamt Anmerkungen.

In der Studie aus Israel steht indes bis heute: „[Acht von 15] Autoren halten Aktien und Optionen von Pfizer“ – Dr. Alroy-Preis wird nicht angeführt – „Alle anderen Autoren erklären keine Interessenkonflikte.“

Neue alte E-Mails vom Fachjournal

Diese offensichtlichen Widersprüche veranlassten Fenton, interne Korrespondenz über sich zu suchen. Nach der Veröffentlichung der erneuten Ablehnung durch „The Lancet“ erhielt er einiges der internen E-Mail-Kommunikation von „Elsevier“, dem Herausgeber von „The Lancet“. Obwohl stark geschwärzt, zeigen sie, wie die Mitarbeiter öffentliche Äußerungen über den Impfstoff betrachteten:

„Beide Fenton [≡≡≡] haben Anti-Vaxx-Posts auf Twitter retweetet, und ihre Substack-Artikel sind einen Blick wert“, heißt es in einer E-Mail, die sich auf Fenton und Neil bezieht. „[≡≡≡] sollten feststellen, ob Fentons ursprünglicher Brief und seine Kritik an dem Artikel gültig sind und unseren Veröffentlichungsstandards entsprechen.“

Darin wurde auch empfohlen, auf weitere Korrespondenz mit Fenton zu verzichten, bis die geschwärzten Informationen bestätigt sind. Grund dafür ist, „insbesondere die Tatsache, dass alles, was Sie Fenton direkt sagen, möglicherweise veröffentlicht wird.“

In einer weiteren E-Mail teilten die Beamten neue Entwicklungen im „Twitter-Fall Fenton“, darunter einen zusätzlichen Beitrag von Fenton und „hilfreiche Hintergrundinformationen“. Darin hieß es, Fenton sei untersucht worden und man habe festgestellt, dass er „eine rechtmäßige akademische Anstellung“ habe. Außerdem sei „[≡≡≡] eine Quelle von Impfstoff-Fehlinformationen ein akademischer Professor […], der gleich um die Ecke unserer Lancet-Büros sitzt“. Der Rest der E-Mail wurde unkenntlich gemacht.

Daraufhin wurde die endgültige Antwort vorgeschlagen, die die aktualisierte Gegendarstellung ablehnt. Nach der Änderung von „assoziierten Nebenwirkungen“ in „berichtete Nebenwirkungen“ schickte Gibson die Ablehnung an Fenton, der sie – wie zuvor befürchtet – umgehend veröffentlichte.

Reaktion auf Redaktionen

Wie Prof. Fenton sagte, erscheinen ihm viele der Schwärzungen unnötig und dass er „Elsevier“ gebeten habe, sie zu entfernen. Auf seinem Blog schrieb er:

Ich bin nicht glücklich über das Ausmaß der Schwärzungen. Wenn sich die Redakteure nicht abfällig über mich und meine Kollegen geäußert haben, sollte es keinen Grund geben, etwas zu schwärzen. Was haben sie zu verbergen?“

„The Lancet verbirgt ihre interne Korrespondenz in Bezug auf die Einreichung (und letztendliche Ablehnung) unseres Briefes, in dem wir Pfizer kritisieren“, schrieb Neil auf Twitter. „Sie freuen sich jedoch, uns wissen zu lassen, dass sie uns für ‚Impfgegner‘ und ‚Verbreiter von Fehlinformationen‘ halten!“

Wie Fenton mitteilte, habe er „Elsevier“ erneut informiert und rechtliche Schritte angedroht, sollten der Verlag die Schwärzungen nicht entfernen.

Weder „The Lancet“ noch „Elsevier“ reagierten auf Bitte der Epoch Times um eine Stellungnahme.

(Mit Material von The Epoch Times)



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