Greenpeace warnt vor Verbrauchertäuschung durch Gütesiegel für Fleisch – Gen-Futter und Antibiotika sind die Regel

Greenpeace untersuchte Gütesiegel für Schweinefleisch und kam zu dem Ergebnis, dass Qualitätssiegel wenig über das Tierwohl verraten. Bei industrieller Tierhaltung beispielsweise werden in der Regel immer Gen-Futter und Antibiotika eingesetzt.
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SchweineFoto: LOIC VENANCE/AFP/Getty Images
Epoch Times4. April 2017

Verbraucher erfahren trotz zahlreicher Qualitätssiegel für Fleisch nach Einschätzung von Greenpeace zu wenig über das Tierwohl. Die Umweltschutzorganisation veröffentlichte am Montag eine Untersuchung mehrerer Gütesiegel für Schweinefleisch. Das Ergebnis: Der Einsatz von Gen-Futter und Antibiotika sei bei der industriellen Tierhaltung die Regel – die gängigen Siegel auf dem Supermarktfleisch „geben darüber aber keine Auskunft“. Besonders trügerisch sei die „Initiative Tierwohl“ des Einzelhandels.

Greenpeace untersuchte neben Bio- und Neuland-Siegeln auch Label des Deutschen Tierschutzbundes sowie aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft und stellte alles in einem Ratgeber für Verbraucher zusammen. Der Kunde erfahre bei konventionell erzeugtem Fleisch „nur wenig darüber, unter welchen Bedingungen des Tier gehalten wurde“, erklärte Greenpeace. Einige Siegel führten Verbraucher sogar in die Irre, kritisierte die Landwirtschaftsexpertin der Umweltorganisation, Stephanie Töwe.

Die beste Empfehlung bekamen die Bio-Siegel. Hierbei werde auf genügend Platz für die Schweine geachtet, Gifte und Gentechnik seien verboten, Ackerbau und Tierhaltung würden abgestimmt. Auch Neuland-Fleisch sowie die Label des Tierschutzbundes und der Organisation Vier Pfoten kommen noch gut weg. Allerdings sind diese Produkte bisher noch sehr selten erhältlich.

Als „besonders trügerisch“ bezeichnete Greenpeace dagegen die „Initiative Tierwohl“ des deutschen Einzelhandels. Die so gekennzeichneten Fleischprodukte stammten nur zu einem kleinen Teil aus Ställen der Initiative. Die „Initiative Tierwohl“ weist selbst darauf hin, dass die Kennzeichnung einer Verpackung bedeutet, dass das Geschäft die Initiative finanziell unterstützt, nicht dass das einzelne Produkt aus einem teilnehmenden Betrieb stammt.

Laut Greenpeace liegen die Vorgaben der „Initiative Tierwohl“ zudem nur geringfügig über den gesetzlichen Mindeststandards. Diese erlaubten es, Schweinen die Ringelschwänze abzuschneiden und sie auf engstem Raum zu halten. Außerdem dürften tausende Tiere Antibiotika erhalten, auch wenn nur ein Schwein erkrankt sei.

Auch vor den Siegeln QS und DLG warnt Greenpeace. Bei letzterem erfahre der Kunde etwa gar nichts darüber, wie die Tiere gehalten werden und ob Gentechnik oder Antibiotika im Einsatz sind.

Greenpeace forderte vor diesem Hintergrund eine Kennzeichnungspflicht. Dem schlossen sich die Grünen an: Nötig sei eine „verlässliche und verständliche Kennzeichnung für Fleisch“, vergleichbar mit dem Nummernsystem auf frischen Eiern, erklärte die ernährungspolitische Sprecherin Nicole Maisch. Die Ankündigungen von Agrarminister Christian Schmidt (CSU) zu einem geplanten Label auf freiwilliger Basis seien „eine Nullnummer“.

Schmidt plant die Einführung eines staatlichen Tierwohl-Siegels. Das zweistufige Label soll mit Schweinefleisch starten, später sollen Geflügel und Rindfleisch dazukommen. Die Tiere haben mehr Platz und bekommen besseres Futter.

Bislang sind die genauen Kriterien für das Siegel aber noch unklar, ebenso der Zeitplan für die Einführung. Kritik regt sich an der Freiwilligkeit des Labels – viele Tierschützer fordern verbindliche Vorgaben, die deutlich über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen.

Greenpeace-Ratgeber zu Schweinefleisch: http://www.greenpeace.de/presse/publikationen/siegel-ratgeber-schweinefleisch 

(afp)



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