Sollten wir jeden Bissen wirklich 32 mal kauen?

Warum die Idee der Verlangsamung des Essvorgangs als ein Strategie zur Gewichtskontrolle funktionieren kann, erfahren Sie hier. Die 32 ist eine willkürliche Zahl, aber die Wissenschaft dahinter ist stimmig. Wenn nicht gut gekaut wird, können die "inneren Anteile" der Nahrung nicht erreicht und verwertet werden.
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Der Tisch ist gedeckt! Sich Zeit nehmen fürs Essen macht viel Sinn.Foto: FLORIAN CHOBLET/AFP/Getty Images

Es gibt viele Sprüche, Mythen und Empfehlungen darüber, wie wir unsere Nahrung essen sollen. Einiges davon ist kultureller Herkunft – wie beispielsweise das Verwenden von Besteck – manche beinhalten das Geräusche-Machen beim Essen,  den Mund geschlossen zu halten, Essen nicht zu verschütten, oder für Mädchen der Ausspruch: Sei „anmutig“.

Die meisten Mütter ermahnen ihre Kinder das Essen nicht so zu "verschlingen", es bitte langsamer zu essen. Aber hat das Essverhalten, in Bezug auf Bissgröße, Kauen und schnellem Schlucken, wirklich eine Beziehung zu Gewichtszunahme und Fettleibigkeit? Und ist etwas dran an dem alten Sprichwort, dass wenn man sein Essen 32 mal kaut, so könne man dadurch abnehmen?

Die Kaubewegung

Die Nahrung langsam und viele Male zu kauen ist schon seit Jahrzehnten eine Strategie zur Gewichtskontrolle. Ursprünglich basierte dieser Vorschlag auf Ideen, die aus der Medizin stammen. Ein 1926 erschienenes Buch über Fettleibigkeit von dem Arzt Leonard Williams, enthält einige gute Beispiele für das medizinische Denken dieser Zeit.

Er wies darauf hin, dass der Magen das Essen so beansprucht, dass es gründlich durch die Arbeit der Zähne zerfallen und "im Speichel eingeweicht“ ist, um richtig arbeiten zu können; jeder sollte wissen, dass Lebensmittel ordentlich gekaut werden müssen.

In den letzten Jahrzehnten hatte es sich in den diätetischen Therapien zur Gewichtsreduktion im Allgemein durchgesetzt, gründliches Kauen zu empfehlen, oder sogar die Angabe einer bestimmten Anzahl von Kaubewegungen pro Bissen oder Mundfüllung vorzuschlagen. Dies geht einher mit noch anderen "Tipps", wie z.B. Messer und Gabel  zwischen jedem Bissen nach unten zu nehmen zum Zweck der Verlangsamung des Essvorgangs und Verringerung der Aufnahmemenge.

Was passiert, wenn sie kauen

Wenn sie essen, zerkauen sie Lebensmittel in kleinere Partikel und mischen es mit Speichel im Mund. Der Speichel beginnt den Prozess der Verdauung und den Abbau der Lebensmittel. Dies setzt sich im Magen fort, wo mit Säure versetzt wird.

Die abgebauten Komponenten werden dann entlang der Darmwand bewegt,  Nährstoffe und Wasser werden absorbiert und der unverdaute Anteil an Fasern und nur teilweise verdaute Nahrungsmitteln scheiden aus dem Körper aus. Die Nahrung gut zu kauen, ermöglicht diesem Prozess ordnungsgemäß zu starten und gut fortzufahren.

Sie haben sicher schon die Erfahrung gemacht und gesehen was passiert, wenn sie es nicht geschafft haben Erbsen oder Maiskörner gut zu zerkauen. Die Körner sind dann überhaupt nicht verdaut worden! Ursache hierfür ist, dass die äußeren Hüllen dieser Lebensmittel gegenüber der Säure im Magen resistent sind. Wenn nicht gut gekaut wird, können die inneren Teile der Nahrung nicht erreicht und verwertet werden.

Manche mögen denken, das dies eine gute Sache ist – wenn ein großer Teil der Nahrung nicht verdaut wird, so ist das eine gute Strategie zur Gewichtskontrolle! Aber das ist nicht richtig gedacht.

Es muss genügend Zeit während des Essens vergehen, so dass das Gehirn erkennen kann, dass sie gegessen haben. Wenn sie zu schnell essen, können sie schon zu viel gegessen haben, bevor das Gehirn reagiert, sie überessen sich schnell in Bezug auf das, was der Körper wirklich braucht. Das ist der Grund, warum die Idee der Verlangsamung des Essvorgangs als ein Strategie zur Gewichtskontrolle funktionieren kann.

Die Lebensmittel müssen in Kontakt mit dem Darm sein, so kann die Hormonbildung stimuliert werden, welche den Hunger reguliert. Neue wissenschaftliche Arbeiten unterstützen diese These. Forscher der University-of-Birmingham bestätigen, dass längeres Kauen die Verzehrmenge und auch „das Naschen“ zwei Stunden später, reduziert.

Andere Studien haben aufgezeigt, dass übergewichtige Personen weniger kauten und in kürzeren Zeiten aßen, als normalgewichtige Personen. Diese Erkenntnis hat zu der Entwicklung von Vorrichtungen geführt, wie z.B. Mundvolumen-Minderer, um das Essen zu verlangsamen und den Kauvorgang zu erhöhen.

Und was ist nun mit dem 32-fachen Kauen? Es ist nur eine willkürliche Zahl, aber die Wissenschaft die dahinter steht, ist stimmig.

In einer Gesellschaft, in der wissenschaftliche Beweise die Gesundheitsmaßnahmen antreiben, scheint es diese mal, das Mutter es am besten gewusst hat: Sie sollten genießen, anstatt ihr Essen zu verschlingen; dies ist besser für die gesamte Ernährung, für die Verdauung und für die Meldung an das Gehirn dass wir voll sind, so überessen wir uns nicht.

Sandra Capra, Professor für Ernährung, The University of Queensland. Dieser Artikel wurde ursprünglich auf „The Conversation“ veröffentlicht. 



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