Glück auf dem Rückzug

Glücksforschungen zeigen, dass heutzutage wesentlich weniger Menschen als vor 50 Jahren glücklich sind
Von 16. September 2011

Die Wissenschaft erforscht das Thema Glück seit über zehn Jahren – teilweise wird es sogar in Schulen als Unterrichtsfach angeboten – doch die Erfolge lassen auf sich warten. Forschungsergebnisse, die belegen, dass Reichtum und Glück nicht unmittelbar zusammenhängen, sind seit langem bekannt und konnten in den letzten zehn Jahren durch empirische Zahlen bestätigt werden. Eine britische Studie verglich die Quote glücklicher Menschen innerhalb der letzten 50 Jahre. Dabei wurde deutlich, dass heute weitaus weniger Menschen glücklich sind als noch vor 50 Jahren.

Glücksforschungen zeigen, dass heutzutage wesentlich weniger Menschen als vor 50 Jahren glücklich sind

Die Wissenschaft erforscht das Thema Glück seit über zehn Jahren – teilweise wird es sogar in Schulen als Unterrichtsfach angeboten – doch die Erfolge lassen auf sich warten. Forschungsergebnisse, die belegen, dass Reichtum und Glück nicht unmittelbar zusammenhängen, sind seit langem bekannt und konnten in den letzten zehn Jahren durch empirische Zahlen bestätigt werden. Eine britische Studie verglich die Quote glücklicher Menschen innerhalb der letzten 50 Jahre. Dabei wurde deutlich, dass heute weitaus weniger Menschen glücklich sind als noch vor 50 Jahren.

Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert. Die durchschnittliche Kaufkraft ist um ein Vielfaches angestiegen. Während noch vor 50 Jahren ein deutscher Arbeiter mit einem durchschnittlichen Einkommen für eine Packung Kaffee über dreieinhalb Stunden arbeiten musste, werden dafür heute nur noch 15 Minuten benötigt.

In Großbritannien sieht es ähnlich aus. Die Kaufkraft ist seit den 50´er Jahren um das Dreifache gestiegen und trotzdem bezeichneten sich laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 1957 52% der Befragten als sehr glücklich, während heute nur noch 36% angeben, sehr glücklich zu sein. Vergleiche über einen weiter zurückliegenden Zeitraum gelingen nur schwer, da meistens keine vergleichbaren Daten vorliegen. Doch allein die Veränderungen in den letzten 50 Jahren erlauben Rückschlüsse auf zahllose gesellschaftliche Veränderungen in allen Bereichen des täglichen Lebens. Interessant ist, dass trotz der als allgemein positiv bewerteten gesellschaftlichen Veränderungen es heute wesentlich weniger Menschen gibt, die sich als glücklich bezeichnen – das gilt sowohl für Europäer wie für Amerikaner.

Dies bestätigt die Aussage, dass eine Erhöhung des Wohlstands nicht unmittelbar mit dem persönlichen Glücklichsein zusammenhängt. In Amerika und Europa zeigen die Studienergebnisse der letzten 25 Jahre eine ähnliche Entwicklung: Die Zufriedenheit der Menschen in Bezug auf ihr Leben verringert sich allmählich. Während die Zufriedenheit in den frühen 70´er Jahren in Großbritannien beispielsweise noch knapp über einem Drittel der Bevölkerung lag, ist sie in den 90´er Jahren bereits deutlich unter ein Drittel der Bevölkerung gesunken. Obwohl sich der Anteil der glücklichen Bürger in dieser Erhebung nur um einige Prozentpunkte verändert hat, handelt es sich doch um eine statistisch signifikante Veränderung. Quoten wie diese untermauern zusammen mit weiteren Studien einen Entwicklungstrend, bei dem die Zufriedenheit abnimmt.

Harmonische Beziehungen und mehr Freundlichkeit

Ob eine weitere Verbesserung des Wohlstands mit mehr Reichtum den Menschen mehr Glück bringen würde, war eine weitere Fragestellung, die im Rahmen der Studie der Gesellschaft für Konsumforschung untersucht wurde. Auf die Frage, ob die Menschen lieber „glücklicher“ oder „reicher“ wären, antworteten mehr als Dreiviertel der Menschen, 81 Prozent, dass sie sich für „glücklicher“ entscheiden würden. Etwa ein Zehntel der Menschen gab indes an, lieber wohlhabender als glücklicher sein zu wollen.

Eine Schlüsselrolle bezüglich der Zufriedenheit der Menschen kommt der Qualität von Beziehungen, Freunden und der Familie zu. Eine entsprechende Frage in dieser Umfrage zeigte, dass knapp die Hälfte der Leute der Ansicht ist, dass Menschen heutzutage nicht mehr so freundlich miteinander umgehen wie noch vor zehn Jahren. Die gegenteilige Meinung wurde von 22 Prozent der Studienteilnehmer vertreten.

Eine weitere Frage der Studie untersuchte die Faktoren, die maßgeblich verantwortlich für die Beurteilung des Glücklichseins sind. Knapp die Hälfte der Befragten antwortete, dass für sie die Beziehungen zu ihren Mitmenschen, Freunden und zur Familie die wichtigsten Faktoren sind, die entscheiden, ob sie sich glücklich fühlen oder nicht. Als zweithäufigste Antwort wurde von knapp einem Viertel der Befragten die Gesundheit genannt.

Innerer Frieden als wichtiger Pfeiler

Als weiterer wichtiger Grundpfeiler des Glücks wurde der innere Frieden genannt – möglichst fern von den psychischen Belastungen und dem schnellen Tempo der modernen Gesellschaft leben zu können.

Eine abschließende Frage untersuchte das Interesse der Befragten an einer hypothetischen „Glückspille“. Auf die Frage, ob sie bereit wären, eine Medizin einzunehmen, die keine Nebenwirkungen habe und einfach nur glücklich mache, antworteten drei Viertel mit „Nein“. In ihrer Auswertung folgerten die Forscher daraus, dass die meisten Menschen ihr Glück mit Sicherheit auf das reale Leben zurückführen möchten – ohne Inanspruchnahme künstlicher medizinischer Hilfsangebote.

Glück aus dem Inneren

Auch diese Studie erbrachte Beweise, dass innere Werte wie Freundlichkeit und soziale Beziehungen eine viel wichtigere Rolle haben bei der persönlichen Zufriedenheit als äußere Werte. Diese Forschungsergebnisse lassen folgern, dass eine Erhöhung der Zufriedenheit durch eine Rückbesinnung auf innere Werte und harmonische Beziehungen am wahrscheinlichsten erreicht werden kann.

Umgekehrt würde eine weitere Ausrichtung auf äußere Werte wie persönliche Vorteile, Wohlstand, Reichtum und Einfluss die in dieser Studie aufgezeigte Entwicklung von abnehmender Zufriedenheit weiter verstärken.

Mehr Zufriedenheit mit steigendem Alter

In einer weiteren Studie haben britische Forscher herausgefunden, dass ältere Menschen besonders glücklich sind. Ungefähr im Alter von 85 Jahren erreichen sie den Höhepunkt ihres Glücksgefühls. Die Studie räumt mit Vorurteilen auf, die das Altern in einem schlechten Licht stehen lassen.

Nach dem 40. Lebensjahr nehme das Glück immer weiter zu, denn man fokussiere sich auf die essentiellen Dinge im Leben. Im höheren Lebensalter scheint man sein Augenmerk weniger auf materielle Ziele und persönliche Vorteile zu legen und kann dadurch eine höhere Zufriedenheit und bessere Beziehungen im sozialen Umfeld erreichen.

Alter macht glücklich

In einer weiteren amerikanischen Studie konnte dieses Ergebnis bestätigt werden. Ein Forscherteam unter Leitung von Heather Lacey befragte rund 550 Menschen und kam zu dem Ergebnis, dass die Zufriedenheit mit zunehmendem Lebensalter zunimmt. Damit widersprechen sie der üblichen Meinung, dass ein Mensch die glücklichste Zeit in seinen jungen Jahren erlebe.

In der Studie sollten die Studienteilnehmer per Fragebogen auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten, wie glücklich sie im Moment der Befragung waren und wie glücklich sie sich mit 30 und 70 Jahren gefühlt haben oder wie glücklich sie sich ihrer Einschätzung nach dann fühlen werden. Außerdem fragten die Forscher die Teilnehmer nach dem durchschnittlichen Glücksgefühl der verschiedenen Altersgruppen.

In der Studie zeigte sich auch, dass sich die älteren Studienteilnehmer als deutlich glücklicher einschätzten als die jungen Teilnehmer. Im Gegensatz dazu gingen die jungen Probanden davon aus, dass die älteren Menschen im Durchschnitt weniger glücklich seien als sie. Die älteren glaubten ebenfalls, sie seien in jungen Jahren glücklicher gewesen, erklärt Lacey. Beide Schätzungsangaben treffen jedoch nicht zu, wie die weitere Auswertung der Befragung zeigte. In Wirklichkeit zeigte sich ein kontinuierliches Zunehmen der Zufriedenheit mit zunehmendem Alter.

Mehr emotionale Stabilität

Die Autoren der Studie gaben an, dass die zunehmende Zufriedenheit im Alter mit einer Zunahme an emotionaler Stabilität verbunden sei. Der Mensch lerne also mit den Jahren, mit Höhen und Tiefen besser umzugehen, schreibt die Forscherin. Er wird dadurch mit zunehmendem Alter glücklicher – selbst wenn die äußeren Umstände – wie etwa die Gesundheit – sich verschlechtern.

“Menschen glauben oft, dass Glück eine Frage der Lebensumstände ist“, sagte Peter Ubel, Co-Autor der im Fachblatt „Journal of Happiness Studies“ veröffentlichten Studie. Wenn etwas Gutes geschehe, würden viele annehmen, lang anhaltendes Glück zu erleben. Passiere etwas Schlechtes, etwa eine Krankheit, dann glaubten viele Menschen, dass eine längere Unglücksphase die Folge sei, erklärte Ubel. Dies sei jedoch ein Irrtum. Das individuell empfundene Glück hänge vielmehr von den inneren emotionalen Ressourcen ab, die mit zunehmendem Alter immer größer würden.



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