Schlechte Nachrichten für Alzheimer-Patienten

Schon vor mehr als hundert Jahren wurde die Alzheimer-Krankheit erstmals identifiziert. Dennoch kann die häufigste Form der Demenzkrankheit bis heute nicht geheilt oder zumindest weitgehend eingedämmt werden.
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Alzheimer ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns.Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Illustration/dpa
Epoch Times26. Januar 2018

Schon vor mehr als hundert Jahren wurde die Alzheimer-Krankheit erstmals identifiziert. Mittlerweile bekommen alljährlich Millionen Menschen weltweit die Diagnose Alzheimer.

Dennoch kann die häufigste Form der Demenzkrankheit bis heute nicht geheilt oder zumindest weitgehend eingedämmt werden. Für die vielen Betroffenen und ihre Angehörigen begann dieses Jahr mit weiteren schlechten Nachrichten: Der US-Pharmariese Pfizer stellte seine Alzheimer-Forschung ein und zwei zunächst vielversprechende Alzheimer-Medikamente fielen in Patiententests durch.

Dass die Bemühungen, Alzheimer mit Medikamenten zu behandeln, kaum vorankommt, sagt auch David Reynolds, Chef-Wissenschaftler der britischen Non-Profit-Organisation Alzheimer’s Research UK. „Die Unternehmen haben in den vergangenen 25 Jahren viel Zeit, Mühe und Geld da reingesteckt, aber in dem Gebiet wurden seit 16 Jahren keine neuen Medikamente mehr auf den Markt gebracht.“

Nach Angaben der Website „Alzforum“, die Daten zu möglichen neuen Alzheimer-Medikamenten sammelt, haben bislang weniger als 300 Präparate wenigstens die Testphase II erreicht. Und nur fünf Medikamente wurden zugelassen für die Behandlung von Alzheimer-Symptomen wie Gedächtnisverlust. Gegen das Fortschreiten der Krankheit oder gar für ihre Heilung gibt es bis heute gar kein Medikament.

Reynolds hebt hervor, dass in dem Gebiet viel weniger Medikamente getestet werden als bei anderen weit verbreiteten schweren Krankheiten. So befänden sich derzeit rund hundert Alzheimer-Medikamente in der Testphase, aber mehr als tausend Präparate gegen Krebs. Ein Grund sei, dass „pharmazeutische Unternehmen letztlich Unternehmen“ seien: „Sie sind ihren Investoren verpflichtet.“ Die teure Alzheimer-Forschung, in der bislang kein Durchbruch gelang, ist also für viele Pharma-Unternehmen schlicht nicht attraktiv.

Dabei gäbe es genügend potentielle Kunden. Allein in Deutschland gelten nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft heute rund 1,6 Millionen Menschen als demenzkrank. Ungefähr zwei Drittel von ihnen haben Alzheimer. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt an, dass alljährlich weltweit rund zehn Millionen Menschen die Diagnose Demenz bekommen, auch hier sind es zu zwei Dritteln Alzheimer-Fälle.

Bis 2030 dürfte die Zahl der weltweit Betroffenen auf 82 Millionen steigen, bis 2050 sogar auf 152 Millionen. Das liegt auch daran, dass insbesondere ältere Menschen unter Alzheimer leiden und die Lebenserwartung weltweit steigt. Die Folgen für die Angehörigen, die oftmals die aufwändige Pflege der Alzheimer-Patienten unternehmen, und für die Volkswirtschaften sind enorm.

Dennoch haben die Pharma-Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Geld in die Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs gesteckt, die besonders häufig zum Tod führen. „Bei Demenz gab es diese Investitionen nicht“, bilanziert Reynolds. Daher sei über die Krankheit erst wenig bekannt. Bis heute wissen die Wissenschaftler nicht genau, wie Alzheimer entsteht.

Für die Entwickler von Medikamenten ist das ein Alptraum. Pfizer verkündete am 6. Januar, dass es seine Forschung für Alzheimer-Medikamente einstelle. Zwei Tage später teilte das dänische Unternehmen Lundbeck mit, dass seine Entwicklung Idalopirdin die Verringerung der kognitiven Fähigkeiten bei Alzheimer-Patienten nicht aufhalte. Am 12. Januar verkündete die Biotech-Firma Axovante, dass sie nicht weiter an ihrem Mittel Intepirdin arbeite.

Aus jedem Misserfolg können Experten aber auch etwas Neues über Alzheimer lernen. Mittlerweile gibt es einige Ansätze, um die Erkrankung schon vor ihrem Ausbruch zu bekämpfen – etwa durch den gezielten Einsatz von Antikörpern oder Enzymen. Auch über einen Impfstoff wird nachgedacht. „Wir bewegen uns nicht rückwärts“, sagt Reynolds daher.

Auch die Alzheimer’s Association in den USA, die die Erforschung der Krankheit finanziell unterstützt, gibt sich zuversichtlich. „Obwohl wir die Hindernisse kennen, waren wir noch nie so optimistisch wie heute“, sagt ihr Leiter James Hendrix. „Wir werden nicht nachlassen in unserem Kampf gegen diese schreckliche Krankheit.“ (afp)



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