Zu einem langen Leben mit der Makrobiotik

Ein bedeutender deutscher Arzt hat bereits Ende des 18. Jahrhunderts das Leben von tausenden von Menschen analysiert und dabei zahlreiche nützliche Hinweise für ein langes Leben gewonnen, die auch in der heutigen Zeit ihre Gültigkeit haben und wahres Gold wiegen können
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Repro: privat
Von 26. Mai 2010

“Das menschliche Leben ist, physikalisch betrachtet, eine eigentümliche, bio-chemische Operation, […] die durch das Erkennen ihres Wesens und ihrer Bedürfnisse beschleunigt oder retardiert werden kann”, beginnt Willibald Hufeland sein Epochen bestimmendes Werk über die Verlängerung des menschlichen Lebens.

Zu allen Zeiten war es ein Traum der Menschheit gewesen, das eigene Leben zu verlängern. Hufeland, ein bedeutender deutscher Arzt, der zur Zeit der Romantik lebte, setzte sich mit diesem Thema in seinem auf statistischen Untersuchungen basierendem Werk: „Makrobiotik: Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“ auseinander. Es gilt als eins der frühesten Werke seiner Art. Die 1796 veröffentlichte Arbeit analysiert umfassend das vorhandene medizinische Wissen. Dabei bezieht er sich auf einen Zeitraum, der von der Antike, der Zeit der Ägypter, bis ins 15. Jahrhundert, in die Zeit des Paracelsus, reicht. Erstaunlich ist die Aktualität seines Werkes, seine Relevanz und die Korrektheit seiner Erkenntnisse – auch nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben.

Das in zwei Teilen vorliegende Werk behandelt auf eine nüchtern-humorvolle Art das zu seiner Zeit bekannte medizinische Wissen. Neben allgemein-theoretischen Überlegungen im ersten Teil beschäftigt er sich im zweiten Teil seines Buches mit den Faktoren, die zu einer Verkürzung bzw. zu einer Verlängerung des Lebens führen, die in der Fortsetzung des Artikels erläutert werden.

Medizinische Erkenntnisse der Antike und des Mittelalters

Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen vermochte Hufeland bestimmte Heilmethoden, die uns heute als wenig gesundheitsförderlich erscheinen, auf humorvolle Weise zu kritisieren und als eindeutig falsch darzustellen.

So ging Hufeland beispielsweise auf Gesundheitspraktiken der Ägypter ein, die das Leben hauptsächlich durch viel Schwitzen und künstliches Erbrechen gesund erhalten wollten. Er bezeichnete sie als das Verfallen in “abenteuerliche Ideen“, als künstliche und unnatürliche Mittel zur Gesunderhaltung des Körpers. Seiner Ansicht nach basiert die Vorstellung auf dem ungesunden Klima Ägyptens, das durch Hitze und Überschwemmungen gekennzeichnet ist. In diesem Punkt stimmen seine Überlegungen mit den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen überein. Bis heute hat noch keine wissenschaftliche Untersuchung nachweisen können, dass regelmäßiges Erbrechen und Schwitzen tatsächlich zu einem längeren Leben verhilft.

“Mäßigkeit, Genuss der freien und reinen Luft, Bäder und Leibesübung”

“Ganz anders bildete sich dieser Trieb bei den Griechen unter dem Einfluss einer reinen und schönen Natur aus”, schreibt Hufeland über die Gesundheitsweisheiten der alten Griechen weiter. Ihren Erkenntnissen zufolge sei es bereits wichtig gewesen, “dass Übungen des Leibes und der Seele immer im gleichen Verhältnis bleiben müssten”. “Mäßigkeit, Genuss der freien und reinen Luft, Bäder, vorzüglich das Reiben des Körpers sowie Leibesübungen” sollen nach den Lehren des Hippokrates das Leben verjüngen.

Hufeland führt einen weiteren altbekannten Faktor an, der einen jung erhalten soll: Die Anwesenheit von Kindern – oder, um es mit seinen Worten auszudrücken: Das Leben wird durch den Einfluss der „nahen Atmosphäre frischer aufblühender Jugend“ verjüngt und gesund erhalten.

Längere Lebenskraft durch Mäßigung

Die Hinweise und Anleitungen zur Verlängerung des Lebens, die Hufeland schließlich aus der Geschichte und aus seinen Untersuchungen herausgefunden hat, spiegeln auch seine Auffassung über das Leben und seinen Theorien über die Erhaltung und die Abschwächung vom Leben wieder und basieren zu einem gewissen Teil auf ihnen. Diese Hinweise und Anleitungen werden daher durch eine Betrachtung seiner Gedanken und Vorstellungen verständlicher.

Innerhalb seiner allgemeinen theoretischen Überlegungen kommt Hufeland zu dem Schluss, dass die Länge des Lebens hauptsächlich von der Lebenskraft abhängig ist. Er schreibt: “Unstreitig gehört die Lebenskraft unter die allgemeinsten, unbegreiflichsten und gewaltigsten Kräfte der Natur. Sie erfüllt, sie bewegt alles, sie ist höchst wahrscheinlich der Grundquell, aus dem alle übrigen Kräfte der physischen, vorzüglich organischen Welt fließen”.

Aufgrund seiner logischen Überlegungen und Beobachtungen formuliert Hufeland weitere Möglichkeiten, diese Lebenskraft zu fördern oder zu schwächen. Dabei kommt auch dem Faktor „Ruhe“ eine besondere Bedeutung bezüglich der Verlängerung der Lebenszeit zu.

„Eile mit Weile“ – ein verlängertes Leben

Die Geschwindigkeit und die Intensität des Lebens entscheiden maßgeblich über die Lebensdauer, so Hufeland. Wärme, gute Ernährung und Fürsorge sind zweifelsohne förderlich für den Menschen, doch solle man dabei beachten, dass zu viel Wärme, gute Ernährung und Fürsorge das Leben stark verkürzen können. Hufeland beschreibt: “Je weniger intensiv das Leben eines Wesens ist, desto länger dauert es. Man vermehre durch Wärme, Düngung und künstliche Mittel das Leben einer Pflanze, sie wird sich schneller und vollkommener entwickeln, aber auch sehr bald vergehen.”

Um gezielte Wege der Lebensverlängerung nachvollziehen zu können, untersuchte Hufeland das Leben vieler Menschen, die besonders lange lebten. “Wir werden daraus sehen, in welchem Klima, unter welchen Glücksumständen, in welchem Stand, mit welchen Geistes- und Körperanlagen der Mensch das höchste Alter erreicht habe.”

Nach einer Analyse der Lebensbedingungen unzähliger, auch historischer Persönlichkeiten, fiel Hufeland auf, dass “die außerordentlichsten Beispiele eines langen Lebens nur unter den Menschenklassen zu finden sind, die unter körperlicher Arbeit und in freier Luft ein einfaches und naturgemäßes Leben führen”. Aufgrund seiner Untersuchungen räumt er der Naturverbundenheit einen hohen Stellenwert ein.

Strebsame Menschen nach Glück oder dem langen Leben werden nicht sehr alt

Er erkannte, dass strebsame Menschen, die Karriere machen und bestimmte Positionen erreichen wollten, die nach Glück oder einem langen Leben strebten, nicht sehr alt wurden. “Man gebe einer Frucht noch einmal so viel Wärme und Nahrung, als sie im natürlichen Zustand hat; sie wird zwar in noch einmal so kurzer Zeit eine scheinbare Reifung erhalten, aber gewiss nie den Grad der Vollendung und Ausarbeitung, den die Frucht im natürlichen Zustand […] erlangt hätte”, erklärt Hufeland. Seiner Datensammlung zufolge erreichten Menschen, die ein einfaches Leben führten, etwa als Hausfrauen, Bauern, Jäger oder gar Hirten, ein hohes Alter, das über 100 Jahre betragen konnte. Hufeland zog aufgrund seiner Datenlage den Schluss, dass man durch ein Leben in der Natur, das dem natürlichen Lauf folgt, sehr alt werden kann, sofern man seine kindliche Freude und Leichtigkeit sowie sein inneres Glück aus Kindheitstagen behält. Um ein hohes Alter zu erreichen, muss man ebenfalls auf eine gewisse Gleichmäßigkeit seiner Gefühlswelt, auf ein gemäßigtes Temperament als auch auf äußere Faktoren wie Temperatur- und Klimaänderungen achten.

In Bezug auf die eben genannten Faktoren hebt Hufeland die „Gleichmäßigkeit“ besonders hervor. Im Leben sollte ein Gleichmaß im Handeln, im Temperament wie auch in den äußeren Bedingungen vorhanden sein. “Ganz vorzüglich zuträglich zur Verlängerung des Lebens ist Gleichförmigkeit der Luft, besonders in Absicht auf Wärme und Kälte, Schwere und Leichtigkeit”, schreibt Hufeland.

Den Gesetzen der Natur treu bleiben

„Je mehr der Mensch der Natur und ihren Gesetzen treu bleibt, desto länger lebt er. […] Sobald sie (die Menschen) zivilisierter wurden und dem Luxus, der Üppigkeit und Faulheit verfielen, sank ihre Lebensdauer herab.” Unter den unzähligen Menschen, deren Leben er untersuchte, fiel in der Tat auf – wie bereits oben erwähnt – dass Menschen mit einem einfachen Lebensstil sehr lange lebten. Auch nach heutigem Wissensstand übte die älteste Frau der Welt den Beruf einer Hausfrau aus. Es bleibt eine noch zu überprüfende These, ob wirklich besonders viele Hausfrauen, die ein einfaches Leben führten, sehr alt wurden.

Das theoretische Höchstalter eines Menschen beträgt laut Hufeland 200 Jahre. Die individuelle Lebensdauer hängt seiner Ansicht nach von vielen äußeren und inneren Faktoren ab. „Diese ist freilich sehr veränderlich, so verschieden, als jedes Individuum selbst. Sie richtet sich nach der besseren oder schlechteren Masse, aus der er formiert wurde, nach der Lebensart, der langsameren oder schnelleren Konsumtion, und nach all den tausendfachen Umständen, die von innen und außen seine Lebensdauer infizieren können.”

“Offen für Freude, Liebe und Hoffnung, aber verschlossen für die Gefühle des Hasses, Zorns und Neids”

So brauche ein gut gebauter Mensch neben einem guten Verdauungssystem vor allem ein ausgeglichenes und nicht zu reizbares Herz, um älter als 100 Jahre werden zu können. Er verdeutlicht seine Auffassung am Beispiel eines schnellen und langsamen Pulses. Wer sich zu schnell aufregen würde, auch über kleinere Sachen, in einem ständigen Auf und Ab lebe, dessen Herz und damit auch sein Leben würde sich deutlich schneller aufreiben. „Wir haben oft gesehen, dass eine Hauptursache unserer inneren Konsumtion oder Selbstaufreibung in dem beständigen Blutumlauf liegt. […] Die Menschen folglich, welche beständig einen etwas gereizten Puls haben, bei denen jede kleine Gemütsbewegung, jeder Tropfen Wein sogleich die Bewegung des Herzens vermehrt, sind schlechte Kandidaten für ein langes Leben”, schreibt Hufeland.

Über einen Menschen, der seinen Beobachtungen zufolge eine gute Chance auf ein langes Leben hat, schreibt er: „Er ist überhaupt heiter, gesprächig, teilnehmend, offen für Freude, Liebe und Hoffnung, aber verschlossen für die Gefühle des Hasses, Zorns und Neids. Seine Leidenschaften werden nie heftig und verzehrend sein”.

Und wenn es doch mal zu Ärger und Zorn komme würde, so könnte es dieser Mensch eher leicht nehmen und würde sich dennoch nicht überhitzen. „Kommt es je einmal zu wirklichem Ärger und Zorn, so ist es mehr eine nützliche Erwärmung, ein künstliches und wohltätiges Fieber, ohne Ergießen der Galle”, meint der Makrobiotiker Hufeland, „Er liebt dabei Beschäftigungen, besonders stille Meditationen, angenehme Spekulationen – ist Optimist, ein Freund der Natur, der häuslichen Glückseligkeit, entfernt von Ehr- und Geldgeiz und allen Sorgen für den anderen Tag”.

Was künstliche Rezepte, Tinkturen, Salze und Medikamente anbelangt, so steht Hufeland ihnen in klarer Position entgegen. “Diese zum Teil spirituosen Mittel wirken als starke Reize, vermehren die innere Bewegung, das intensive Leben und folglich die Selbstkonsumtion und reiben schneller auf”, erklärt der Makrobiotiker, “Sie ziehen zusammen und trocknen aus, folglich machen sie eine solche Exaltation unsres Lebensgefühls”.  Auch diejenigen würden kürzer leben, die in ihrem Leben stets die Genüsse suchen und sich ihnen hingeben.

Nicht künstliche Rezepte helfen, sondern die Natur

Vielmehr liege das Geheimnis für ein langes Leben in der Mäßigkeit. Am Ende des Werkes fasst Hufeland dies in Form eines langen Gedichtes als Lebensregel zusammen.

“Willst leben froh und in die Läng,
Leb’ in der Jugend hart und streng.
Genieße alles, doch mit Maß,
Und, was dir schlecht bekommt, das laß.”

Ausserdem sollte man auf einen guten, langen Schlaf achten und sich der Schönheit der Natur durch viel Bewegung an der freien Luft, in Gärten sowie auf Reisen erfreuen. Auch ist es sehr förderlich, wenn man viel Kontakt zum Element Wasser hat und es als eines der wichtigsten Organe des Menschen durch Bäder sanft pflegt und gut reinigt. Ein weiterer wichtiger Teil der Empfehlungen Hufelands richtet sich an die Ernährung:

“Mit Milch fängst du dein Leben an.
Mit Wein kannst du es wohl beschließen,
Doch fängst du mit dem Ende an,
So wird das Ende sich verdrießen.”

Ruhig gegessen, vor allem mit viel Obst und mit wenig Fett bekomme die Nahrung dem Menschen am besten. Den Abschluss des Gedichtes von der Lebensregel formuliert Hufeland mit dem Gedanken, pflichtgetreu zu leben und den Tod als seinen Freund zu betrachten.

“Willst streben ruhig ohne Scheu,
So lebe deiner Pflicht getreu,
Betracht’ den Tod als deinen Freund,
Der dich erlöst und Gott vereint.”

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