Chaos, Agenten und Infiltration: Hinter den Kulissen der Hongkonger Studentenproteste

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Foto: Philippe Lopez / AFP / Getty Images
Von und 9. Oktober 2014

Die Hongkonger Studentenproteste sind abgeflaut. Am Freitag soll es Gespräche zwischen Vertretern der Demokratie-Bewegung und den Machthabern in Chinas „Sonderverwaltungszone“ geben. Heute blockieren noch einige hundert Demonstranten zwei Verkehrsknotenpunkte im Bezirk Admiralty und im Geschäftsviertel Mong Kok. Der Verkehr ist zwar stark beeinträchtigt, aber die Polizei verzichtet auf die Räumung der Plätze.

Ob die Verhandlung zwischen den Demokratie-Befürwortern und der Regierung etwas bringt? Wohl kaum. Sie ist bloß ein taktischer Schritt, um die Demonstranten von den Straßen zu holen und den Alltag in Hongkong zu normalisieren. Denn hinter den Kulissen von Chinas kommunistischem Regime steht fest: Die Demonstranten sollen ihr Ziel – freie Wahlen ohne vorsortierte Kandidaten – niemals erreichen. Wenn das Regime einmal nachgeben würde, könnte dies Menschen in ganz China zu Protesten inspirieren, sprich, die vielbeschworene „Stabilität“ gefährden.

Agenten infiltrierten Proteste

Was an den Hongkonger Studentenprotesten verstörte, war das Chaos vom Wochenende – und dieses Chaos war von seinen Machern beabsichtigt. Es war längst nicht mehr nur die „Occupy Central“-Bewegung und ihre regimekonforme Gegenbewegung, die hier demonstrierte. Unter die friedlichen Massen hatte sich Personal gemischt, das eigene Zwecke verfolgte: Agenten des Hongkonger „Chief Executive“ Leung Chun-Ying und gegnerische Agenten aus Peking.

Und das kam so:

Nachdem Hongkongs „böser Wolf“ Leung von Peking vergangene Woche das „volle Vertrauen“ für seinen Umgang mit den Protesten erhalten hatte, begannen auf Hongkongs Straßen die Provokationen und Prügeleien durch Gegendemonstranten. Die Occupy-Aktivisten wurden beschimpft, geschlagen und Frauen belästigt. Die Polizei unternahm dagegen fast nichts. Sie griff höchstens ein, wenn Handgreiflichkeiten unübersehbar wurden.

Ähnliche Szenen hatte es in Hongkong bereits mehrfach bei Demonstrationen von Falun Gong-Praktizierenden gegeben – das Phänomen, dass organisierte Schlägerbanden, als „Gegendemonstranten“ getarnt, Chinas Regimegegner von der Straße zu verscheuchen suchen, ist ein viel angewendeter, klassischer Trick der KP.

Die Occupy-Demonstranten fotografierten die Betreffenden und recherchierten anhand der Fotos, dass einige der Krawallmacher bereits im Wahlkampf von Bürgermeister Leung Chun-Ying und als Störer von Falun Gong-Aktivitäten aufgetreten waren. Die Hongkonger ließen sich nicht für dumm verkaufen und wehrten sich, indem sie „Happy Birthday“ sangen, wenn Angreifer kamen, um sich von diesen zu unterscheiden.

Außerdem setzte Leung offiziell das Ultimatum, die Straßen Hongkongs bis zum 6. Oktober zu räumen.

Merkwürdig war jedoch: Obwohl Leung so offensiv von Peking unterstützt wurde, bekam er kurz darauf trotzdem Schelte: Das Magazin Caixin, derzeit Sprachrohr des chinesischen Staatschefs Xi Jinping, rügte seine mangelhafte Wirtschaftspolitik. Wie kommt´s?

EPOCH TIMES erhielt diese Insiderinfo als Erklärung:

Xi Jinping, der Gewalt gegen die Studenten ablehnte, habe zwar erlaubt, dass der von ihm gehasste Leung die Demonstration in Hongkong „mit seinen Mitteln“ behandele – und damit möglichen Gewalteinsätzen zugestimmt. Jedoch tat Xi das unter Vorbehalt.

Xi wollte „den Wolf“ erst einmal die alleinige Verantwortung tragen lassen und austesten, welche Methoden er einsetzte, um die Situation in den Griff zu kriegen.

Zeitgleich schickte Xi Agenten nach Hongkong, die Videos von den Übergriffen machten. Damit sammelte er die Beweise für Leungs Kooperation mit der Mafia – und hat nun Material in der Hand, um ihn jederzeit absetzen zu können.

Noch interessanter: Xi spielt die Zensur-Karte

Während der Occupy Central-Proteste wurden im chinesischen Internet immer wieder Zensurbegriffe aufgehoben, die mit der Verfolgung von Falun Gong in Zusammenhang stehen. Unter anderem war Minghui.org zeitweise frei zugänglich, welche die Menschenrechtsverbrechen an Chinas Falun Gong-Praktizierenden minutiös protokolliert, sowie Websites zum Thema Organraub und der „Parteiaustritts-Bewegung“ Tuidang.

Die von Jiang Zemin gestartete Verfolgung gegen die buddhistische Bewegung dauert seit 1999 an und ist Chinas politisches Tabuthema Nr. 1. Indem Xi die Zensur zeitweise lockern ließ, setzt er Jiang Zemin und seine Gefolgsleute unter Druck – denn würden die Menschenrechtsverbrechen in den Fokus der Weltöffentlichkeit geraten, würden Jiang und seine Getreuen weltweit geächtet.

Siehe: „Warum Chinas Tabuthema Falun Gong die Welt betrifft“

Der Machtkampf an Chinas Parteispitze hat sich also äußerlich auf den Schauplatz Hongkong verlagert: Dort versucht Jiangs Clique das Volk auf die Barrikaden zu locken, um Xi in Bedrängnis zu bringen, ihn möglicherweise durch den politischen Super-GAU (Blutvergießen an Demonstranten) zu Fall zu bringen. Denn von Jiangs Clique wurden erst die Nachrichten verbreitet, die die Studenten auf die Straße brachten.

Siehe: „Will China ein zweites Tiananmen-Massaker inszenieren?“

Der US-amerikanische Politologe und China-Experte Li Tianxiao sagte dazu: „Die Bürgerbewegung und Studentenproteste wurden zum Teil von Leung provoziert. Deshalb hat Leung auch erst abgelehnt, mit den Studenten zu sprechen. Leung beabsichtigt, dass die Bürger weiter demonstrieren und ihr Ziel nicht erreichen und dadurch mehr Druck und mehr Chaos auf Xi Jinpings Regierung in Peking entsteht.“



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