Ist Fukushima schon vergessen?

Das Engagement der Bürger entspringt nicht den Ängsten und Sorgen um die eigene Gesundheit, sondern ist Ausdruck ihres Ungerechtigkeitserlebens.Bürger möchten vertrauen können in zuverlässige Technik und vertrauenswürdige Politiker.
Titelbild
Greenpeace-Aktivisten in Schutzkleidung bei einer Gedenkfeier zu Reaktor-Katastrophe in Fukushima.Foto: AP Photo/Dita Alangkara
Epoch Times12. März 2012

Bereits wenige Tage nach der Reaktor-Katastrophe von Fukushima im vergangenen Jahr starteten Psychologen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) eine repräsentative Umfrage in der Bevölkerung zum Thema Atomkraft. Um zu untersuchen, ob und wie sich das persönliche Erleben mit zeitlichem Abstand zur Reaktor-Katastrophe und dem danach beschlossenen Atomausstieg veränderte, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Sommer 2011 erneut befragt.

Durchgeführt wurde die Studie von Prof. Dr. Elisabeth Kals (Professur für Sozial- und Organisationspsychologie) und ihrer Mitarbeiterin Dipl.-Psych. Manuela Sirrenberg mit Teilnehmer zwischen 14 und 74 Jahren. Die Wissenschaftlerinnen konnten auf ihre umfangreiche Forschung über Gerechtigkeitspsychologie im Umweltbereich zurückgreifen.

Untersucht wurden drei Fragekomplexe: Wie sind direkt nach dem Reaktor-Katastrophe Gefahrenbewusstsein, Gerechtigkeitsurteil, Emotionen (wie Ängste und Mitgefühl) und Bereitschaft in der Bevölkerung in Bezug auf Atomenergie ausgeprägt? In welchem Ausmaß besteht die Bereitschaft, sich für den Ausstieg aus der Atomkraft bzw. deren Beibehaltung? Welche Motivstrukturen liegen hierfür zugrunde?

Engagement durch Ungerechtigkeitserleben

Es zeigte sich, dass bei den 500 Teilnehmern eine hohe Bereitschaft bestand, sich für den Atomausstieg zu engagieren, sei es durch die Teilnahme an öffentlichen Kundgebungen, durch Verzicht oder auch durch Investitionen im privaten Energiebereich. „Entgegen der öffentlichen Annahme entsprangen die zu diesem Zeitpunkt geäußerten Engagements nicht Ängsten und Sorgen um die eigene Gesundheit, sondern waren in erster Linie Ausdruck des (Un-)Gerechtigkeitserlebens der Bürgerinnen und Bürger“, erklären Kals und Sirrenberg. Während Ängste und Sorgen unmittelbar nach der Reaktor-Katastrophe moderat ausgeprägt gewesen seien, habe ein hoch ausgeprägtes Ungerechtigkeitserleben gegenüber der Atomkraft bestanden.

Die Ergebnisse einer zweiten Umfrage ein halbes Jahr später bei über 200 der vorhergehenden Teilnehmer, belegten die Stabilität der Befunde: Das unterstützende Verhalten zum Atomausstieg steht auch weiterhin in engem Zusammenhang mit dem (Un-)Gerechtigkeitserleben in der Bevölkerung. „Interessanterweise haben das Interesse und die Engagements im Bereich Atomkraft mit dem zeitlichen Abstand nur in sehr geringem Maße abgenommen. Hingegen sind die vormals eher moderaten Ängste und Sorgen um die eigene Gesundheit sogar gestiegen, obgleich die möglichen Gefahren in Deutschland, auch durch den zeitlichen Abstand zu Fukushima, objektiv eher gesunken sind“, so die beiden Wissenschaftlerinnen.

Gesundheitssorgen dank Atomkraft

Gaben in der ersten Studie 67 Prozent der Befragten an, keine Ängste und Sorgen bezüglich der eigenen Gesundheit aufgrund von Atomkraft zu empfinden, waren es in der Folgebefragung nur noch 46 Prozent. Das stete Interesse und die gestiegenen Ängste sprächen dafür, dass die Atomkraft und die Energiegewinnung nach wie vor auch jenseits des politischen Tagesgeschehens und Deutschlands alleiniger Atomausstieg für die deutsche Bevölkerung ein wichtiges Thema seien, zu dem die Bürgerinnen und Bürger differenzierte Gerechtigkeitsurteile fällten. (sfr/Schulte Strathaus – KU)

 



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