ESC-Siegerin Jamala im Porträt: „Ein Siegerlied mit einer Mission“

Politik? Provokation? Pop? „Sie töten Euch alle“ lautet eine Textzeile des ukrainischen Gewinnerliedes des Eurovision Song Contests (ESC) in Stockholm. Ein DPA-Bericht.
Titelbild
Jamala wurde bei einem Gesangswettbewerb in Lettland entdeckt.Foto:  Maja Suslin/dpa
Epoch Times15. Mai 2016

Während andere Interpreten über Liebe und Lust singen, präsentiert die Krimtatarin Jamala das Leid ihrer Urgroßmutter: „1944“ handelt vom Schicksal hunderttausender Krimtataren, die unter Sowjet-Diktator Josef Stalin nach Zentralasien deportiert wurden. Und es hat auch mit Jamalas eigener Lebensgeschichte zu tun.

Unter ihrem bürgerlichen Namen Susana Jamaladinowa wurde sie am 27. August 1983 im zentralasiatischem Kirgistan geboren. Nach dem Ende der Sowjetunion kehrte sie mit ihrer Familie auf die Krim zurück – die Heimat ihres Vaters. Noch heute leben ihr Vater und ihre armenische Mutter auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel. Den Erfolg der Tochter beobachten die Eltern nur aus der Ferne: Denn das letzte Mal habe sie die Familie 2014 besucht, sagt Jamala in einem Interview

Jamala sang schon als kleines Kind im Chor, in Kiew absolvierte sie eine Ausbildung zur Opernsängerin. 2009 wurde sie bei einem Gesangswettbewerb in Lettland entdeckt, danach startet sie ihre Karriere in der Ukraine. Schon 2011 wollte sie für ihr Land in Düsseldorf noch mit einem weniger politischen Lied antreten, wurde bei der Vorausscheidung Dritte. Mit Jazz-Nummern war Jamala in den ukrainischen Charts vertreten. Ihre Inspirationsquelle für Stockholm? „Ich habe mich mit dem Soundtrack von ‚Schindlers Liste‘ auf den ESC vorbereitet“, erzählt sie.

Wie die ukrainische ESC-Gewinnerin Ruslana von 2004 ist auch Jamala politisch aktiv. Deshalb habe ihr Siegerlied natürlich eine Mission, sagt die Sängerin nach ihrem Triumph in Stockholm: „Wer über die Wahrheit singt, kann Menschen berühren.“

Die Deutsche Presse-Agentur dokumentiert den Songtext in einer Übersetzung aus dem Englischen bzw. Krimtatarischen:

Wenn Fremde kommen / zu Deinem Haus kommen / Sie töten Euch alle und sagen / Wir sind nicht schuldig / nicht schuldig.

Wo sind Deine Gedanken / Die Menschheit weint /  Ihr denkt, ihr seid Götter / Doch alle sterben / Verschlingt meine Seele nicht / Unsere Seelen

Ich konnte meine Jugend dort nicht verbringen, / 
weil ihr meinen Frieden geraubt habt / Wir könnten eine Zukunft errichten / in der die Menschen frei sind /  zu leben und zu lieben / Die glücklichste Zeit

Wo ist Dein Herz? / Menschlichkeit, wachse / Ihr denkt, ihr seid Götter /  Doch alle sterben /
Verschlingt meine Seele nicht / Unsere Seelen / Ich konnte meine Jugend dort nicht verbringen, /  weil ihr meinen Frieden geraubt habt.

(dpa)



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