Olympische Spiele in Peking bei größter Luftverschmutzung

Titelbild
Das Nationalstadion, bekannt unter dem Namen „Vogelnest“, versinkt in Peking am Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele am 8. August 2008 im Smog. (Feng Li/Getty Images)
Von 3. Juli 2009

Eine wissenschaftliche Studie über die Umweltverschmutzung während der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking hat bei der staatlichen chinesischen Presse einen Sturm an Widerlegungen ausgelöst. Dabei wurde ein chinesischer Verfasser dieser Studie vom chinesischen Regime gezwungen, Kritik an seiner eigenen Arbeit zu üben.

Die Luftverschmutzung während der Olympischen Spiele in Peking war fast doppelt so hoch wie die der Spiele von 2004 in Athen, dreimal so hoch wie bei den Sommerspielen von 1996 in Atlanta und dreieinhalb mal so hoch wie bei den Sommerspielen von 2000 in Sydney. Das geht aus einer Studie über die Luftqualität während der Olympischen Spiele in Peking hervor.

In einem Bericht des „Daily Telegraph“ erschien die Studie, die von Forschern der Universität Peking und der Universität Oregon gemeinsam durchgeführt wurde. Sie bezeichnete die Olympischen Spiele als „die mit der größten Umweltverschmutzung aller Zeiten“. Die Aussagen der Studie stimmen darin überein, dass 16 von den am höchsten verschmutzten 20 Städten der Welt in China liegen. Das geht aus einem Bericht der Weltbank hervor und damit hält China den Rekord.

Nach weit verbreiteter Meinung hat das chinesische Regime die Olympischen Spiele dazu benutzt, um sein Prestige in China und im Ausland zu verbessern.

Meinung von Experten

Die Zeitung der Kommunistischen Partei, „People’s Daily“, zitierte Zhu Tong, einen Experten der Universität Peking. Er erklärte, dass die Luftqualität während der Olympischen Spiele „gut bis ausgezeichnet“ war und bezeichnete den Bericht des „Daily Telegraph“ als „unverantwortlich.“

In einer gemeinsamen chinesisch-amerikanischen Studie wurden acht Wochen vor, während und nach den Olympischen Spielen die Feinstaubpartikel gemessen (PM genannt). Die Messungen fanden an einer Stelle innerhalb der Universität Peking statt, ganz in der Nähe der Anlagen für Tischtennis, Marathon und Fahrradrennen. Die Messungen ergaben PM Konzentrationen während der Olympischen Spiele, die 81 Prozent über dem Standard der Weltgesundheitsorganisation lagen.

Peking investierte 20 Milliarden US Dollar in „grüne Olympische Spiele“ und ordnete während der Spiele ein Fahrverbot für Fahrzeuge in der Stadt an. Außerdem wurden Fabriken in den umliegenden Provinzen geschlossen. Die Studie zeigt jedoch, dass diese Maßnahmen zur Reduzierung der Verschmutzung, um die belastete Luft zu reinigen, weniger effektiv waren als es das Wetter war.

Zhu erklärte, dass die Universität Oregon Beobachtungsstationen in der Universität Peking eingerichtet habe und sagte: „Soweit ich weiß, sollte diese Station keine technischen Probleme haben.“ Aber er kritisierte es als „unwissenschaftlich“, wenn man die Daten dieser Station dazu benutzte, um Rückschlüsse auf die Luftqualität in ganz Peking zu ziehen.

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Aus dem Artikel der „People’s Daily“ wird ersichtlich, dass Wissenschaftler von der Universität Oregon den Experten Zhu von der Universität Peking über die Klagen gegen die Luftverschmutzung während der Olympischen Spiele befragt haben.

Der Artikel liefert kein Anzeichen dafür, dass Zhu selbst tatsächlich einer der fünf Verfasser dieser Studie ist, die zu Beginn dieses Jahres in „Umwelt- Wissenschaft und Technologie“ (Environmental Science and Technology) veröffentlicht wurde und im „Daily Telegraph“ erschienen ist. Auch wird im „People’s Daily“ nicht deutlich, dass der erste Verfasser des Berichts von der Universität Peking kommt wie auch noch zwei weitere der übrigen vier.

Staci Simonich, eine Forscherin der Universität Oregon und Ansprechpartnerin bei der veröffentlichen Studie hat bestätigt, dass Zhu bei der Studie mit geforscht hat. Als Zhu um einen Kommentar gebeten wurde, konnte man ihn nicht erreichen.

„Zhu ist eine exzellenter Wissenschaftler,“ sagte Staci Simonich. Als Reaktion auf die Kritik der „People’s Daily“, dass die Beobachtungsdaten auf ganz Peking übertragen worden seien, erklärte Simonich: „Wir haben auf einem bestimmten Gebiet der Universität Peking, wo einige Ereignisse der Olympischen Spiele stattfanden, unsere Beobachtungen durchgeführt.“

Die staatliche „Xinhua News“ berichtete, dass Kevin Gosper, Vorsitzender der IOC Pressekommission erklärt habe: „Diese Daten haben keine Bedeutung“, weil die Olympischen Spiele schon seit fast einem Jahr vorbei sind und die erfolgreichsten Olympischen Spiele waren. Sorgen um Umweltverschmutzung bei Olympischen Spielen im Jahre 2008 tat Gosper ab.

Simonich entgegnete: „Die Wissenschaft und die wissenschaftlichen Daten, die in der Zeitung veröffentlicht wurden, haben eine Bedeutung. Ich gebe allerdings zu, dass sie für das Olympische Komitee – die Spiele haben schließlich vor einem Jahr stattgefunden – jetzt nicht mehr von Bedeutung sind.

Propagandaministerium

Nach Aussagen Cheng Xiaonongs, des China Experten und Herausgeber des Journals „Modern China Studies“ sind die Berichte der chinesischen Medien über die Umweltverschmutzung während der Olympischen Spiele wahrscheinlich auf Befehl des chinesischen Propagandaministeriums erschienen.

Wenn es um internationale Themen geht, erklärt Cheng, dürfen die chinesischen Medien nicht unabhängig ihre eigene Meinung äußern. „Das Propagandaministerium gibt ihnen täglich detaillierte Instruktionen, worüber sie berichten sollen und für gewöhnlich setzen sie chinesische Experten ein, die für die Regierung sprechen.“

Nach den Interviews mit Zhu und Gosper in der „People’s Daily“ und der „Xinhua“ brachten die chinesischen Medien Schlagzeilen wie: „Chinesischer Experte weist Berichte der ausländischen Medien zurück, dass die Olympischen Spiele von Peking die größte Umweltverschmutzung gezeigt hätten“ (Sohu News); „Professor der Universität Peking kritisiert die Behauptung, dass die Olympischen Spiele von Peking die Spiele mit der größten Umweltverschmutzung gewesen seien.“(Chinese Economic Net ce.cn); „Ausländische Medien diffamieren die Olympischen Spiele von Peking und Mitglied des IOC schafft Gerüchte aus der Welt.“(Titan 24 Sports Net).

Cheng erklärte, dass die übertriebene Rhetorik der oben genannten Schlagzeilen ein allgemeines Phänomen in chinesischen Medien widerspiegele. „Das Propagandaministerium legt fest, welche Medien die ursprünglichen Berichte bringen, die „universale Berichte“ genannt werden(tong gao) und fordert von anderen Medien, dass sie diese mit veränderten Überschriften bringen.“ Die Originalberichte erscheinen meistens in „People’s Daily“ und „Xinhua News“.

Um der Kommunistischen Partei den Grad ihres Gehorsams zu zeigen, tendieren die anderen Medien dazu, kampfstarke und sogar extreme Schlagzeilen herauszubringen. „Für die Kommunistische Partei sind die chinesischen Medien zu bellenden Hunden geworden.“ Staci Simonich lehnte es ab, vor ihrem Forschungsteam die Reaktion der chinesischen Medien zu kommentieren.

Originalartikel (englisch): http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/18926/

 



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