Armut in Deutschland: „Am besten verschweigen“

In einer Analyse zu einem Spiegel-Kommentar befasst sich Bettina Hammer von Telepolis mit Meinungsbildung in Medien am konkreten Beispiel.
Titelbild
In der Suppenküche des Franziskanerklosters in Pankow am 15. Dezember 2015 in Berlin, DeutschlandFoto: Sean Gallup / Getty Images
Epoch Times25. Februar 2016

“Pssst, nicht über die Armut in Deutschland reden, bitte!”, lautet der Titel einer Analyse zu einem Spiegel-Kommentar zum Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, auf Telepolis. Der Titel des Spiegel-Kommentars lautet: “Sozialverband: Der gefährliche Blues vom bitterarmen Deutschland.” 

Die Armut verharre auf hohem Niveau und habe sich seit der Veröffentlichung des letzten Berichts in 2015 enorm verschärft, erklärt Verbandschef Schneider zum Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2016. Vor allem in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Bundesweit seien 15,4 Prozent der Menschen arm, bei den Kindern und Jugendlichen seien es sogar etwa 19 Prozent.

Kommentator Guido Kleinhubbert schreibt im Spiegel, es sei fahrlässig, den Eindruck zu erwecken, dass es vielen Menschen in Deutschland immer schlechter ginge. Wer wider besseres Wissen so tue, als könnten immer mehr Männer und Frauen trotz harter Arbeit oder gestiegener Hartz IV-Bezüge kein würdiges Leben führen und zum Beispiel ihren Nachwuchs nicht mehr angemessen ernähren, der handele verantwortungslos. Dieser trage weitere Unruhe in jene Teile der Bevölkerung, die wegen der Flüchtlingskrise ohnehin schon verunsichert sind, und treibe denjenigen Wähler und Unterstützer zu, denjenigen die einfache Antworten liefern.

“Das ist gerade in diesen Zeiten äußerst gefährlich. Denn wer dem Paritätischen Wohlfahrtsverband seine Botschaft einfach so abkauft, den kann schnell die Wut packen – auf ein System, das die eigenen Bürger angeblich in Armut vegetieren lässt”, so Kleinhubbert weiter. Er fasst im Lead zusammen: “Eine solche Schwarzmalerei ist gefährlich gerade in Zeiten der Flüchtlingskrise.”

Bettina Hammer schreibt dazu: “Subtil aber durchaus geschickt verschiebt er damit die sachliche Diskussion darüber, ob die Zahlen aussagekräftig sind oder nicht, ins Abseits und ersetzt sie durch eine Kritik daran, überhaupt über Armut zu sprechen.”

Seine Argumentation erinnere an die derzeit in den USA überbordenden Ideen der "Safe Spaces", die Menschen in möglichst vielen Situation von allem, was sie eventuell in irgendeiner Form triggern könne, bewahren sollen, so Hammer.

Was anfangs noch vor Diskriminierung schützen sollte, wäre mittlerweile in den USA zur Gefahr für freie Rede, Lehre und Kommunikation geworden und diene auch als Zensurinstrument, so Hammer. Herr Kleinhubbert agiere ebenso, wenn er den Verkünder der Botschaft, dass in Deutschland Menschen von Armut bedroht seien oder bereits in dieser lebten, als quasi Rattenfänger und verantwortungslosen Agitator darstelle, der bei anderen ja die Wut u.a. auch gegen Flüchtlinge triggere.

“Dies zu allem Überfluss noch mit einer vermeintlichen Sorge um die Flüchtlinge und die "verunsicherte Bevölkerung" zu garnieren, ist perfide, da so die Diskussion im allgemeinen erstickt wird, weil sie als "Trigger" für fremdenfeindliches Denken dienen könnte.” Es sei der Versuch, ein unter der falschen Flagge der Humanität segelndes Schiff namens Verschweigen auf den Weg zu schicken, das der "verunsicherten Bevölkerung" suggerieren solle, dass es doch allen irgendwie gut ginge – nur manchen eben mehr und manchen weniger, so Hammer auf Telepolis. (dk)



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