BASF-Aufsichtsratschef kritisiert Bundesregierung – „Die Bürger werden an der Nase herumgeführt“

"Die Bundesregierung verfolgt mittlerweile eine Informationspolitik, die mit der Realität wenig zu tun hat, bezahlt mit Steuergeld", kritisiert der Aufsichtsratsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF Hambrecht. Konkret bezog Hambrecht sich auf eine Informationschrift des Bundeswirtschaftsministeriums zur Energiewende mit dem Titel "Unsere Erfolgsgeschichte".
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Der Aufsichtsratsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF, Jürgen Hambrecht.Foto: SASCHA SCHUERMANN/AFP/Getty Images
Epoch Times4. März 2017

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF, Jürgen Hambrecht, hat die Bundesregierung in scharfer Form kritisiert.

„Die Bundesregierung verfolgt mittlerweile eine Informationspolitik, die mit der Realität wenig zu tun hat, bezahlt mit Steuergeld“, sagte Hambrecht der „Welt“ (Samstagausgabe). An dem Gespräch mit der Zeitung nahm auch der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) teil.

Konkret bezog Hambrecht sich auf eine Informationschrift des Bundeswirtschaftsministeriums zur Energiewende mit dem Titel „Unsere Erfolgsgeschichte“. Darin seien „zig Seiten Lobhudelei über sinkende Stromkosten und sichere Versorgung“ zu lesen. „So etwas ärgert mich massiv, damit werden die Bürger an der Nase herumgeführt“, sagte Hambrecht.

Tatsächlich sei die Energiewende „ein Riesenmurks. Die Kosten steigen immer weiter, und die Versorgungssicherheit ist extrem gefährdet, wenn wir nach der Kernkraft nun auch noch aus Kohle und Gas aussteigen wollen.“

Hambrecht warf der Politik Untätigkeit in der Energiewende vor. „Ich war ja in der Ethikkommission, die einen Ausstieg aus der Kernenergienutzung bewerten sollte. Wir haben damals vorgeschlagen, beschleunigte Verfahren zum Aufbau der Infrastruktur für die Energiewende zu schaffen. Machen wir, wurde uns versprochen. Doch nichts ist passiert. Wir können uns dieses Nichtstun nicht mehr leisten!“, so der Manager.

Generell kämen in der Tagespolitik gute Konzepte und Visionen oft zu kurz: „Wir brauchen mehr Entschlossenheit und Lust auf Zukunft.“ Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der BASF kritisierte auch das Verhalten der Politik im Zuge der Verkaufsgespräche über Opel. Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl müssten sich die Politiker positionieren: „Nur nimmt das inzwischen bedenkliche Ausmaße an.

General Motors wird vorgeworfen, man habe sich um Opel nie gekümmert. Das ist doch an den Haaren herbeigezogen! Wenn ein Unternehmen wie GM 18 Jahre Verluste hinnimmt und dennoch versucht, die Firma mit Innovationen etwa im Bereich Elektromobilität nach vorn zu bewegen, wo fehlt dann das Engagement?“, kritisierte Hambrecht.

Die Automobilindustrie stehe vor einem Transformationsprozess. Opel sei dafür gut aufgestellt, habe gute Modelle. „Und bei Peugeot hat Opel – anders als bei GM – auch endlich die Chance, sich global aufzustellen. Ich würde das positiv angehen, Kampfgeist entwickeln nach dem Motto: Das wuppen wir jetzt“, sagte Hambrecht. Als Problem sieht Hambrecht auch die zunehmend globalisierungskritische Bevölkerung.

Die Wirtschaft trage daran eine Mitschuld, so der Manager. „Die Wirtschaft hat den Fehler gemacht, die Lobby-Gruppen nicht ernst zu nehmen. Diese Pressure-Groups sind klein, gemessen an der Zahl ihrer Mitglieder, aber gehen sehr professionell vor. Sie argumentieren mit Emotionen, die Wirtschaft mit Fakten. Und wo Fakten auf Emotionen treffen, bleiben in der Regel die Fakten auf der Strecke. Demokratische Entscheidungen sollten aber immer auf der Analyse von Fakten und deren Bewertung basieren. Wenn uns das nicht mehr gelingt, haben wir alle ein Problem“, sagte Hambrecht. (dts)



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