Berliner U-Bahn-Treter kann sich an Tat nicht erinnern – bittet um Entschuldigung

Svetoslav S. will sich persönlich bei der Frau entschuldigen, die er Ende letzten Jahres die Treppe runtergekickt hatte. Er könne sich nicht an die Tat erinnern, so der Angeklagte – doch als er die Tat später auf Videos sah, fand er das Gesehene "selbst grauenhaft".
Titelbild
Svetoslav S. versteckt sein Gesicht beim zweiten Prozessauftakt im Berliner Kammergericht am 26. Juni 2017.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times26. Juni 2017

Der durch Überwachungsbilder bundesweit bekannt gewordene Treppentreter von Berlin hat zum Prozessauftakt seine Tat eingeräumt.

„Ich kann mich jedoch nicht daran erinnern, wie es dazu kam“, ließ Svetoslav S. am Montag vor dem Landgericht Berlin von seinen Verteidiger erklären. Er wolle sich persönlich bei der Frau entschuldigen, die er vor neun Monaten die Treppe am U-Bahnhof Hermannstraße hinunter getreten hatte.

Der 28-Jährige ist der gefährlichen Körperverletzung angeklagt und muss sich zudem wegen des Vorwurfs exhibitionistischer Handlungen verantworten. Er soll zwei Wochen vor dem Angriff auf dem Neuköllner U-Bahnhof auf offener Straße vor drei Frauen masturbiert haben. Zu diesem Vorwurf wollte sich der Bulgare aber nicht äußern.

Prozess musste wegen Voreingenommenheit einer Schöffin vertagt werden

Beim ersten Prozessauftakt vor eineinhalb Wochen hatte das Gericht einem Antrag der Verteidigung stattgegeben, die eine Schöffin wegen Voreingenommenheit abgelehnt hatte. Das Verfahren platzte daraufhin. Nach Berufung eines anderen Schöffen konnte nun die Anklage verlesen werden. (Lesen Sie HIER: Berlin: Prozess gegen U-Bahntreter neu aufgerollt – Schöffin nicht geeignet)

Alkohol- und Drogenkonsum: Svetoslav kann sich an Tat nicht erinnern

S. ließ erklären, er habe in der Tatnacht zum 27. Oktober neben Bier und Wodka auch Haschisch, Chrystal Meth und Kokain konsumiert. „Im Laufe des Abends hat mich mein älterer Bruder provoziert“, sagte S. über einen seiner Begleiter.

Da er zudem Streit mit seiner Frau gehabt habe, sei er frustriert gewesen. An den Angriff habe er keine Erinnerung, erklärte S. – erst Mutter und Schwester hätten ihm das Video gezeigt. „Ich fand das, was ich gesehen haben, selbst grauenhaft.“

Angeklagter nicht voll schuldfähig?

Svetlanka M. bestätigte vor Gericht weitgehend die Aussagen ihres Manns. Zusammen haben die beiden drei Kinder. Einen Eheschein hingegen haben sie nicht: Sie wurden im Alter von 15 Jahren verheiratet. Vor einem Jahr seien sie nach Berlin gekommen und lebten vom Kindergeld sowie von Gelegenheitsjobs des Angeklagten, sagte die 27-Jährige.

Die Ehefrau erklärte das Verhalten des Angeklagten mit einer schweren Kopfverletzung, die S. bei einem Autounfall erlitten habe. Ihr Mann sei seitdem aggressiv, trinke viel und kiffe täglich. Ein Gutachter sollte zur psychischen Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten aussagen. Womöglich ist S. nicht voll schuldfähig.

Trett-Opfer: Armbruch und Platzwunde nach Sturz

Der hagere Mann mit schwarzem Haar und vernarbtem Gesicht sitzt seit Mitte Dezember in Untersuchungshaft. Er schaute weg, als die zur Fahndung veröffentlichte Videosequenz zusammen mit Aufnahmen anderer Kameras im Gerichtssaal vorgeführt wurde.

Sie zeigt, wie eine junge Frau in schwarzer Kapuzenjacke die Treppe zum Gleis hinabsteigt. Von hinten eilt S. heran und tritt der Frau mit Wucht zwischen die Schulterblätter.

Die Frau stürzt mit dem Oberkörper voran die Stufen hinab. Sie bricht sich einen Arm und erleidet eine Platzwunde am Kopf. S. und seine drei Begleiter entfernen sich vom Tatort, während Zeugen der Frau zu Hilfe eilen.

Am Donnerstag soll die Geschädigte vor Gericht aussagen. Dann begegnen sich Opfer und Täter erstmals von Angesicht zu Angesicht. (afp)

Mehr dazu:

Richter entscheidet: Berliner U-Bahn-Treter kommt in Untersuchungshaft

Haftbefehl gegen brutalen Bahnhof-Treter erlassen – Bulgarische Polizei: Angreifer nicht in Bulgarien

Berlin-Neukölln U-Bahn-Tritt: Polizei entlässt Begleiter – „Werden Haupttäter bekommen“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion