Bertelsmann-Studie: „Populistische“ Einstellungen in Deutschland verbreitet, aber nicht mehrheitsfähig

Neun Wochen vor der Bundestagswahl stellt die Bertelsmann-Stiftung heute eine Studie zu "populistischen" Einstellungen von Wählern und Nichtwählern in Deutschland vor.
Titelbild
Deutschland FlaggeFoto: TOBIAS SCHWARZ/Getty Images
Epoch Times25. Juli 2017

Sogenannte populistische Einstellungen sind einer Studie zufolge zwar auch in Deutschland verbreitet, aber nicht mehrheitsfähig.

Knapp 30 Prozent der Wahlberechtigten sind zwar „populistisch“ eingestellt, wie eine am Dienstag von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Studie ergab. Doch jeweils mehr als ein Drittel lehnt solche Positionen ab (36,9 Prozent) oder stimmt ihnen nur teilweise zu (33,9 Prozent).

„Populisten“ vertreten laut der Studie in Deutschland zudem „eher moderate und keine radikalen Ansichten“. Sie lehnen demnach demokratische Institutionen oder die EU nicht grundsätzlich ab, sondern kritisieren ihr Funktionieren. Für etablierte Parteien lohne es sich daher nicht, „im Wahlkampf populistischen Extrempositionen hinterherzulaufen“. Stiftungsexperte Robert Vehrkamp zeigte sich überzeugt: „Von einer Stunde der Populisten ist das politische Klima vor der Bundestagswahl weit entfernt.“

Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap zwischen Juli 2015 und März 2017 dreimal jeweils mehr als 1600 Wahlberechtigte zu ihren politischen Einstellungen. Als populistisch wurden in der Untersuchung Menschen eingestuft, die sich auf Grundlage eines Fragebogen vollständig zu insgesamt acht verschiedenen „antipluralistischen, Anti-Establishment- und Pro-Volkssouveränität-Aussagen“ bekennen.

Doch auch unter den „populistisch“ eingestellten Wählern befürworten mehr als zwei Drittel (69 Prozent) die Mitgliedschaft in der EU. Die große Mehrheit von 85 Prozent unterstützt die Demokratie als politisches System. Allerdings sind mehr als drei Viertel (79 Prozent) von ihnen der Auffassung, dass die EU-Integration zu weit gegangen sei. Rund die Hälfte (52 Prozent) ist mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland eher nicht oder überhaupt nicht zufrieden.

„Populisten in Deutschland sind häufig enttäuschte Demokraten, aber keine radikalen Feinde der Demokratie“, erklärte Studienautor Vehrkamp. Im Vergleich etwa zu den USA oder Frankreich zeige sich vor allem, dass in Deutschland die Kritik am politischen Establishment deutlich schwächer ausgeprägt sei. Am stärksten mobilisieren lassen sich „Populisten“ in Deutschland laut der Studie derzeit durch die Flüchtlingspolitik.

Die Autoren untersuchten auch den Zusammenhang zwischen populistischen Einstellungen und Parteipräferenzen. Die Partei mit den „unpopulistischsten“ Wählern ist demnach die CDU. Sie erreicht bei nicht „populistisch“ eingestellten Wählern eine Zustimmung von bis zu 60 Prozent, aber weniger als 20 Prozent unter den „Populisten“. Die SPD ist beispielsweise in beiden Lagern etwa gleich stark.

Die Wählerschaft der AfD ist dagegen laut Bertelsmann-Stiftung „eindeutig rechtspopulistisch“. Bei Wählern mit „ausgeprägt rechtpopulistischer Verortung“ erzielt die Partei demnach mit rund 60 Prozent ihre höchsten Zustimmungswerte. (afp)



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