Bildungsniveau, Wertschätzung für Demokratie und Fluchtursache: Das sind Ergebnisse einer Befragung von Flüchtlingen

Die große Mehrheit der seit 2013 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge hat keinen Berufs­- oder Hochschulabschluss – der Wunsch nach Bildung und Arbeit ist jedoch groß. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie, die in Berlin vorgestellt wurde.
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Flüchtlinge in Deutschland auf Jobsuche.Foto: Carsten Koall/Getty Images
Epoch Times15. November 2016

Die Allgemeinbildung der Flüchtlinge ist sehr unterschiedlich. Nur wenige haben einen Berufs-­ oder Hochschulabschluss – der Wunsch nach Bildung und Arbeit ist jedoch groß. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie, die in Berlin vorgestellt wurde.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sieht in den Ergebnissen eine Basis für Verbesserungen in der Integrationspolitik.

Bildungsniveau deutlich unter dem der deutschen Bevölkerung

Der vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung erhobenen Studie zufolge liegt das Bildungsniveau der Geflüchteten deutlich unter dem der deutschen Bevölkerung. Während 58 Prozent der erwachsenen Flüchtlinge zehn Jahre und mehr in Schule, Ausbildung und Studium verbrachten, sind es bei den Deutschen 88 Prozent.

Auffällig ist der Wunsch nach Bildung in Deutschland: Fast die Hälfte der Flüchtlinge – 46 Prozent – würde gerne einen Schulabschluss in Deutschland machen, 66 Prozent einen beruflichen Abschluss.

Der Studie zufolge besuchten 37 Prozent der Flüchtlinge in ihrer Heimat eine weiterführende Schule, 31 Prozent eine Mittelschule. zehn Prozent nur eine Grundschule und neun Prozent gar keine Schule. Sieben Prozent machten keine Angaben, fünf Prozent waren auf sonstigen Schulen, ein Prozent befindet sich in Deutschland in der Schule.

19 Prozent der Geflüchteten besuchten Universitäten und andere Hochschulen besucht. Weitere zwölf Prozent nahmen an einer Ausbildung teil, sechs Prozent haben einen beruflichen Abschluss. Den geringen Anteil an beruflicher Bildung begründeten die Studienmacher damit, dass es in den meisten Ländern kein mit Deutschland vergleichbares Ausbildungssystem gebe.

Wertschätzung für Demokratie und Gleichberechtigung

In den Wertvorstellungen ergab die Befragung vor allem bei der Wertschätzung für die Demokratie hohe Übereinstimmungen. So unterstützen 96 Prozent der befragten Geflüchteten die Aussage, dass „man ein demokratisches System haben sollte“. 92 Prozent sagten, dass „gleiche Rechte von Männern und Frauen“ ein Bestandteil von Demokratien seien.

Unterschiede stellte die Studie aber bei der Aussage fest: „Wenn eine Frau mehr Geld verdient als ihr Partner, führt dies zwangsläufig zu Problemen.“ Dies sehen 29 Prozent der Geflüchteten so, aber nur 18 Prozent der deutschen Vergleichsgruppe.

Nahles nannte es als Ergebnis besonders wichtig, dass der Wunsch nach Bildung bei den Flüchtlingen wichtiger sei als bisher angenommen. Außerdem hob sie die hohe Zustimmung zu gleichen Rechten für Frauen hervor. „Ich hoffe, dass diese Erkenntnisse zur Versachlichung der Debatte in Deutschland beitragen werden“, erklärte die Ministerin.

Fluchtursache

Der Befragung zufolge war die Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg mit 70 Prozent die mit Abstand bedeutsamste Fluchtursache. Andere wichtige politische Motive seien Verfolgung (44 Prozent), Diskriminierung (38 Prozent) und Zwangsrekrutierung (36 Prozent) gewesen.

Aber auch schlechte Lebensbedingungen nannten die Befragten als Fluchtursache (39 Prozent). Ebenso stellte die wirtschaftliche Situation im Herkunftsland für fast jeden dritten Flüchtling (32 Prozent) einen Grund zur Flucht dar.

Bei der Studie handelt es sich um die erste repräsentative Befragung der seit 2013 eingereisten Flüchtlinge. Befragt wurden von Juni bis Oktober insgesamt 2.349 Flüchtlinge, die zwischen dem 1. Januar 2013 und dem 31. Januar dieses Jahres einreisten.

2015 kamen etwa 890.000 Asylbewerber nach Deutschland. In diesem Jahr waren es bis Ende Oktober weitere knapp 290.000 Flüchtlinge. (afp/dpa)



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