Das Geheimnis der Drachenrobe

Gewänder sollten den Kaiser schmücken und dem Volk Glück verheißen
Titelbild
Der 85-jährige Qianlong-Kaiser (regierte von 1735 bis 1796) im Zeremonialgewand. (Foto: Wikipedia)
Von 25. Januar 2008

Ein altes chinesisches Sprichwort besagt, dass die Regentschaft eines Kaisers mit dem Umhängen seines Gewandes beginnt. Wie getreu dieses Sprichwort die Wirklichkeit widerspiegelt, beweisen Funde kaiserlicher Gewänder aus der letzten Qing-Dynastie (1644-1911). Über viele Dynastien hinweg war die Bekleidung in China ein Statussymbol, ein Markenzeichen, anhand dessen man die gesellschaftliche Stellung eines Menschen ablesen konnte. So war das Fell des schwarzen Fuchses und die Farbe Gelb nur höheren Beamten und der kaiserlichen Familie vorbehalten. Ein einfacher Bürger durfte solche Kleidung weder anziehen noch besitzen, sondern nur verkaufen. Verstöße gegen diese Regel zogen schwere Strafen nach sich, eine der härtesten Strafen war der Tod.

Hufeisenärmel und Umhängekragen

Die Geburtsstunde der Qing-Dynastie schlug mit der Eroberung des chinesischen Reiches um 1644 durch die Mandschu. Die Mandschu waren ein Reitervolk aus dem Nordosten Chinas, die gegen Ende der Ming-Dynastie das damalige chinesische Reich eroberten. Den hochentwickelten Chinesen hatten die Mandschu an Kultur, Tradition, Bräuche und Wissenschaft jedoch wenig entgegenzusetzen. Sie übernahmen nicht nur das fortschrittliche System des Beamtentums, sondern auch die chinesische Schriftsprache, Riten und Bräuche – bis hin zu Weltanschauungen und Religionen. Die Mandschu bewunderten einerseits die hochentwickelte chinesische Kultur, die sie nach ihrer Eroberung vorfanden, waren aber andererseits auch stolz auf ihre eigenen Wurzeln.

Bevor die Mandschu seßhaft wurden, galt Reisebekleidung als wichtigstes Gut. Diese bestand vorwiegend aus Tierhäuten, wobei sich der Schnitt nach der Form des erlegten Wildes richtete, da so eine optimale Rohstoffnutzung garantiert werden konnte. Der Einfluß mandschurischer Bekleidungstradition auf die kaiserliche Garderobe ist an den Hufeisenärmeln und dem Umhängekragen zu erkennen. Da die Mandschu ursprünglich im Nordosten Chinas von der Jagd lebten, war der Schutz vor Kälte wichtig. Die langen Ärmel mit den Enden in Hufeisenform, die über die Hände gelegt wurden, dienten dem Schutz vor Kälte. Auch der umgehängte Kragen diente als Kälteschutz bei langen Jagdausritten.

Doch die langen Ärmel mit den Enden in Hufeisenform stellten sich im Alltag am Kaiserhof als ungeeignet heraus. Deshalb wurden die Ärmel im Alltag hoch- und nur zur Begrüßung hinuntergekrempelt. Diese Angewohnheit des Kaisers und seiner Beamten übertrug sich auf das Volk. So wurde das Ärmel hinauf- und hinunterkrempeln zu einem chinesischen Begrüßungsritual.

Das aufwändigste Gewand unter dem ganzen Himmel

Bevor ein Gewand das ehrwürdige Haupt eines chinesischen Kaisers der Qing-Dynastie berühren durfte, beanspruchte es die Arbeit eines höfischen Schneiders für zweieinhalb Jahre. Es gab für die Anfertigung der Kleider eine eigene Palastschneiderei. Sie entwarf zunächst Stoffmuster und Schnitt, die sodann vom Kaiser und den höchsten kaiserlichen Beamten genehmigt werden mußten. Anschließend wurden die Muster in Seidenmanufakturen in Auftrag gegeben. Die fertigen Stoffe wurden von einer anderen Manufaktur geschnitten, einer weiteren zusammengenäht und schließlich bestickt. Für das Besticken wurden die edelsten Garne verwendet, darunter auch Fäden aus echtem Gold. Allein für diese Stickarbeit hatte der Kaiser 500 Kunsthandwerker sowie zusätzlich 40 für die Goldstickerei.

Für jeden Anlass das richtige Gewand

Die kaiserliche Garderobe zur Zeit der Qing-Dynastie umfaßte Kleider und Gewänder jeglicher Art. Es gab Festgewänder, spezielle Gewänder zu zeremoniellen Anlässen, Reisekleidung, Gewänder gegen Unwetter wie Schnee oder Regen sowie Alltagsroben für die Privatgemächer oder die Außenanlagen. Je nach den Witterungsbedingungen waren sie entweder gefüttert oder ungefüttert, aus den Materialien Seide, Leder oder auch Baumwolle. Zur Vollkommenheit der kaiserlichen Roben trugen auch die Farben bei. Zu den Farben, die nur dem Kaiser vorbehalten waren, gehörte neben dem hellen Gelb, auch Rot, Blau und Hellblau. Dabei wurde Gelb als Farbe für festliche Anlässe am meisten getragen. Die anderen drei Farben waren den zeremoniellen Opfertagen in den drei großen Tempeln vorbehalten: Blau trug der Kaiser im Himmelstempel, Rot im Sonnentempel und Hellblau im Mondtempel. Für jedes Gewand bekam der Kaiser auch einen passenden Gürtel und eine passende Kopfbedeckung.

Die allseits bekannte, mit goldenen Drachen bestickte sogenannte „Drachenrobe“ gehört zu den Festgewändern, die der Kaiser nur zu besonders glückverheißenden Feiertagen eines Jahres trug.

Gelb wurde für festliche Anlässe getragen, während die anderen 3 Farben den Opfertagen vorbehalten waren.

Für alle anderen festlichen Anlässe, wie zu Hochzeiten, Opfertagen und dem Neujahr, gab es das einfache Festgewand.

Die zwölf Muster des Drachengewandes

Die Gewänder des Kaisers waren übersät mit kunstvollen Ornamenten und verschlüsselten Glückssymbolen: Der Drache dominierte auf jedem kaiserlichen Gewand. Als wichtigstes Element des Konfuzianismus symbolisierte er die Macht des Kaisers selbst. So befanden sich auf der „Drachenrobe“ von neun Drachen jeweils einer auf den beiden Schultern, ein weiterer auf dem Rücken und je einer auf dem Brustteil des Ober- und Untergewandes; die restlichen vier Drachen waren am Saum der kaiserlichen Robe.

Die Drachenrobe sollte den Kaiser nicht nur schmücken, sondern auch dem Volk Glück verheißen. Neben dem Drachen befanden sich darauf noch elf andere Glückszeichen: 日 (ri) – Sonne, 月 (yue) – Mond und 星辰 (xing chen) – Sterne als Symbol der drei strahlenden Lichtquellen; 群山(qun shan) – der Berg für den Schutz der Regentschaft des Kaisers in alle vier Himmelsrichtungen; 华虫 (hua chong) – das Insekt für die Weisheit des Kaisers; 宗彝 (zong yi) – die Weinschale für seine Rechtschaffenheit, Treue und Pietät; 藻 (zao) – die Wasserpflanze für seine Reinheit; 火 (huo) – das Feuer für seine Aufrichtigkeit; 粉米 (fen mi) – der Reis für Reichtum; 黼 (fu) – die Axtmuster in schwarzem und weißem Ornament als Zeichen für die Entschlossenheit und Kühnheit des Kaisers und 黻 (fu) – die Muster mit schwarzem und grünem Ornament galten als Symbol seiner Aufrichtigkeit.

Ein weiteres Zeichen auf den Gewändern des Kaisers war die rote Fledermaus, die in der chinesischen Sprache der Bedeutung von „sintflutartig herbeieilendem Glück“ phonetisch identisch ist. Auf dem Unterrock befanden sich zudem die Weltmeere und die Weltenberge. Denn traditionellerweise sahen die Chinesen den Kaiser nicht nur als Herrscher über China, sondern als „Sohn des Himmels“ über die gesamte Welt herrschend an.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion