Das Schlagloch lässt grüßen

Warum nur haben wir trotz der mit Konjunkturprogrammen geförderten Ausbesserungsarbeiten im Jahr 2010 nun schon wieder die gleichen Probleme und noch mehr?
Titelbild
Dringt Wasser in die Ritzen von geflicktem Asphalt ein und friert es, dann platzen die Stellen wieder auf und werden später durch Schmelzwasser weiter ausgeschwemmt.Foto: Matthias Kehrein / The Epoch Times
Von 11. Januar 2011

Der Regen bringt es an den Tag, viele Straßen konkurrieren mit dem löchrigen Schweizer Käse, nur kann es unseren Zähnen egal sein, wenn sie mal auf Luft beißen, die Räder unserer Autos dagegen donnern hinein in die Überraschungslöcher. Zerschlissene Reifen und Felgenverlust sind noch Schäden der harmlosen Sorte, Achsbrüche und Unfälle können ebenso die Folge sein. Warum nur haben wir trotz der mit Konjunkturprogrammen geförderten Ausbesserungsarbeiten der Straßen im Jahr 2010 nun schon wieder die gleichen Probleme und noch mehr?

„Aufgrund der Vorschädigung kann sich das jüngste Schlaglochdesaster zu einer schlimmen Fahrbahn-Katastrophe auswachsen“, sagte Rainer Hillgärtner, Sprecher des ACE Auto Club Europa, auf unsere Frage. Er meint, dass Sondermittel und Notprogramme alleine die absehbaren Straßenschäden nicht mehr abwenden könnten. Das politische Argument, Bund, Länder und Gemeinden litten unter Schulden und es fehle ihnen das Geld für die Sanierung der Verkehrswege, will der ACE so nicht gelten lassen. „Schlaglöcher sind genauso schlimm wie Finanzlöcher, sprich Schulden. Sie werden immer größer, wenn nachhaltige Bestandspflege unterbleibt.“

„Schlagloch-Oscar“

„Noch stehen wir am Anfang der Frostperiode und schon klaffen neue tiefe Schlaglöcher im Asphalt“, so Hillgärtner. Die von schweren Lkws im vergangenen Sommer verursachten Spurrillen auf Autobahnen glichen tiefen Ackerfurchen und erhöhten das Schleuder- und Unfallrisiko. Auf vielen Landesstraßen bröckelten die Fahrbahnränder vor sich hin. Selbst in dem als wohlhabend geltenden Baden-Württemberg seien bereits mehr als 40 Prozent der Landesstraßen dringend sanierungsbedürftig. Der Club habe deshalb Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) bereits mit einem „Schlagloch-Oscar“ ausgezeichnet.

Flickschusterei

„Allerdings wurden nach dem letzten Winter, der ja auch schon mehr Schnee hatte, viele Straßen nur provisorisch geflickt. Diese ‚Flickschusterei‘ führte dazu, dass sich die Schäden auf unseren Straßen nun potenzieren“, klagt auch Bernd Hinrichs, Sprecher des Deutschen Asphaltverbands (DAV) e.V. „Wie beispielsweise Autos, müssen auch Straßen gepflegt werden. Wenn Sie sich ein neues Auto kaufen und nie einen Ölwechsel machen, nie zur Inspektion gehen, wird Ihre Freude am neuen Fahrzeug nicht von langer Dauer sein. Genauso verhält es sich mit unseren Straßen. Straßen sind Gebrauchsgüter, die in bestimmten Abständen gepflegt werden müssen, sprich sie müssen einem systematischen Erhaltungsmanagement unterliegen.“

Klotzen statt kleckern

Derzeit werden viele Schlaglöcher mit Kaltasphalt geflickt. Dieser Belag kann auch in der kalten Jahreszeit verbaut werden – anders als Heißasphalt, der nur von null Grad aufwärts eingesetzt werden kann. Mehr als eine Notlösung ist das jedoch nicht. Denn ähnlich wie beim Zahnarzt ist auch ein mit Kaltasphalt geflicktes Schlagloch nicht mehr als eine „provisorische Plombe“.

Dringt das Schmelzwasser in die Ritzen ein und friert es, dann platzen die geflickten Stellen wieder auf. Um eine Generalsanierung der Straße oder zumindest des beschädigten Straßenabschnitts im Frühjahr kommen der Bund oder die Gemeinden nicht herum.

Fahrbahnbefestigungen mit dicken Asphalttragschichten haben sich als besonders langlebig und damit wirtschaftlich erwiesen. Je nach Belastungen gibt es dafür verschiedene Bauklassen.

Schuldenfrei und schlaglochfrei

Mit Begeisterung weist Hinrichs auf das Sanierungskonzept der fränkischen Gemeinde Rednitzhembach hin. Zentraler Punkt war dort zunächst die Umwandlung und Konsolidierung der Gemeindewerke in eine GmbH. Auf den Weg gebracht hat das der parteilose Bürgermeister Jürgen Spahl. Das war vor rund zwölf Jahren. Damit war es der vormals städtischen Einrichtung möglich, wie als Unternehmen auf dem freien Markt mit Zulieferern und Dienstleistern Verhandlungen zu führen. Dinge, die den Gemeindewerken vorher untersagt waren. Mit dieser Entscheidung hatte die Gemeinde mit 7.000 Einwohnern den Grundstein zur Schuldenfreiheit gelegt. Und auch hier gilt: „Auf lange Sicht ist es viel günstiger, Straßen komplett zu sanieren, als Flickschusterei zu betreiben“, so Spahl.

Dass das Prinzip „Rednitzhembach“ nicht auch von anderen Gemeinden umgesetzt wird, hat laut Bürgermeister Spahl im Wesentlichen zwei Ursachen: Erstens stößt er bei seinen Kollegen immer wieder auf Unglauben, dass der eingeschlagene Weg tatsächlich funktioniert und zweitens muss bei der Privatisierung der Gemeindewerke der Gemeinderat auf einen Teil seiner Einflussnahme verzichten. „Wenn kein Geld da ist, hilft alles Jammern nichts, dann muss man die Dinge selbst in die Hand nehmen“, ist Spahls Devise.

An der Wand in seinem Dienstzimmer hängt der passende Spruch: „Wer etwas will, sucht Wege, wer etwas nicht will, sucht Gründe.“

 

 



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