Maas weiter gegen Transitzonen: Deutschland verlängert „Grenzkontrollen“

Wann kommen Transitzonen zur schnellen Abweisung aussichtsloser Bewerber? Gute Frage. Die Union ist gespalten. Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD), kritisiert sie als „eine Art Haftanstalt für Männer, Frauen und Kinder“.
Titelbild
Die Mitte September eingeführten Grenzkontrollen werden bis Anfang November fortgeführt.Foto: Stefan Puchner/dpa
Epoch Times13. Oktober 2015

Deutschland will die sogenannten Kontrollen seiner Außengrenzen in der Migrationskrise bis Anfang November fortführen. Darüber habe Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) den EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos informiert, berichtete „Spiegel Online“ unter Berufung auf das Schreiben.

Demnach will der Ressortchef die Mitte September eingeführten "Kontrollen" wegen des „weiterhin ungesteuerten immensen und nahezu ungebrochenen Zustroms von Drittstaatsangehörigen“ um weitere 20 Tage bis zum 1. November verlängern. Der Streit um die Schaffung von Transitzonen an den Grenzen spaltet weiter die schwarz-rote Koalition.

Streit um Transitzonen

Aus diesen Zonen sollen Asylbewerber ohne Erfolgsaussichten oder ohne Papiere noch vor der Einreise innerhalb kurzer Zeit zurückgeschickt werden können. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte der „Rheinischen Post“, er halte so etwas für sinnvoll. „Die Koalition wird das jetzt vorbereiten“, zeigte er sich überzeugt. „Transitzonen an den Landesgrenzen stehen grundsätzlich im Einklang mit einer EU-Verfahrensrichtlinie, an deren Umsetzung wir arbeiten.“

Justizminister Heiko Maas (SPD) bekräftigte hingegen am Abend in den ARD-„Tagesthemen“ seine Bedenken. Angesichts der Situation an der deutsch-österreichischen Grenze sei davon auszugehen, dass pro Monat etwa 100 000 Menschen unter ein solches Verfahren fallen würden. „Das ist nach unserer Einschätzung überhaupt nicht händelbar“, sagte er.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), kritisierte die geplanten Zonen in der „Rheinischen Post“ als „eine Art Haftanstalt für Männer, Frauen und Kinder“. Das sei „weder praktikabel noch unter humanitären Gesichtspunkten denkbar“.

Auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) äußerte sich „sehr skeptisch“. Derzeit gebe es „noch viel zu viele unbeantwortete Fragen“, sagte er den „Ruhr Nachrichten“. „Das Kanzleramt muss jetzt erst mal ein belastbares Konzept vorlegen.“

Nach einer Umfrage von Anfang Oktober sind sieben von zehn Bürgern (69 Prozent) der Ansicht, dass die Bundesregierung die Verteilung und Registrierung der Migranten eher nicht oder gar nicht unter Kontrolle hat.

Jeder Fünfte traue überhaupt keiner Partei die Lösung der Krise zu, berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf eine Studie des Instituts „policy matters“ im Auftrag der SPD. Vom Krisenmanagement der Kanzlerin sind demnach nur 41 Prozent überzeugt, 55 Prozent „eher nicht“.

„Die Welt“ berichtete, dass viele Migranten noch in Zelten wohnen, die nicht winterfest sind. In den Unterkünften der Bundesländer seien Anfang Oktober rund 42 000 Menschen in Zelten und zeltähnlichen Unterkünften untergebracht gewesen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf eine eigene Umfrage in den Ländern.

Vor besonders großen Herausforderungen stehe Hessen. Dort wohnten rund 6900 von 18 000 Migranten in Zelten – im Verhältnis zur Gesamtzahl der höchste Anteil aller Bundesländer.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion