Entrüstung über Gehaltsgarantie für Air-Berlin-Chef Winkelmann

Die Empörung über die Gehaltsgarantie für Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hält an. Winkelmann ist seit Februar Chef von Air Berlin, die Airline ist mittlerweile insolvent.
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Air-BerlinFoto: AXEL SCHMIDT/AFP/Getty Images
Epoch Times19. Oktober 2017

Die hohe Gehaltsgarantie für Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann sorgt weiterhin für Entrüstung. Politiker von Union, SPD und Grünen warfen dem Manager unethisches Verhalten vor, auch Forderungen nach einer Untersuchung der Abmachungen zwischen der mittlerweile insolventen Airline und Winkelmann wurden laut. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) warb unterdessen um Air-Berlin-Mitarbeiter für die Landesverwaltung.

Der CDU-Wirtschaftspolitiker Christian von Stetten sagte dem „Handelsblatt“, er gehe davon aus, dass der gesamte Komplex der Übernahme von Air Berlin durch die Lufthansa „zu einem späteren Zeitpunkt noch mal untersucht wird“. Er vermute, dass „einiges im Vorfeld abgesprochen“ worden sei, das dem Wettbewerb „nachträglich schaden“ werde.

Von Stetten kritisierte vor diesem Hintergrund das SPD-geführte Bundeswirtschaftsministerium und erhielt dafür Unterstützung vom Vorsitzenden der CSU-Mittelstands-Union, Hans Michelbach. Das „anhaltende Schweigen“ von Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) zu der Entwicklung sei nicht hinnehmbar, sagte Michelbach dem „Handelsblatt“. Es sei eine rasche Untersuchung erforderlich.

Michelbach sprach auch von „Fragen ethischer Natur“, dazu gehöre die Gehaltsgarantie für Winkelmann. Der habe den Posten zu einem Zeitpunkt übernommen, „als bereits erhebliche berechtigte Zweifel an einer wirtschaftlich erfolgreichen Zukunft von Air Berlin bestanden“. Während Winkelmann aber umfassend gegen Risiken abgesichert worden sei, gingen viele Mitarbeiter und Kunden nach der Air-Berlin-Insolvenz leer aus. Dieses Ungleichgewicht stärke nicht gerade das „Vertrauen in unsere Wirtschaftsordnung“.

Scharfe Worte fand auch der neue SPD-Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider und sprach von einer „erschreckenden Raffke-Mentalität“. „In einer Situation, in der Tausende Mitarbeiter vor der Arbeitslosigkeit stehen, ist das einfach nur asozial“, sagte er dem „Handelsblatt“. Die Grünen-Wirtschaftspolitikerin Kerstin Andreae nannte es „unmoralisch, wenn Vorstände ihre Unternehmen regelrecht ausplündern, während ihre Mitarbeiter kurz vor der Kündigung stehen“.

Winkelmann ist seit Anfang Februar Chef der seit Mitte August insolventen Fluggesellschaft Air Berlin. Für den früheren Lufthansa-Manager wurde laut Geschäftsbericht von Air Berlin vereinbart, dass er auch im Falle einer ordentlichen Kündigung sein Grundgehalt von 950.000 Euro im Jahr bis Anfang 2021 bekommt. Für das erste Jahr wurde zudem ein Mindestbonus von 400.000 Euro festgesetzt. Die Zahlungsverpflichtungen wurden durch eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro abgesichert.

Müller sagte im Abgeordnetenhaus, Berlin suche derzeit rund 4000 Beschäftigte. Bei Air Berlin gebe es viel Verwaltungs- und IT-Erfahrung, die auch für die Berliner Verwaltung interessant sei. Zugleich warb er für die Bildung einer Transfergesellschaft: Sowohl die Unternehmen als auch die anderen beteiligten Bundesländer müssten sich daran beteiligen, um Menschen vor direkter Arbeitslosigkeit zu schützen und zu qualifizieren.

Am Hauptsitz von Air Berlin fand am Donnerstag erneut eine Jobbörse statt, bei der der Berliner Senat um neue Mitarbeiter warb. Das Angebot reichte von Jobs in der Verwaltung, bei der Polizei und Feuerwehr über Stellen in Bildungsbereich und dem Justizdienst. Air-Berlin-Chef Winkelmann sprach von einem „vielschichtigen und umfangreichen Jobangebot“. Müller zeigte sich „zuversichtlich“, dass viele Mitarbeiter von Air Berlin eine neue Stelle beim Land finden werden. (afp)



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