Erstmals Journalisten in Facebook-Löschzentrale – doch viele Fragen bleiben

Erstmals durften Journalisten in die streng abgeschirmte Lösch-Zentrale von Facebook. Die Tagesschau berichtete.
Titelbild
Facebook-Logos.Foto: Court/Getty Images
Von 12. Juli 2017

Zum ersten Mal hat Facebook Journalisten in das streng abgeschirmte Löschzentrum in Berlin gelassen. Drei Reporter von Tagesschau und Rbb durften 15 Minuten lang filmen und Mitarbeiter befragen – allerdings nur ausgewählte Mitarbeiter und ohne Kamera. Bei dem Besuch blieben viele Fragen offen, konstatierte Dennis Horn vom WDR. Das Löschzentrum wird von Bertelsmann-Tochter Arvato betrieben.

Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen

In die Kritik war der Betrieb geraten wegen angeblich schlechter Arbeitsbedingungen. Das „Süddeutsche Zeitung Magazin“ und das Onlineportal Mobilegeeks.de hatten von Stress und Überlastung bei Mitarbeitern berichtet.

Es gebe ein mehrstufiges Auswahlverfahren, wo man sich darum kümmere, dass die Mitarbeiter genau wissen, was sie erwartet, sagte Facebook-Sprecher Klaus Gorny nun im ARD-Interview. Gleichzeitig gebe es jederzeit die Möglichkeit, dass Mitarbeiter Unterstützung in Anspruch nehmen könnten, wenn sie einen Inhalt belastend finden.

Laut Facebook und Arvato gebe es keine Nachteile für Mitarbeiter, die psychologische Unterstützung suchten.

Es sei eine Art halbe und gezielte Transparenz gewesen, meinte der ARD-Reporter Dennis Horn nach dem Beitrag.

Die drei ausgewählten Mitarbeiter meinten, dass jemand der die Firma verlassen habe wohl negative Schlagzeilen machen wollte.

„Alle sind stolz, diesen Job zu machen“

„Alle, die ich hier kenne, sind stolz, diesen Job zu machen“, wurde eine Mitarbeiterin von der Tagesschau zitiert. Eine andere meinte, dass sie nach ihrem ersten Enthauptungsvideo erst einmal rausgegangen sei und geheult habe. „Das war aber nur ein einziges Mal so, und jetzt habe ich mich daran gewöhnt.“

Ein Teamleiter des Löschzentrums sagte: „Ich kann schwer beurteilen, wer hier Hilfe braucht und wer nicht.“ Man sei darauf angewiesen, dass Mitarbeiter bei Problemen von sich aus Hilfe suchten.

An jedem Arbeitsplatz seien mittlerweile Aufkleber mit Kontaktdaten von Experten für psychologische Betreuung angebracht, berichtete die „Morgenpost“.

Die Grünen-Politikern Renate Künast hatte vor Kurzem die Löschzentrale besuchen dürfen und danach berichtet, dass laut Betriebsangaben die Anfänger und normalen Mitarbeiter Gewaltvideos gar nicht zu sehen bekommen.

Weiter Fragezeichen um Löschpraxis

Nicht erklärt wurde von Facebook, wie die von Nutzern gemeldeten Inhalte konkret kontrolliert werden und wie das Regelwerk für die Löschentscheidungen aussieht, dass laut Medienberichten hochkomplex und unübersichtlich sein soll.

Auch zu konkreten Zahlen wollte sich Facebook laut Tagesschau nicht äußern – zum Beispiel, wie viele Mitarbeiter mit deutschsprachigen Inhalten beschäftigt sind und wie viele Beiträge sie pro Tag bearbeiten müssen.

Das Löschzentrum soll weiter wachsen: Bis Ende 2017 soll es 700 Mitarbeiter haben.

Tagesschau-Bericht über die Lösch-Zentrale:

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