Modernisierer und Querdenker: Ehemaliger CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ist tot

Der CDU-Politiker Heiner Geißler ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" auf ihrer Internetseite unter Berufung auf den Sohn des Politikers.
Titelbild
Der ehemalige CDU-Generalsekretär und ehemalige Bundesminister, Heiner Geißler.Foto: Thomas Niedermueller/Getty Images
Epoch Times12. September 2017

Er war ein Modernisierer und Querdenker: Der ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren, wie die CDU am Dienstag mitteilte.

Geißler war von 1977 bis 1989 Generalsekretär, der damals mitunter scharf gegen den politischen Gegner polemisierte, aber zugleich seine Partei sozialer ausrichtete. Er war in den vergangenen Jahren unter anderem beim globalisierungskritischen Netzwerks Attac und als Schlichter aktiv.

Geißler polarisierte – sein Leben lang. In Schubladen ließ er sich kaum einsortieren. Der Sohn eines zur Zentrumspartei gehörenden Oberregierungsrats legte sich von seinem Eintritt in den Bundestag im Jahr 1965 bis zu seinem Ausscheiden dort 2002 mit politischen Gegnern wie Parteifreunden an. Der CDU gab Geißler in seiner aktiven Zeit ein an der katholischen Soziallehre orientiertes Programm und verfolgte teils gegen erhebliche Widerstände einen Kurs der Mitte.

Spannungen mit Helmut Kohl

Gerade Geißlers Verhältnis zum früheren Bundeskanzler Helmut Kohl war voller Spannungen. Der damalige CDU-Chef Kohl machte den Jesuitenschüler 1977 zu seinem Generalsekretär. Geißler organisierte danach unter anderem erfolgreich mehrere Wahlkämpfe. 1989 kam es zum offenen Bruch. Zu Kohls Beerdigung im Juli dieses Jahres in Speyer kam Geißler aber.

Auch nach seiner Zeit in der aktiven Politik blieb der passionierte Gleitschirmflieger eine wahrnehmbare Stimme. Seit 2007 war er Mitglied des globalisierungskritischen Netzwerks Attac – und gern gesehener Gast in Talkshows. Mehrfach wurde er als Schlichter in Tarifkonflikten eingesetzt. Eine seine letzten großen Aufgaben war die Moderation im erbitterten Streit um das Bahnprojekt „Stuttgart 21“.

Trauer und Respekt von allen Parteien

Geißlers Tod wurde parteiübergreifend mit Trauer und Respekt aufgenommen. SPD-Außenminister Sigmar Gabriel nannte ihn eine „prägende politische Gestalt der ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik“ und hob insbesondere seine „pointierte Sicht auf die Linke und die Sozialdemokratie“ hervor.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) würdigte Geißler als „Modernisierer und Brückenbauer“, der sich „auf eine ganz eigene Weise um Deutschland, die CDU und die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verdient gemacht“ habe. CDU-Vizechefin Ursula von der Leyen hob insbesondere Geißlers Einsatz für die Interessen von Frauen und Familien hervor.

Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt dankte Geißler auf Twitter für seinen Einsatz gegen Armut, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung. Linkspartei-Chefin Katja Kipping schrieb in dem Kurzbotschaftendienst: „Ein Mahner, ein Streitschlichter, ein Humanist, ein Konservativer – einer, den wir alle gerade in diesen Zeiten vermissen werden“. (afp)

Siehe auch:

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