Friedensmarsch Köln: Ditib kritisiert muslimische Organisatoren und die geplante Anti-Terror-Kundgebung

"Diese Form ist eine öffentliche Vereinnahmung und Instrumentalisierung", sagt Ditib zu dem geplanten Friedensmarsch, der von zwei Muslimen angemeldet wurde. Es wäre eine Schuldzuweisung, stigmatisiert die Muslime und verengt den internationalen Terrorismus auf sie.
Titelbild
Ein Blick auf die Ditib-Moschee in Duisburg, 2009.Foto: Friedemann Vogel/Getty Images
Epoch Times14. Juni 2017

Der türkische Islamverband Ditib hat sich kritisch zu der von zwei Privatleuten angemeldeten Antiterrordemonstration von Muslimen am Samstag in Köln geäußert. „Öffentlich wirksame Aktionen begrüßen wir, lehnen jedoch die Art und Weise, wie dieser angekündigte Marsch organisiert wurde, ab“, erklärte der größte Islamverband Deutschlands am Mittwoch in Köln. „Diese Form ist eine öffentliche Vereinnahmung und Instrumentalisierung.“

Unter dem Motto „Nicht mit uns“ wollen am Samstag in Köln Muslime mit Unterstützung zahlreicher Verbände und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gegen islamistischen Terror und Gewalt demonstrieren.

Zum dem Friedensmarsch werden zehntausend Teilnehmer erwartet, Initiatoren sind die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und der muslimische Friedensaktivist Tarek Mohamad.

Unterstützt wird die Demonstration unter anderem vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und der Türkischen Gemeinde, aber auch von christlichen Gruppen und deutschen Parteien. Zu den zahlreichen Einzelunterzeichnern des Demonstrationsaufrufs zählen zudem führende Politiker von CDU, SPD, Grünen, Linken und FDP ebenso wie der Schriftsteller Navid Kermani und die Fernsehmoderatorin Nazan Eckes.

Ditib schließt sich dem Aufruf zur Demonstration nicht an

Die Türkisch-Islamische Union Ditib unterzeichnete den Demonstrationsaufruf dagegen nicht. „‚Muslimische‘ Demonstrationen, um zu zeigen, dass man sich von den Gewalttätern und ihren Taten nicht vereinnahmen lassen will, gab es bislang ebenfalls unzählige Male in Form von gemeinsamen öffentlichen Stellungnahmen, öffentlichen Gebeten und öffentlichen Initiativen“, hieß es in der Stellungnahme des Verbands vom Mittwoch.

„Den Personen, die diese aktuelle Demonstration organisieren, hätte bewusst sein müssen, dass für eine gemeinsame Veranstaltung Vorgespräche notwendig sind“, erklärte die Ditb.

Weiter hieß es in der Stellungnahme: „Auch hätten wir den betreffenden Personen vorab erklären können, dass am 22. Tag des Ramadan, an dem in Köln von 03:47 Uhr bis 21:55 Uhr gefastet, also nichts gegessen und getrunken wird, es den fastenden Muslimen schlichtweg nicht zumutbar ist, stundenlang in der prallen Mittagssonne bei 25 Grad Celsius zu marschieren und demonstrieren.“

Ditib: Das ist der falsche Weg

„Forderungen nach ‚muslimischen‘ Antiterrordemos greifen zu kurz, stigmatisieren die Muslime und verengen den internationalen Terrorismus auf sie, ihre Gemeinden und Moscheen – das ist der falsche Weg und das falsche Zeichen, denn diese Form der Schuldzuweisung spaltet die Gesellschaft“, erklärte die Türkisch-Islamische Union.

Die Ditib nannte es gleichwohl „ein wichtiges Anliegen, gemeinsame und starke Zeichen gegen den Terrorismus zu setzen“. „In dieser Frage handeln wir allein im Sinne der Muslime – alles andere wäre zu kurz oder egoistisch gedacht – dass die Wirkung solcher Aktionen nicht nachhaltig ist, zeigen die Reaktionen auf bisherige Aktionen und Initiativen.“

So daure es erfahrungsgemäß nicht einmal Wochen, bis erneut Aufrufe an die Muslime laut würden, sich vom Terror zu distanzieren. „Wichtiger ist, dass die Gesellschaft von der kontinuierlichen und unverzichtbaren Basisarbeit insbesondere der organisierten Muslime in Deutschland erfährt, die dazu beitragen, dass wir in Deutschland ein friedfertiges und versöhnliches, tolerantes Islamverständnis leben.“ (afp)



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