Im Umgang mit Muslimen: Berlins Ex-Ausländerbeauftragte für Selbstbewusstsein und Gelassenheit

Es müsse nicht auf "jede unwesentliche Eigentümlichkeit" die es in allen Kulturen und in allen Religionen gebe, mit "gesellschaftlicher Verteufelung" reagiert werden, sagte John.
Titelbild
Gläubige Muslime beim Gebet in einer MoscheeFoto: Getty Images
Epoch Times3. Mai 2016

Die frühere Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) fordert im Umgang mit muslimischen Mitbürgern mehr Selbstbewusstsein und Gelassenheit von den Deutschen. Es müsse nicht auf "jede unwesentliche Eigentümlichkeit" die es in allen Kulturen und in allen Religionen gebe, mit "gesellschaftlicher Verteufelung" reagiert werden, sagte John im Interview der "Welt" mit Blick auf die Diskussion, ob muslimische Männer Frauen den Handschlag verweigern dürfen. Für sie sei beides "spleenig": die Verweigerung des Handschlags, aber auch die empörten Reaktionen darauf.

"Das sind Reflexe, wie sie in geschlossenen Stammesgesellschaften üblich sind", sagte John, die heute Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin ist. In einer offenen Gesellschaft brauche es neue Maßstäbe, was wesentlich und was unwesentlich ist, forderte John.

"Wie wollen wir verträglich zusammenleben, wenn jede unwichtige Normabweichung gleich als Integrationsverweigerung skandalisiert wird?" Sie sei von der Attraktivität der persönlichen Freiheit, die offene Gesellschaften auszeichne, überzeugt. Die über Jahrtausende erkämpften Errungenschaften der Aufklärung und der Demokratie gingen durch einen verweigerten Handschlag nicht kaputt, konstatierte John.

Die Deutschen stellten sich selbst ein Armutszeugnis aus, wenn sie sich "ängstlich und kleinmütig" auf jeden Normabweichler stürzten. "Wir verhalten uns wie Pubertierende, unsicher. Dafür gibt es keinen Grund." Wer sich überfremdet fühle, wenn jemand die Hand nicht zum Gruß reiche, unterwerfe sich letztlich freiwillig, sagte John.

"Wir sollten mehr auf die Traditionen offener Gesellschaften vertrauen. Sie sind das Beste, was Menschen bisher erreicht haben." Dazu gehöre auch das Grundrecht auf Religionsfreiheit. Das Bundesverfassungsgericht habe das strenge Kopftuchverbot für Lehrerinnen deshalb zu Recht gekippt, sagte John. Gerade die Schule sei der Ort, wo das Zusammenleben der Kulturen gelernt werden müsse, so John.

"Die ethnisch oder religiös homogene Gesellschaft gibt es eben nicht mehr, fast nirgendwo. Deshalb brauchen wir eine neue soziale Verkehrsordnung. Dazu gehört der Vertrauensaufbau und nicht die permanente Ausgrenzung."

(dts Nachrichtenagentur)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion