Kauder: Gesetzesentwurf zur „Ehe für alle“ ist „unausgegoren“ – landet vor Verfassungsgericht

Die am Freitag beschlossene "Ehe für alle" sei ein "unausgegorener Gesetzesentwurf", der vor dem Bundesverfassungsgericht landen werde, meint Unionsfraktionschef Volker Kauder. Dieses Gesetz werde unter den Homosexuellen für Verunsicherung sorgen, da sie nicht wissen, ob ihre Ehe wirklich verfassungsrechtlich zulässig sei.
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Symbolbild.Foto: David Silverman/Getty Images
Epoch Times1. Juli 2017

Das Gesetz zur „Ehe für alle“ werde vor dem Bundesverfassungsgericht landen, meint Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU). „Da bin ich mir sicher“, sagte Kauder der Nachrichtenagentur AFP.

Er fürchtet deswegen eine Verunsicherung der Betroffenen. Im Verhalten der SPD, die zusammen mit Linken und Grünen gestimmt hatte, sieht der Unionspolitiker ein klares Zeichen für Rot-Rot-Grün.

Zulässigkeitsstatus des „unausgegorenen Gesetzentwurfs“ wird viele verunsichern

Die Befürworter der neuen Regelung hätten „eine breitere Debatte anstreben sollen, anstatt schnell einen recht unausgegorenen Gesetzentwurf mal eben schnell aus dem Rechtsausschuss zu holen“, kritisierte Kauder.

„So wird in nächster Zeit die Frage, ob die Öffnung der Ehe wirklich verfassungsrechtlich zulässig ist, auch homosexuelle Partner verunsichern, die jetzt im Sinne des Gesetzes heiraten wollen. Wir haben einen unguten Schwebezustand.“

Änderung des Grundgesetzes nötig

Kauder bekräftigte seine Auffassung, dass für die Öffnung der Ehe für alle eine Änderung des Grundgesetzes nötig wäre. Das Gegenargument, dass die Ehe im Grundgesetz heute auch anders als nur zwischen Mann und Frau verstanden werden könne, nannte Kauder „nicht überzeugend“.

Er fügte hinzu: „Eine solche Interpretation des Grundgesetzes, wie sie auch der Bundesjustizminister vertritt, ist fast abenteuerlich. Die Ordnungsfunktion des Grundgesetzes wird ausgehöhlt.“

Kauder: „Mehr Zeit für Beratung wäre angemessener gewesen“

Kauder unterstrich seine Kritik an dem von der SPD vorangetriebenen Schnellverfahren im Bundestag. „Es wäre aus meiner Sicht auch angemessener gewesen, wenn sich der Bundestag für die Entscheidung weitere Zeit zur Beratung genommen hätte. Es ging um eine Frage, die sehr viele Menschen tief bewegt, nicht zuletzt, weil sie den persönlichen Glauben und Grundüberzeugungen berührt. Das Verfahren war dem Thema nicht würdig“, sagte der Fraktionschef AFP.

SPD ist unzuverlässig: „Strebt rot-rot-grüne Koalition an“

Dem Partner SPD in der großen Koalition warf Kauder Unzuverlässigkeit vor. „Letztlich hat die SPD nur gezeigt, dass sie im Zweifel bereit ist, alle Verträge über Bord zu werfen und auch mit Grünen und Linken zu stimmen.“

Der CDU-Politiker wertete dies als „wichtigen Fingerzeig“ auch für den Wahlkampf: „Die SPD braucht nun nicht mehr drum herum zu reden. Jetzt ist klar geworden: Sie strebt eine rot-rot-grüne Koalition an. Das war am Freitag im Bundestag deutlich zu sehen.“

Kauder kritisiert SPD-Abgeordneten und die Grünen

Grundsätzlich zufrieden zeigte sich Kauder mit dem Verlauf der weniger als einstündigen Diskussion im Bundestag. „Es ist gut, dass in der Debatte am Freitag überwiegend der Respekt vor der Ansicht des anderen geäußert wurde“, sagte Kauder. „So sind wir auch in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion miteinander umgegangen.“

Kritik übte Kauder allerdings an der emotionalen Rede des SPD-Abgeordneten Johannes Kahrs sowie am Konfettiregen bei den Grünen: „Einige Töne aus der SPD, wie sie Herr Kahrs angeschlagen hat, und auch das Tischfeuerwerk der Grünen waren aber völlig fehl am Platze. Damit dient man nicht der gesellschaftlichen Befriedung.“

Kahrs hatte sichtlich erbost den jahrelangen Widerstand von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen die Homoehe attackiert und unter anderem gesagt: „Frau Merkel: es war erbärmlich, es war peinlich.“ (afp)

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