Landwirt wegen Giftanschlags auf Bodensee in Verdacht

Titelbild
Undatiertes Polizeifoto zeigt einen Kanister mit Chemikalien den die Polizei bei Sipplingen am Bodensee unweit der Wasserentnahmstelle der Bodenseewasserversorgung geborgen hat. Ein bislang unbekannter Täter hat dort einen Anschlag auf die Trinkwasserversorgung verübt und zwei Kanister mit dem Pflanzenschutzmittel Atrazin im See versenkt. Aus ermittlungstaktischen Gründen haben die Behörden erst jetzt über den bereits vier Wochen zurüeckliegenden Vorfall informiert. Rund vier Millionen Menschen werden mit Trinkwasser aus dem Bodensee versorgt. (AP Photo/Ho / Polizei)
Epoch Times14. November 2005

Friedrichshafen – Den Giftanschlag auf die Trinkwasserversorgung am Bodensee hat nach Einschätzung der Behörden vermutlich ein Landwirt aus Ravensburg verübt, der aber vorerst weiter auf freiem Fuß bleibt.

Die Polizei habe mit 40 Beamten das Anwesen des Bauern durchsucht und mehrere Gegenstände sichergestellt, teilte die Polizei am Montagabend in Friedrichshafen am Bodensee mit. „Der Verdächtige befindet sich weiter auf freiem Fuß“, sagte ein Sprecher. Bei der Durchsuchung seines Anwesens hätten sich keine Hinweise ergeben, die eine Festnahme derzeit rechtfertigten. Die sichergestellten Gegenstände würden untersucht.

Der Landwirt war ins Visier der Fahnder geraten, da er nach Angaben von Oberstaatsanwalt Otto Röding von der Staatsanwaltschaft Konstanz bereits in der Vergangenheit mit einer Vergiftung des Trinkwassers gedroht haben soll. Weitere Details zur Identität machte die Strafverfolgungsbehörde nicht. Nach Behördenangaben bestand für die Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr, da die Wasserversorgung für rund vier Millionen Menschen ständig überwacht werde und die Grenzwerte nie überschritten worden seien.

ZWEI KANISTER GEBORGEN – KEINE GEFAHR FÜR TRINKWASSER

Der Landwirt steht im Verdacht, zwei Kanister mit jeweils fünf Litern giftigem Pflanzenschutzmittel im Bodensee nahe einer Trinkwasserentnahmestelle versenkt zu haben. Nach Angaben der Bodensee-Wasserversorgung (BWV) und der Polizei war der Anschlag in einem Drohbrief am 18. Oktober angekündigt worden. Daraufhin waren die Kontrollen verstärkt und der Seegrund abgesucht worden. Taucher hatten die beiden offenen Kanister demnach am 7. November im Überlinger See in mehreren Dutzend Metern Tiefe gefunden und am 9. November geborgen. Die Bevölkerung sei erst jetzt informiert worden, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Es habe aber keine Gefahr bestanden.

Messungen hätten ergeben, dass die Verunreinigung des Wassers unterhalb dem Grenzwert für Trinkwasser liege, teilten Polizei, Gesundheitsbehörden und Staatsanwaltschaft mit. Lediglich in einzelnen Proben seien Pflanzenschutzmittel gerade noch nachweisbar gewesen. Die technische Nachweisgrenze liegt etwa bei 0,1 Millionstel Gramm pro Liter.

TATMOTIV KÖNNTE GROLL AUF DIE JUSTIZ SEIN

Als Tatmotiv komme ein Gefühl „erlittenen Unrechts durch die Justiz“ in Frage, sagte Oberstaatsanwalt Röding. Landrat Siegfried Tann fügte hinzu, das Bekennerschreiben „weist darauf, dass es sich um einen Menschen handelt, der mit sich und der Umwelt nicht klar kommt“.

Am Montag wurde der See weiter durchsucht. Die Polizei habe keine Erkenntnisse, ob weitere Kanister versenkt worden seien, sagte ein Sprecher. Die Ermittler arbeiteten mit Berufstauchern zusammen, die auch in Wassertiefen von 70 bis 80 Meter vordringen könnten. Außerdem wurden die beiden gefundenen Kanister und Proben des Seewassers weiter untersucht.

Die Bodensee-Wasserversorgung beliefert als größter deutscher Fernwasserversorger nach eigenen Angaben etwa vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg. Über das 1700 Kilometer lange Leitungsnetz wird unter anderem auch die Landeshauptstadt Stuttgart mit Trinkwasser versorgt. Der Zweckverband entnimmt dem Bodensee täglich im Schnitt 300.000 Kubikmeter Wasser. Pro Jahr sind dies 135 Millionen Kubikmeter. 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion