Albakr-Suizid: „JVA-Angestellte erkannten keine akute Suizidgefahr“ – Pressekonferenz

Auf der Pressekonferenz des Sächsischen Justiministeriums zum Selbstmord des Terror-Verdächtigen Jaber Albakr hieß es: Das JVA-Personal in Leipzig habe sich professionell und gesetzgemäß verhalten. Akute Suizidgefahr war nicht festgestellt worden.
Titelbild
Rolf Jacob, Leiter Justizvollzugsanstalt Leipzig bei der Pressekonferenz.Foto: Screenshot
Epoch Times13. Oktober 2016

Hier kann man die Pressekonferenz zum Selbstmord des Terror-Verdächtigen Jaber Albakr jetzt live sehen:

+++ 11:00  Um 19.45 stellte gestern eine JVA-Angestellte fest, dass der Gefangene sich mit seinem Hemd am Vorgitter der Zelle stranguliert hat, heißt es auf der Pressekonferenz. +++

Es gab Reanimierungsversuche, die nicht erfolgreich waren. Eine Notärztin stellte den Tod fest.

Der Beschuldigte habe bereits beim Eintreffen in der JVA angekündigt, dass er Nahrung und Getränke verweigern werde. Man war der Ansicht, dass Suizidgefahr und Fremdgefährdung vorlagen. Deshalb wurde er in seiner Zelle in der ersten Nacht alle 15 Minuten kontrolliert. Diese Kontrollen wurden gestern in 30 minütige Kontrollen umgewandelt.

Dienstag habe der Inhaftierte sich am späten Nachmittag gemeldet und gemeint, dass seine Deckenlampe heruntergefallen sei. Durch Zeichensprache deutete er an, dass sie von selbst heruntergefallen sei. Die JVA-Angestellten schalteten den Raum stromlos, nachdem sie festgestellt hatten, dass der Gefangene die Lampe heruntergerissen hatte. Bei einer Haftraumkontrolle fiel auf, dass an einer Steckdose herummanipuliert worden war. Dies wurde aber nicht weiter als Problem betrachtet, da der Raum bereits stromlos geschaltet war.

Vandalismus von Gefangenen trete öfter auf und habe viele Gründe – unter anderem den, die Reaktion des JVA-Personals zu testen. Albakrs Aktion wurde in diesem Kontext gesehen.

Eine junge JVA-Angestellte sah am Mittwoch um 19:45, dass der Gefangene sich mit seinem T-Shirt am Zwischengitter der Zelle stranguliert hatte. Danach wurden 30 Minuten lang Wiederbelebungsversuche durchgeführt.

Über die Bekleidung hieß es, dass es sich um völlig normale Bekleidung der JVA handelte. Diese erhalten Gefangene, weil in ihrer eigenen Bekleidung präparierte Gegenstände, Waffen oder ähnliches versteckt sein könnten.

+++ 11:20  Staatsanwalt Fleischmann berichtet: +++

Es wurden eine Sektion angeordnet. Man erwartet sich gewisse Aufschlüsse nach der rechtsmedizinischen Untersuchung im Laufe des Nachmittags. Man gehe derzeit allen möglichen Hinweisen nach, die Selbst- und Fremdverschulden einschließen.

+++ 11:30  Die Journalistenfragen drehen sich darum, wie der Selbstmord passieren könnte. +++

„Wer das intensiv vorhat und sich Gedanken gemacht hat über die Selbsttötung, kann das realisieren“, so Rolf Jacob, der Leiter der JVA Leipzig, der das Verhalten der JVA-Angestellten verteidigte. Sie hätten sich professionell verhalten.

Der Gefangene habe ruhig und ausgeglichen gewirkt.

Albakr war als fremdgefährdend eingestuft. Man müsse sich vor Augen halten, dass solche Personen für andere eine Gefahr sein könnten – also für Mitgefangene oder JVA-Personal. Hinzukommt, dass man darauf achten müsse, dass sich der Gefangene selbst nichts antut.

Doch es fallen auch die Worte: „Das hätte nicht passieren dürfen.“ Aus den Informationen die vorlagen, insbesondere aus dem Gespräch mit einer Psychologin, war nicht hervorgegangen, dass akute Suizidgefahr vorlag.

+++ 11:39  Reporter fragen, ob es Konsequenzen aus dem Fall geben werde. +++

Man versuche nach jedem Selbstmord zu analysieren, wie es passieren konnte und wie welche Faktoren den Suizid begünstigten. Man versuche, diese auszuschalten.

+++ 11:43  Der zweite Terrorverdächtige befinde sich in der JVA Dresden. +++

Dort habe man nun eine Sitzwache angeordnet, was heißt, dass der Gefangene dauerhaft beobachtet werde, um auszuschließen, dass er sich das Leben nehme.

+++ 11:50  Die Presse bemängelt, dass bei der Einweisung Albakrs am Wochenende nicht sofort ein Dolmetscher in der JVA vor Ort war. +++

Ein Dolmetscher war nur am 11. Oktober da. Der nächste Termin mit Dolmetscher sei auf Freitag angesetzt gewesen. Nein, es habe keinen Personalmangel in der JVA gegeben. Eine Sitzwache wäre realisierbar gewesen, wenn man sie für nötig gehalten hätte.

Man gehe davon aus, dass das Herunterreißen der Lampe und die Manipulation der Steckdose in Zusammenhang standen, wird gesagt, als ein Journalist nachbohrt, warum man den „zweimaligen Versuch an eine Stromquelle zu gelangen“, nicht als suizidal eingeschätzt hat.

Es wird gesagt, dass die Psychologin keine explizite Erfahrung mit Terroristen gehabt habe. Sie sei aber sehr erfahren, 52 Jahre alt und schon in verschiedenen sächsischen JVAs tätig gewesen. U-Haft, Strafhaft und Jugendstrafvollzug, darin verfüge sie über viel Erfahrung.

„Ich habe prinzipiell Vertrauen zu den fachlichen Einschätzungen meiner Mitarbeiter“, so Jacob.

+++ 11:57  Eine Frage über die drei Syrer aus Leipzig: Waren sie Mitwisser? +++

Staatsanwalt Fleischmann sagt, dass er diesen möglichen Zusammenhang auch aus der Presse erfahren habe. Er wisse nicht, wo die drei derzeit seien. Es sei aber nicht sein Verfahren.

+++ „Bild“ fragt: Hat der Gefangene überhaupt etwas zu sich genommen in der Zeit, wo er inhaftiert war? +++

Jacob sagt, dass der Gefangene die Nahrung komplett verweigert habe. Man versuche in so einem Fall, die Ursache des Hungerstreiks zu ergründen und diese zu beheben. Jacob führt aus, dass Albakr „eine Art Abwehrhaltung“ an den Tag gelegt habe. Die Erfahrung habe gezeigt, dass Hungerstreiks öfter auftreten, aber öfter auch durch Psychologen-Gespräche beendet werden konnten. Vollzugs-Ärzte wissen aus ihrer Erfahrung, dass Verdursten eines Gefangenen niemals auftritt. Die Gefangenen trinken Wasser in ihrer Zelle aus eigenem Antrieb, weil sie den Durst irgendwann nicht mehr aushalten könnten.

Fleischmann erwähnt: An der Sektion des Toten nimmt sowohl die Staatsanwältin teil, die in der JVA kurz nach seinem Suizid vor Ort vor, als auch der sie begleitende Gerichtsmediziner. Das mache man, weil man die Sache sehr ernst nehme und damit alles in einer Hand bleibt.

+++ 12:18  Die JVA Leipzig habe einen 35-40 Prozent Ausländeranteil auf alle Gefangenen gerechnet, so JVA-Leiter Jacob. +++

Immer wieder ging es auf der PK um die Frage nach Dolmetschern und Kommunikation mit Gefangenen, die kein Deutsch sprächen. Jacob meint, man erkenne allein an Mimik, Gestik und Verhalten schon, wie ein Mensch „drauf sei“, bei seiner Einlieferung und wie er auf die Haftsituation reagiere. Dies sei  für eine erste Einschätzung sehr wichtig. Das Personal habe damit sehr viel Erfahrung. An dem fraglichen Tag des Gespräches mit der Psychologin sprach diese nicht nur mit Albakr, sondern auch noch mit zwei anderen Gefangenen wegen Suizidgefahr, so Jacob.

+++ Die Pressekonferenz ist offiziell vorbei. +++

Jacob zeichnet Journalisten und Kameraleuten noch eine Skizze des Haftraums auf, die diese fotografieren. Aus Wortfetzen wird deutlich, dass sie Albakr an einer Querverstrebung des Gitters erhängt haben muss.

 



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