Medien kommentieren Merkels Auftritt: Von „vernünftig“ bis „faktisch gescheitert“

Erste Kommentare zum Auftritt der Bundeskanzlerin: Angela Merkel sprach heute bei ihrer Pressekonferenz in Berlin über die „schrecklichen Morde und Anschläge der letzten Tage“ in Deutschland. Sie bekräftigte ihre These „Wir schaffen das“ und dass sie an ihrem politischen Kurs nichts ändern will. So kommentieren die ersten Medien.
Titelbild
Merkel vor ihrem heutigen Auftritt in der Bundespressekonferenz. Erste Medien bewerten ihren Auftritt gespalten. TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images
Epoch Times28. Juli 2016

Vernünftig und richtig“

Unter dem Titel „Zum Glück bleibt sich die Kanzlerin treu“ schreibt das Handelsblatt: Indem Merkel neun Maßnahmen aufzählte, die sie in den nächsten Wochen und Monaten umsetzen will, sei für Merkels Verhältnisse „das größtmögliche Maß an Entschlossenheit und Tatkraft erreicht“.

„Im Prinzip ist Merkels Vorgehensweise richtig. Ob sie allerdings auch vom Wahlvolk akzeptiert wird, muss sich erst noch erweisen. Große Gesten, große Worte und große Ankündigungen sind in diesen Tagen gefragt. Sie machen sich besonders gut in den elektronischen Medien. Merkel dagegen beschränkt sich darauf, dass Machbare zu skizzieren und nach pragmatischen Lösungen zu suchen. Das ist nicht spektakulär, aber es ist vernünftig und richtig.“

Die Kanzlerin duckt sich nicht weg“

„Die Kanzlerin will den Bürgern das Gefühl von Sicherheit und staatlicher Handlungsfähigkeit vermitteln, ohne Abstriche an ihrer Flüchtlingspolitik zu machen“, schreiben die Stuttgarter Nachrichten. Der Satz „Wir schaffen das“ gilt für sie weiterhin. Das dürfte den Konservativen zu wenig sein, meint Norbert Wallet in dem Kommentar, der den Titel trägt: „Die Kanzlerin duckt sich nicht weg“.

„Kanzlerin faktisch gescheitert“

Unter dem Titel „Merkel singt weiter Schlaflieder“, kommentierte die Frankfurter Rundschau. Angela Merkel für die aktuellen Krisen verantwortlich zu machen, sei falsch. Allerdings sei sie auch nicht in der Lage, ein Signal des Aufbruchs zu setzen:

„Nein, Angela Merkel ist nicht an allem schuld. (…) Sie ist ohnehin nach allgemeiner Einschätzung in der Defensive, und da wäre es nicht hilfreich gewesen, diesen Eindruck noch durch eine defensive Rhetorik zu verstärken. Aber in Merkels Aufzählung all der Bedrohungen und Herausforderungen, vor denen Deutschland stehe, steckte doch die Botschaft: Ich war’s nicht, aber ich will euch helfen. Das ist einerseits gut gesprochen. Und andererseits belegt es ein weiteres Mal, warum diese Kanzlerin faktisch gescheitert ist.“

„Wieder einmal Beschwörungsformeln“

„Warum Angela Merkel bei ihrem Auftritt nicht überzeugt“, beschreibt die Berliner Morgenpost wie folgt:

„Es war ein Fehler der Kanzlerin, nicht sofort nach den Bluttaten nach München oder Ansbach zu fahren und dort mit Helfern und Betroffenen zu sprechen. Es wären wichtige Bilder gewesen. Bilder, die zu Botschaften hätten werden können: Hier ist jemand, der sich kümmert; der bei euch ist; der sich dem Terror stellt. Merkels Teilnahme am offiziellen Trauerakt kann dies nicht ersetzen. Und eine späte Pressekonferenz erst recht nicht.“ Stattdessen versuchte es die Kanzlerin „wieder einmal mit Beschwörungsformeln: „Historische Bewährungsprobe durch den Terror.“ „Wir sind im Krieg gegen den IS.“ „Wir dürfen uns die Art, wie wir leben, nicht kaputt machen lassen.“ Und sie bekräftigte ihren legendären Satz vom vorigen Jahr: „Wir schaffen das!“ Aber reicht das?“, fragte der Autor, der auch kritisiert: „Die Sätze zu Erdogan sind wachsweich.“

Merkel hat Kontakt zum realexistierenden Deutschland verloren“

Die „Junge Freiheit“ konstatiert: „Merkel sind die Folgen ihrer Politik völlig egal“:

„Sicher, dass Politiker Fehler eingestehen, ist selten. Dass sie Konsequenzen ziehen, noch seltener. Wer einen Regierungschef fragt, ob er eine politisch falsche Entscheidung getroffen habe, kann genauso gut einen Tabaklobbyisten fragen, ob Rauchen gesundheitsschädlich ist. Doch Angela Merkel ist anders. Sie versucht gar nicht erst, etwas Falsches als richtig zu verkaufen. Sie will auch nicht bloß von möglichen Gefahren ablenken oder diese herunterspielen. Ihr sind die Konsequenzen ihrer Politik schlicht egal. Das hat die Kanzlerin auf der heutigen Pressekonferenz lächelnd bewiesen. Angela Merkel schwebt längst über dem von ihr so oft bemühten „Wir“. Sie hat den Kontakt zum realexistierenden Deutschland verloren.“

Merkel hielt 15-minütige „Mut-Rede“

Der Wiener Kurier schreibt: „Nervös wirkte sie nicht, im Gegenteil. Als Angela Merkel sich am Donnerstag  nach Tagen der Kritik in Berlin der Hauptstadt-Presse stellte, ging sie gar nicht erst auf das ein, was sie sich in letzter Zeit anhören musste: Den Vorwurf, dass sie geschwiegen hätte nach den Attentaten von Ansbach, Würzburg, München und Reutlingen, dass sie sich zu lange Zeit gelassen habe zu reagieren, umging sie gekonnt – mit einer 15 Minuten langen Mut-Rede, einem Appell an die Zivilbevölkerung, einem Selbst-Bestärken ihres eigenen Tuns.“ Und weiter: „Das klang zum Teil auch wie eine Bekräftigung an sich selbst. „Sind wir stark genug?“ fragte sie mehrmals, um sich selbst stets zu mit einem Ja antworten: „Ich weiß, dass ich viele Verbündete habe“, sagte sie und betonte, dass sie von allen Ministern Unterstützung erfahren habe.“

(rf)

 



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