Merkels Wahlkampf-Start: Jubel und Buhs in Hessen und NRW (+Videos)

Gestern hatte Angela Merkel im hessischen Gelnhausen ihren ersten echten Wahlkampf-Auftritt. Sie traf auf ein Publikum das „zumeist aus Senioren“ bestand, lautstarke AfD-Anhänger und Windkraft-Gegner.
Epoch Times15. August 2017

Gelnhausen in Hessen ist ein mittelalterliches Städtchen mit 23.000 Einwohnern – und Wahlkreis von CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Deshalb hatte Kanzlerin Angela Merkel dort ihren ersten von rund 50 Wahlkampf-Auftritten.

Die „Welt“ berichtete detailliert über das gestrige Event, das 3.000 Zuhörer und rund 250 Merkel-Gegner anzog:

„Die Ansagerin versuchte „vergeblich, das schwitzende, zumeist aus Senioren bestehende Publikum brachial in Stimmung zu bringen“, schreibt die Welt. „’Von Ihnen erwarte ich, dass Sie jetzt aufstehen und Begeisterung zeigen.’“ Diesen Ton hätten nicht alle Anwesenden goutiert. „Es lässt sich nun mal niemand gern zum Singen zwingen, auch nicht in der Provinz.“

Vehementer Protestlärm

Freundlicher Beifall für die Kanzlerin wurde überlagert von „anhaltenden, gellenden Pfiffen, Ratschen, Rasseln und Buh- oder ‚Lüge‘-Rufen“, so der Bericht weiter. Der prall gefüllte Obermarkt sei regelrecht in die Zange genommen worden von Protestlärm, der einerseits aus „Hau ab“ und „Merkel muss weg“-Rufen von AfD-Anhängern bestand – und andererseits von Windkraftgegnern vom Dachverband „Gegenwind MKK/Naturpark Spessart“ kam. Manche Demonstranten regten sich über Zuwanderung auf, andere über Waffenlieferungen.

Osthessen-News berichtet von 150 AfD-Anhängern und deren „Hau ab!“-Rufen – darunter die hessische AfD-Spitzenkandidatin Mariana Harder-Kühnel und der Fuldaer Bundestagskandidat Martin Hohmann.

O-Ton:

https://www.youtube.com/watch?v=i5GcF7zjZeI&sns=fb&app=desktop

Wer waren die Protestierenden? Ruptly berichtet:

An dieser Stelle wird ein Video von Youtube angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um das Video anzusehen.

Merkel meinte daraufhin, dass zu einer Demokratie dazugehöre, dass jeder seinen Unmut äußern könne. „Aber ein wenig zuhören ist manchmal auch nicht schlecht.“

Besonders laut wurden die Pfiffe beim Thema innere Sicherheit, wo Merkel die CDU-regierten Bundesländer lobte – wie zum Beispiel Hessen. „Dazu gehören aber auch gut ausgestattete Polizisten, Videoüberwachung, Schleierfahnung und die rechtliche Grundlage, handeln zu können. Die Politik muss das Menschenmögliche tun, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten“, so die Kanzlerin laut „Osthessen-News“. Zum Thema radikal-islamischen Terrorismus meinte sie: „Und hier ist die internationale Zusammenarbeit von allergrößter Bedeutung. Und, dass wir klar sagen: null Toleranz gegenüber Extremismus. Egal ob von rechts oder links.“

In Siegen war mehr Beifall

Am Abend kam Merkel dann nach Siegen, einer Universitätsstadt mit 100.000 Einwohnern in NRW.

Unter dem Titel: „Merkel begeisterte Massen“ schrieb die Siegener Zeitung:

„Gut gelaunt und souverän mobilisierte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am frühen Montagabend die Massen“. Vor 3.500 Zuhörern habe sie 60 Minuten gesprochen und minutenlangen Beifall erhalten. Dies sei kein „von den Christdemokraten inszenierter Jubel aus den eigenen Reihen“, sondern echter Beifall gewesen.

Die Westfalenpost berichtete hingegen von „Beifall und Pfiffen“. Es seien laut Veranstalter etwa 2.500 bis 3.000 Zuhörer gewesen: „Regelmäßigen Applaus gibt es von den Sitzplätzen vor der Bühne, Trillerpfeifenpfiffe und Hupgeräusche kommen aus Richtung Bahnhofstraße, wo sich Merkel-kritische Zeitgenossen versammelt haben. Deren Zahl ist überschaubar, aber die akustische Aktivität durchgehend.

Sie entscheiden. Und vor allen Dingen entscheiden Sie über Ihr Leben in den kommenden Jahren.“ (Merkel in Siegen)

Merkel zog laut Siegener Zeitung eine Erfolgsbilanz der vergangenen vier Jahre. Sie versprach: Wer am 24. September die CDU wähle, entscheide sich für die Partei, „die Ihnen nicht vorschreibt, wie Sie zu leben haben, die nicht alle und alles gleich behandelt, sondern die Ihnen Möglichkeiten eröffnet, Unterschiede und Vielfalt leben zu können und zugleich in diesem Land weiterhin gut und gerne leben zu können!“, zitierte das Medium.

Außerdem sagte die Kanzlerin: „Die CDU wird nicht alles richtig machen, und in vier Jahren wird es auch noch Probleme geben, aber in vier Jahren wird es allen noch ein bisschen besser gehen!“

Kritik an Kraft-Regierung

Scharfe Kritik übte Merkel demnach an der abgewählten Rot-Grün-Regierung von Hannelore Kraft.

O-Ton:„Hier gab es eine Landesregierung, die sich überhaupt nicht darum gekümmert hat, mit welchen Erfolgen die Schleierfahndung zum Beispiel in Bayern gemacht wurde. Die haben einfach gesagt: Das geht uns nichts an.“

Für die innere Sicherheit brauche man aber nicht nur mehr Polizisten, man müsse ihnen auch die rechtlichen Möglichkeiten geben, das durchzusetzen, was sie machen wollten. Das betreffe Schleierfahndung genauso wie Videoüberwachung, so Merkel.

Laut Westfalenpost sagte sie noch: „Wir sind die Partei, die sich darüber freut, dass die Menschen verschieden sind.“ Dies gelte auch für Familien. Es sei nicht die Aufgabe des Staates, Lebensentwürfe vorzuschreiben, „sondern Möglichkeiten zu eröffnen, unterschiedliche Familienmodelle leben zu können“. Deshalb sei Kinderbetreuung ein wichtiges Thema der kommenden Jahre, außerdem Entwicklungspolitik, um Fluchtursachen zu bekämpfen. (rf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion