Mieter raus, Migranten rein – Skandal um geplantes Asylheim in Nürnberg

Mit „Mafia-Methoden“ soll ein Hausbesitzer Mieter vertrieben haben, um der Stadt Nürnberg ein Objekt für Migranten anzubieten. Die Stadt will von nichts gewusst haben und stornierte den Vertrag. Eine Ex-Mieterin wohnt jetzt in einem Gartenhaus.
Titelbild
Symbolfoto aus Wolgast.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times24. Mai 2016

Neun Parteien lebten beziehungsweise arbeiteten bis vor kurzem in einer Wohn- und Gewerbeimmobilie in in Nürnberg-Reichelsdorf, einige seit mehr als 30 Jahren. Im August 2015 kam ein neuer Hausbesitzer in die Geigerstraße, der zuerst die Miete um 20 Prozent erhöhen wollte. Als dies nicht akzeptiert wurde, habe er die Kündigung wegen Eigenbedarf angedroht und den Druck deutlich erhöht, so mehrere Mieter übereinstimmend zu den Nürnberger Nachrichten.

"Das waren Mafia-Methoden", so ein Mieter anonym. "Ich habe Angst, ich bin ja ganz alleine gegen die." Ein anderer Mieter sagte: "Das ist ein richtiger Clan, die waren manchmal mit bis zu zehn Männern da. Da fühlt man sich schon eingeschüchtert."

Bis auf einen Mieter haben mittlerweile alle die vom Eigentümer Angelco Sein gebotene „Entschädigung“ akzeptiert und einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet. Von fünf Monatsmieten spricht einer, von 1000 Euro ein anderer.

Angelco Sein meinte dazu: "Die Mieter sind rausgegangen, weil sie zufrieden waren mit dem Geld, das ich ihnen gegeben habe", das Haus werde renoviert und neuvermietet, „aber nicht an Flüchtlinge“.

Im Februar soll Sein die Mieter gekündigt, im April das Gebäude der Stadt angeboten haben. Pikantes Detail: Schon im Januar hatte ein SPD-Stadtrat Nürnbergs OB über die dubiosen Vorgänge in Kenntnis gesetzt. Das Sozialamt will davon nichts mitbekommen haben und ist nun in Erklärungsnot:

200 Bürger konfrontieren Sozialamt-Chef

Nürnbergs Sozialamt-Chef Dieter Maly stand am 17. Mai in Reichelsdorf auf einer Infoveranstaltung rund 200 wütenden Bürgern gegenüber, denen er erklärte, dass die Stadt in dem Fall arglistig getäuscht worden sei, dass das Sozialamt nicht für das Schicksal der gekündigten, bedrohten, hinausgeekelten Mieter verantwortlich sei, dass die Geigerstraße nicht mit Flüchtlingen belegt wird und dass jetzt alle Verträge mit Vermietern anderer Unterkünfte geprüft werden.

Maly sagte gegenüber den Nürnberger Nachrichten, dass es einen drei Jahresvertrag mit Sein gab, dass dieser der Stadt einige leere Wohnungen gezeigt und erklärt habe, das Haus sei leer. Von dem Vertrag trete man nun zurück. Man habe nicht vor, Wohnungen zu belegen, deren Mieter rausgeekelt wurden.

„Wie doof kann die Stadt denn sein, das nicht vorher zu prüfen?", rief ein Mann in die Runde. Auch SPD-Stadtrat Hans Russo war anwesend und bestätigte, den OB informiert zu haben.

Ratlos war Maly auch einer Ex-Mieterin gegenüber, die nun in einer Gartenlaube haust und ihn fragte: „Wer kümmert sich jetzt um mich?“ Das Sozialamt habe keine normalen Wohnungen, nur für Bedürftige und Obdachlose. "Das ist vollkommen ungut, was mit den Mietern passiert ist", so Maly.

In Reichelsdorf sollen rund 60 Asylbewerber untergebracht werden. Aktuell sucht die Stadt Nürnberg noch Wohnraum für 1.300 Personen. „Pro Monat zahlt die Stadt übrigens je nach Ausstattung des Hauses zwischen 600 und 900 Euro je Flüchtling an die Vermieter“, schrieben die Nürnberger Nachrichten. (rf)



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