Vergast und geschreddert: Minister will massenhaftes Küken-Töten stoppen

Die Tierrechtsorganisation Peta, die vor einem Jahr Strafanzeige gegen die Brüterei erstattet hatte, sprach von einem „historischen Durchbruch“. Es sei das erste Mal, dass es in einem solchen Fall zur Anklage komme.
Titelbild
Ein männliches Hühner-Küken. Die Tiere werden millionenfach getötet.Foto: Peter Endig/dpa
Epoch Times14. Februar 2016
Wenige Stunden nach dem Schlüpfen werden sie getötet: Jährlich werden bundesweit Millionen männliche Eintagsküken nach Angaben von Tierschützern bei lebendigem Leib geschreddert oder vergast, weil sie für die Geflügelproduktion wertlos seien.

Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen eine Brüterei im münsterländischen Senden wegen der massenhaften Vernichtung männlicher Eintagsküken erhoben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Münster bestätigte am Samstag einen Bericht des „Spiegel“. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt sagte der dpa, diese Praxis solle ein Ende haben. „Mein Ziel ist, dass das Töten männlicher Eintagsküken 2017 aufhört. Daran arbeiten wir bereits intensiv.“

Die Tierrechtsorganisation Peta, die vor einem Jahr Strafanzeige gegen die Brüterei erstattet hatte, sprach von einem „historischen Durchbruch“. Es sei das erste Mal, dass es in einem solchen Fall zur Anklage komme. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage, man habe Anklage beim Landgericht in Münster erhoben und strebe gegebenenfalls eine höchstrichterliche Rechtsprechung an. Denn es handele sich um ein bundesweites Problem.

Der CSU-Politiker Schmidt nannte es „unerträglich“, dass die Küken getötet würden, nur weil sie das falsche Geschlecht hätten. Er sprach von rund 45 Millionen Tieren pro Jahr, Peta geht von 50 Millionen aus. „Ein Verbot ohne Alternative würde die Geflügelhaltung jedoch lediglich ins Ausland verlagern“, sagte Schmidt. „Dort haben wir keinen Einfluss auf Fragen des Tierwohls, der Haltung und des Tötens männlicher Eintagsküken.“ Zudem mache man sich abhängig vom Import. Das helfe weder dem Tierwohl noch dem Verbraucher. Eingeschlagen sei der „Weg der Forschung, um den Geflügelerzeugern eine praxistaugliche Alternative zu bieten“.

Dem „Spiegel“ zufolge wird die bundesweit verbreitete Praxis von Behörden und Landwirtschaftsministerium bisher geduldet. Das Unternehmen, gegen das sich die Anklage richtet, wollte sich gegenüber dem Nachrichtenmagazin nicht äußern.

Peta-Vertreter Edmund Haferbeck Peta sagte, vor einem Jahr habe man erneut bei elf Staatsanwaltschaften gegen alle rund 20 Brütereien in Deutschland Strafanzeige erstattet. „Die Tötung von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund ist strafbar.“ Gesetzgeber, Behörden und Agrarindustrie hätten jahrelang immer neue Ausflüchte gesucht. Es sei von täglich 140 000 getöteten männlichen Küken deutschlandweit auszugehen. Peta setzt sich nach eigenen Angaben schon seit fast zehn Jahren gegen die Tötung der Küken ein.

Der Grünen-Vizefraktionschef Oliver Krischer sagte, es sei richtig, dass die Staatsanwaltschaft über eine Anklage versuche, „die perverse Praxis des Kükenschredderns zu stoppen“. Die Bundesregierung weigere sich seit Jahren, das unsinnige Töten über eine Klarstellung im Tierschutzgesetz zu verbieten. Minister Schmidt versuche „mit obskuren Forschungsvorhaben Zeit zu schinden“. Schon heute sei es technisch möglich zu erkennen, ob im Ei ein männliches oder weibliches Küken ist. „Das aber ist teurer als das millionenfache Töten von lebenden Küken und wird deshalb nicht praktiziert.“

In der Ernährungsindustrie werden vor allem Legehennen und Masthühner gezüchtet. Männliche Tiere seien für die Industrie wertlos, da sie keine Eier legen und auch nicht schnell genug Fleisch ansetzen, erläutert Peta.

(dpa)

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion