Patientenschützer: Fall Niels H. „wohl größte Mordserie in Nachkriegsdeutschland“

"Sowohl Kolleginnen und Kollegen, Arbeitgeber als auch Polizei und Justiz haben zu lange weggeschaut", beklagen Patientenschützer die Mordserie des ehemaligen Krankenpflegers Niels H..
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Niels H. spritzte Patienten gefährliche Medikamente, um sich dann bei ihrer Reanimierung als Held und Lebensretter zu zeigen.Foto: RMEN JASPERSEN/AFP/Getty Image
Epoch Times28. August 2017

Im Fall des ehemaligen Krankenpflegers Niels H. hat die Deutsche Stiftung Patientenschutz „ein großes Versagen“ im Umfeld des Mannes kritisiert.

„Sowohl Kolleginnen und Kollegen, Arbeitgeber als auch Polizei und Justiz haben zu lange weggeschaut“, erklärte Vorstand Eugen Brysch am Montag in Dortmund. Er sprach zugleich davon, dass der Fall „wohl die größte Mordserie in Nachkriegsdeutschland“ sei.

„Es waren vor allem Angehörige und Journalisten, die die Mauer des Schweigens durchbrochen haben“, erklärte Brysch. „Aber immer noch machen wir es Tätern in Krankenhaus und Pflegeheim zu leicht, denn wirksame Konsequenzen wurden bis heute nicht gezogen.“ In vielen der bundesweit 2000 Krankenhäuser seien „die Kontrollmechanismen nicht verschärft“ worden.

So fehle „für die meisten Kliniken weiterhin ein anonymes Meldesystem“. „Whistleblower müssen ihre Beobachtungen aber einer unabhängigen und externen Stelle melden können, ohne Angst vor beruflichen Konsequenzen zu haben“, erklärte Brysch. Zudem gelte es, „eine Kultur des Hinschauens auf allen Ebenen im Krankenhaus zu verankern – von Pflegekräften über Ärzte bis hin zum Management“.

H. werden nach Angaben der Ermittler vom Montag inzwischen mindestens 90 Mordtaten zur Last gelegt. Demnach handelt es sich nur um die Fälle, bei denen die Beweislage so eindeutig ist, dass eine Anklage wahrscheinlich ist. Viele weitere könnten nicht mehr nachweisbar sein, etwa weil verstorbene Patienten feuerbestattet wurden, was eine Obduktion verhinderte.

Die Taten von H. ereigneten sich zwischen 2003 und 2005 in zwei Kliniken in Delmenhorst und Oldenburg. Er soll schwerkranken Patienten verschiedene Medikamente verabreicht haben. H. ist bereits wegen sechs Morden und Mordversuchen verurteilt und verbüßt bereits eine lebenslange Haftstrafe. Erst später begannen die Ermittlungen zu weiteren möglichen Verbrechen. (afp)



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