Ralf Bauer: „Dem Herzen folgen“

Internationaler Solidaritätstag für Tibet: Der Schauspieler über seine Beziehung zu Tibet und warum er sich für Menschenrechte einsetzt
Titelbild
Der Schauspieler Ralf Bauer bei der Berliner Kundgebung vor der Chinesischen Botschaft. (Jason Wang/ETD)
Epoch Times1. April 2008

So wie Kai Müller, der Mitorganisator der Kundgebung vor der Berliner Chinesischen Botschaft, wünschten sich am 31. März viele Menschen, „dass der Druck auf die chinesische Regierung nicht aufhört“. In 2.000 Städten weltweit versammelten sich die Menschen just an dem Tag, an dem die olympische Fackel Peking erreichte, um beim Internationalen Solidaritätstag für Tibet an die Menschenrechtsverletzungen Chinas zu erinnern und einen Dialog mit dem Dalai Lama einzufordern.

Die Epoch Times Deutschland sprach am Rande der Berliner Kundgebung mit dem Schauspieler Ralf Bauer über sein Engagement für Tibet.

ETD: Warum sind Sie heute Abend hierher gekommen?

Ralf Bauer: Ich habe viele tibetische Freunde, schon seit Jahren, und habe bei ihnen miterlebt, dass es nicht angenehm ist, wenn man aus seinem eigenen Land vertrieben wird, aufgrund dessen, dass man eigentlich einen friedfertigen Weg geht, dass man seine eigene Kultur leben möchte, seine eigene Religion praktizieren möchte. Ich versuche schon seit Jahren, mich dafür zu engagieren. Auch momentan, weil es einfach eine wichtige Zeit ist. Aber egal, wie das Volk hieß, wie es aussieht, es ist immer unangenehm, wenn Länder, die die UN-Charta der Menschenrechte unterschrieben haben, sie trotzdem nicht einhalten. Wir haben alle ein Recht – wir haben sehr viele Rechte – dementsprechend sollten wir Länder, wenn sie diese Rechte nicht einhalten, darauf aufmerksam machen, ihr werdet beobachtet. Wir fordern euch dazu auf, diese Menschenrechte einzuhalten.

ETD: Sie haben sich seit Jahren dafür eingesetzt. Was tun sie ganz konkret?

Ralf Bauer: Es sind unterschiedliche Sachen. Um beim Beispiel der Tibeter zu bleiben, versuche ich, mich ein bisschen um sie zu kümmern, den Exil-Tibetern, die aufgrund der Ereignisse in Tibet oder China fliehen mussten, das heißt, dass ich versuche, ihnen Jobs zu verschaffen, mich um Rechtsanwälte kümmere, dass ich versuche, ihnen eine Basis zu geben, von der aus sie agieren können, damit sie selbständig werden. Dann war ich beispielsweise mit Mönchen unterwegs auf Deutschland-Tour, wobei ich Schirmherr war, wobei sie ihre eigene Kultur vorführten.

Man sollte als Otto-Normalbürger auf chinesische Waren verzichten. Aber es ist schwierig, es gibt einfach wahnsinnig viele Sachen, die aus China kommen, aber es ist ein Anfang, wenn man mal darauf achtet. Das Bewusstsein zu schärfen, auf die Verpackung zu gucken, wenn man etwas kauft. Wenn es eine Möglichkeit gibt, auch wenn es teurer ist, manchmal hat das teurere eine bessere Qualität, sollte man auf diese Dinge verzichten.

ETD: Kennen Sie auch außer Tibet Probleme, andere Menschenrechtsprobleme in China?

Ralf Bauer: Ich kenne das Problem von Falun Gong, das Problem der Uighuren, das Problem der Mongolen, das Problem von einigen Menschen, die sich erlaubt haben, offen und geradeheraus ihre Meinung zu äußern gegenüber dem Kommunismus, gegenüber der KP, der Regierung. Ich kenne das Problem von Bauern, denen einfach ihr Land weggenommen wurde für die olympischen Spiele, auch das Problem, als dieser Staudamm gebaut wurde, als den Leuten ihr Land weggenommen wurde. Es gibt da einige Probleme. Wobei man immer ein bisschen aufpassen muss – vieles kenne ich nur aus der Presse. Bei der Presse muss man immer ein bisschen aufpassen. Ich mag es immer gerne, wenn ich Sachen selber erlebt habe, wenn ich Menschen gesprochen habe. Das ist ja auch ein Urteil, das man sich bilden kann. Wenn man Tibet als Beispiel nimmt, sage ich den Menschen immer, dann schaut euch die chinesische Regierung an, schaut euch die tibetische Exil-Regierung an, und dann schaut euch an, wem ihr mehr glaubt.

ETD: Sehen Sie eine gemeinsame Ursache für diese verschiedenen Probleme?

Ralf Bauer: Man sagt in Deutschland immer: Der Fisch stinkt vom Kopf her. Im Grunde kann ich das von außen her nur so sehen, dass bei den Entscheidungsträgern der Kommunistischen Partei, bei den Leuten, die dafür zuständig sind, Entscheidungen zu treffen, etwas nicht zu stimmen scheint.

ETD: Werden Sie selbst nach China zu den olympischen Spielen fahren, oder sind Sie jetzt der Meinung, dass die Spiele boykottiert werden sollten?

Ralf Bauer: Ich glaube nicht, dass sie boykottiert werden sollen. Auf keinen Fall von den Sportlern, ich denke, nur von den Besuchern. Ich weiß von einer Dame aus München, die eigentlich zur Eröffnungsfeier fliegen wollte, die hat das jetzt storniert. Es ist auf jeden Fall eine Möglichkeit von Leuten, die nicht rübergehen müssen, dass sie das machen sollten. Wenn ich das geplant hätte, würde ich jetzt auch nicht mehr hinfliegen. Bei den Sportlern ist es etwas anderes, denn sie sind das kleinste Glied beim IOC, es ist ihr Brotverdienst. Das ist nicht so einfach zu sagen, das muss jeder für sich selber entscheiden. Denn er muss ja auch mit den Konsequenzen umgehen können.

ETD: Sollten diese Informationen auch nach China gebracht werden?

Ralf Bauer: Ja, im Grunde der Informationsfluss, den man hier mitbekommt – wobei man auch hier aufpassen muss – denn man sollte die unterschiedlichsten Zeitungen lesen, die unterschiedlichsten Quellen anzapfen, um sich ein richtiges, möglichst objektives Bild zu machen. Und das sollte man drüben in China auch dialogisieren. Man sollte sich mit den Chinesen unterhalten. Man sollte einfach nicht davor zurückschrecken, seine freie Meinung zu äußern.

ETD: Wenn Sie genau einen Satz an das chinesische Volk richten dürften, welcher wäre das? Im Moment ist es sehr isoliert von Informationen, und die Propaganda zeigt, dass versucht wird, mit Nationalismus Hass zu schüren, um ihn gegen das tibetische Volk einzusetzen.

Ralf Bauer: Es gibt einen schönen Satz auf Italienisch, der übersetzt heißt: Folge deinem Herzen. Also das Herz ist ganz wichtig, auch in jeglicher Art und Weise, wo man sich hineinbegibt.

ETD: Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Die Fragen stellte Maria Zheng



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