Rund 2,9 Millionen Betroffene: Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt

Von den 2,9 Millionen Pflegebedürftigen wiesen etwa 1,2 Millionen eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz auf. Dies betrifft Demenzkranke, Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen.
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SymbolbildFoto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times17. Januar 2017

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt weiter: Im Dezember 2015 waren 2,86 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen – 234.000 beziehungsweise knapp neun Prozent mehr als zwei Jahre zuvor, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Etwa drei Viertel aller Pflegebedürftigen – rund zwei Millionen – werden zu Hause versorgt, die meisten davon allein von Angehörigen.

Knapp 1,4 Millionen Pflegebedürftige wurden 2015 demnach von Verwandten in den eigenen vier Wänden gepflegt, weitere rund 692.000 mit Hilfe ambulanter Pflegedienste. Damit nahm die Pflege zu Hause um 215.000 oder 11,6 Prozent zu, was auch auf die zahlreichen Reformen der Pflegeversicherung zurückzuführen ist.

Gut ein Viertel der Pflegebedürftigen – insgesamt 783.000 – lebten 2015 in Pflegeheimen. Im Vergleich zu 2013 stieg deren Zahl leicht um 2,5 Prozent oder 19.000. Im Vergleich zu 2001 waren es aber 192.000 Pflegebedürftige mehr, die in Heimen betreut wurden, ein Plus um ein Drittel.

Im Schnitt betreute ein Pflegedienst 52 Pflegebedürftige. Von den rund 13.300 ambulanten Diensten waren etwa zwei Drittel in privater Trägerschaft. Ein Drittel hatte einen freigemeinnützigen Träger, wozu etwa Diakonie und Caritas zählen. Die ambulanten Pflegedienste betreuten 2015 rund 76.000 mehr Pflegebedürftige als noch 2013. Insgesamt arbeiteten bei den Pflegediensten rund 356.000 Beschäftigte, die Mehrheit davon in Teilzeit.

Von den 2,9 Millionen Pflegebedürftigen wiesen etwa 1,2 Millionen eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz auf. Dies betrifft Demenzkranke, Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen. Zu Jahresbeginn wurde ein neues Begutachtungssystem für der Einstufung in der Pflege eingeführt, das die Situation für diese Menschen weiter verbessern soll. Bei der Begutachtung sollen jetzt körperliche und geistige Defizite gleichermaßen berücksichtigt werden.

Wie die Statistik weiter zeigt, waren 83 Prozent der Pflegebedürftigen im Jahr 2015 65 Jahre und älter, mehr als ein Drittel (37 Prozent) war mindestens 85 Jahre alt. Auffällig ist demnach, dass Frauen etwa ab dem 80. Lebensjahr eine deutlich höhere Pflegequote aufweisen – also eher pflegebedürftig sind als Männer dieser Altersgruppe. Sie liegt zum Beispiel bei den 85- bis unter 90-Jährigen Frauen bei 44 Prozent, bei den Männern gleichen Alters hingegen bei 31 Prozent.

Grund dafür könne neben der unterschiedlichen gesundheitlichen Entwicklung auch die Tatsache sein, dass Frauen häufiger allein leben und bei Pflegebedarf schneller ein Antrag nötig ist. Pflegebedürftige Männer würden häufig zuerst von ihren Frauen versorgt.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, hält die Pflege trotz zahlreicher Reformen immer noch für eine „Baustelle“. Vor allem die Stärkung der Prävention müsse oberste Priorität bekommen. „Es ist belegt, dass sich durch Prävention und Rehabilitation bei vielen älteren Patienten die Pflegebedürftigkeit vermeiden oder hinausschieben lässt“, erklärte Mascher.

Der Sozialverband AWO forderte mehr Pflegepersonal. Der Pflegeberuf müsse attraktiver und die Finanzierung der Pflege gesichert werden. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz verwies darauf, dass die Unterstützung durch Partner und Familien in der Pflege nicht weiter wachse. „Nachbarschaften, Freundschaften und die Pflegehilfe aus Osteuropa gewinnen an Bedeutung“, erklärte Vorstand Eugen Brysch. (afp)



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