Sarrazin im Interview mit „Weltwoche“: „Regierende in Deutschland haben Gespür für das Wesentliche verloren“

„Wenn ich nicht erkenne was wesentlich ist, nützt mir meine ganze Intelligenz nichts“, so Thilo Sarrazin über Angela Merkel in einem Interview mit der Schweizer "Weltwoche". Er und Chefredakteur Roger Köppel plaudern über die schwere "Zangengeburt" der deutschen Regierungsbildung.
Epoch Times22. Februar 2018

Wo steht Deutschland mit seiner geschwächten Regierung? Es habe niemals eine derartig schwere Zangengeburt einer Regierung in Deutschland gegeben, die Umfrageergebnisse stürzten immer weiter ab und bei der „eh schon schwach legitimierten Regierung schmilzt die Legitimität noch weiter weg“, urteilt Roger Köppel, Chefredakteur der Schweizer „Weltwoche“ in einem Interview mit SPD-Politiker und Bestsellerautor Thilo Sarrazin.

Für Sarrazin herrsche in der deutschen Politik eine große Ratlosigkeit, anders könne man ja das Verhalten der Betroffenen gar nicht erklären, merkt dieser an. Niemand wolle seiner eigenen Partei Schaden zufügen, geschehe das doch, dann sei das ein Zeichen von Kontrollverlust.

Beide sind sich im Interview einig – den GroKo-Verhandlern sei der Sinn für Realität abhanden gekommen, zudem seien sie offenbar nicht in der Lage, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

„Wenn sich Kanzlerin Angela Merkel an ihren Schreibtisch setzt und auf den Reichstag schaut, und sich die vier wichtigsten Punkte aufschreibt, die von der Regierung gelöst werden sollten, dann tauchen bei ihr die wesentlichsten Punkte wahrscheinlich gar nicht auf“, erklärt Sarrazin den Mangel an realitätsbewusstem Handeln der deutschen Politiker, allen voran Kanzlerin Merkel.

„Wenn ich nicht erkenne was wesentlich ist, nützt mir meine ganze Intelligenz nichts“, so Sarrazin über Merkel, die ja sonst doch sehr intelligent sei.

Und auch Köppel äußert sich sichtlich fassungslos zur schwierigen Regierungsbildung in Deutschland und kritisiert, dass die wichtigsten Punkte, die den Bürgern unter den Nägeln brennen, überhaupt nicht in dem Koalitionsvertrag der anstehenden GroKo zu finden sind. Köppel beschreibt es als „organisierte Realitätsflucht“.

Sarrazin dazu: „Wenn man die Fragen des langfristigen historischen Verständnisses und des gesunden Menschenverstandes betrachtet, dann muss man sagen, diese Regierung – oder die tragenden Personen – haben das Gespür für das Wesentliche verloren und dieses zeigt sich im gesamten Koalitionsvertrag.

„Und das dann noch solche peinlichen technischen Fehler vorkommen, wie das der amtierende Finanzminister Altmaier einen Vorschlag verschickt, das Klima zu retten, indem man bei uns in Deutschland zukünftig umsonst U-Bahn und S-Bahn fährt, das ist ja nun absolut verrückt“, fährt Sarrazin fort. Italienische Dimensionen seien das fast schon, sind sich beide einig. (mcd)

Das gesamte Interview sehen Sie hier:

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