Schweigen ist Gold? Im Fall Maria L. habe die ARD nichts aus der Kölner Sylvesternacht gelernt – „Focus“ kommentiert

Die ARD habe nichts aus der Sylvesternacht in Köln gelernt, meint Focus-Kommentator Ben Bünte und schlägt den Redakteuren einen Berufswechsel vor. Bei so wenig Gespür für Reaktionen und Emotionen der Bevölkerung sei man offensichtlich fehl am Platz.
Titelbild
Sendestudio der "Tagesschau"Foto: über dts Nachrichtenagentur
Von 6. Dezember 2016

Die Stimmen in Deutschland werden lauter. Während Angela Merkel starr an ihrer Flüchtlingspolitik festhält, sorgen sich immer mehr Deutsche um ihre Sicherheit und verschiedene Medien überschlagen sich mit Kommentaren über das Schweigen der ARD im Falle der getöteten Freiburger Studentin Maria L.

Am 1. Dezember antwortete Angela Merkel bei einer Videokonferenz auf die Frage eigener Parteimitglieder, was sie denn gegen die Angst vieler Deutscher vor Überfremdung tun wolle. Die Kanzlerin sagte: „Einfach mal auf Flüchtlinge zugehen, damit die Berührungsängste schwinden. Das kann auch den eigenen Horizont erweitern.“ Wir berichteten.

Hat sich der Horizont auch bei der ARD erweitert? „Focus-Kommentator“ Ben Bünte ist der Meinung: „Wenn die Redaktion von Deutschlands größter Nachrichtensendung die Augen vor der Brisanz dieses Falles verschließt, hat sie einfach nichts aus dem vergangenen Jahr gelernt. Ein Jahr, das mit den massenhaften sexuellen Übergriffen in der Kölner Silvesternacht begann. Die „Tagesschau“ brauchte auch damals Tage, um zu verstehen, dass sie um dieses Thema nicht herumkommt.“

Schweigen sei Wasser auf die Mühlen derer, die am lautesten krakelen. Jetzt müsse sich die Redaktion wieder mit den gleichen Vorwürfen auseinandersetzen: „Die wollen doch bewusst verschweigen, dass das ein Flüchtling war.“ Oder: „Die sind doch gesteuert von oben, direkt aus dem Bundeskanzleramt.“

Erst Tage später habe man erkannt, dass eine gesellschaftliche Diskussion im Gange sei. „Ach was!“, frotzelt Bünte. Man habe erst dann berichtet, als CSU-Chef Seehofer angekündigt hatte, das Flüchtlingspapier seiner Partei wegen des Vorfalls umschreiben zu lassen.

Der Kommentator schlägt einen Berufswechsel vor: „Wer als Journalist so wenig Gespür dafür beweist, was eine Meldung wie die aus Freiburg für Emotionen und Reaktionen in der Bevölkerung freisetzt, sollte über einen Berufswechsel nachdenken.“

Bei alledem habe die „Tagesschau“ eine riesige Chance vertan, analysiert Bünte weiter. Sie hätten Millionen Zuschauern unbegründete Ängste nehmen können, denn die Annahme, junge Flüchtlinge seien gewaltbereiter, ließe sich mit Zahlen des Bundeskriminalamtes (BKA) nicht belegen.

Und: Sie hätte Menschen, wie Professor Jörg Kinzig, Direktor des Tübinger Instituts für Kriminologie, zu Wort kommen lassen können. Der sagt: „Die Gewaltkriminalität insgesamt ist zurückgegangen, obwohl so viele Flüchtlinge gekommen sind.“ Und der auch erklärt, dass Sexualmorde wie der in Freiburg äußerst selten seien. Nur 13 Fälle gab es im vergangenen Jahr bundesweit. Statistisch gesehen werde dabei einer von einem Jugendlichen verübt – „egal, wo der herkommt“, schreibt Bünte im Focus.

Und auch Frau Merkel hat sich schließlich geäußert. Drei Tage, nachdem der mutmaßliche Täter gefasst wurde, sprach sie in den „Tagesthemen“ von einem „tragischen Ereignis, über das man ganz offen sprechen muss.“ Die Ablehnung einer ganzen Gruppe dürfe damit aber nicht verbunden werden.



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