Studierende und Hauptschüler finden gemeinsam Perspektiven

Titelbild
Studentin Leonie Scupin (links) hatte die Idee, Rock Your Life! nach Witten zu bringen. Daniel Ixkes, ebenfalls Student, ist Mitbegründer des Vereins.Foto: UW/H
Von 25. November 2011

Studierende der Universität Witten haben den Verein Rock Your Life! Witten e.V. gegründet. Mit Rock Your Life! wollen sie Hauptschüler unterstützen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. „Wir wollen Schüler dabei unterstützen, ihre Stärken und Talente zu entdecken, und sie ermutigen, ihre Zukunft aktiv zu gestalten“, erklärt Leonie Scupin, die den Aufbau des Standortes in Witten mit initiiert hat.

Wie kommt man als angehende Wirtschaftswissenschaftlerin dazu, ein gemeinnütziges Projekt für Hauptschüler zu gründen? Leonie Scupin kam der Zufall zu Hilfe. Sie hatte im Rahmen ihres Studiums ein gewerbliches Praktikum zu absolvieren; zwei Monate lang in einem Kindergarten. Infolge dieser Erfahrungen wollte sie sich mehr mit Bildung beschäftigen. Sie fand: „Es ist ein guter Ankerpunkt, sich für ein Bildungssystem einzusetzen, wenn man in der Gesellschaft etwas verändern will.“ Kurz darauf stieß sie dann auf Rock Your Life!.

Ausgezeichnet mit dem Startsocial-Preis durch Bundeskanzlerin Merkel

In einem mehrtägigen Workshop in Berlin lernte Scupin, wie sie einen Standort für Rock Your Life! an der Universität Witten aufbauen kann – den 18. übrigens eines deutschlandweiten Netzwerkes, das Ende 2008 an der Friedrichshafener Zeppelin University seinen Anfang nahm und sich für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für junge Menschen einsetzt. 2010 wurde Rock Your Life! als eines der besten Sozialunternehmen mit dem Startsocial-Preis durch Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgezeichnet.

Scupin selbst hat noch wenig Erfahrung mit Hauptschülern. Sie sieht es als große Chance, durch Rock Your Life! Kontakte mit Leuten zu bekommen, „die man sonst so nicht bekommt.“ Für das Projekt will sie auf die eigenen Erfahrungen zurückgreifen, die sich vermutlich nicht so sehr von denen der Hauptschüler unterscheiden würden. „Wir Studenten stellen uns auch die Frage, was wollen wir nach dem Studium machen?“

Die Situation, in der sich Hauptschüler derzeit in Deutschland befinden, empfindet sie als paradox. Einerseits würden 50 Prozent der Hauptschulabgänger in sogenannten Übergangsprojekten landen, auf der anderen Seite gäbe es viele offene Ausbildungsplätze. „Hauptschüler haben vielleicht einen schlechten Ruf“, vermutet Scupin.

Offen sein für alle Fragen, Wünsche oder Träume

Nachdem Leonie Scupin an der Uni Witten eifrig die Werbetrommel gerührt hat und im November der Verein gegründet wurde, kann es im April 2012 mit dem Coaching der involvierten Studierenden losgehen. Jeder Studierende wird dann über zwei Jahre hinweg einen Hauptschüler der achten und neunten Klasse betreuen. Man trifft sich einmal pro Woche und will offen sein für alle Fragen oder Wünsche des jungen Schülers. „Vielleicht auch mal ein bisschen träumen“, lacht Scupin. Sollte etwa jemand Rockstar werden wollen, dann könne man schauen, ob es vielleicht eine Schülerband in dessen Schule gibt.

Die Studierenden erhalten über das ganze Projekt hinweg professionelle Betreuung. Im zweiten und dritten Semester soll es jeweils eine Supervision geben. Außerdem soll ein wöchentlicher Stammtisch zum zwanglosen Austausch einrichtet werden. Parallel arbeiten die Studierenden am Aufbau eines Netzwerks aus kooperierenden Unternehmen, um den Schülern die Suche nach einem passenden Arbeitgeber zu erleichtern.

Soziale Verantwortung als Leitbild

Das Engagement der Wittener Studierenden kommt nicht von ungefähr. Die Universität selbst nimmt nach eigenen Angaben eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein. Als Leitbilder nennt sie: Zur Freiheit ermutigen, nach Wahrheit streben und soziale Verantwortung fördern. „Unter den Studierenden ist das Thema soziale Verantwortung übernehmen da“, sagt Scupin, „wir wollen nicht nur meckern. Wir wollen etwas verändern, uns einbringen in die Gesellschaft.“

 

 



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