Traumatisiert, unglücklich, unterversorgt und keine Arbeit: Vielen geflüchteten Frauen geht es schlecht in Deutschland

Die erste repräsentative Studie zu geflüchteten Frauen in Deutschland zeigt die schlechte Lebenssituation viele Befragter auf. "Wenn nicht einmal schwer Traumatisierte im Regelsystem eine Behandlung erhalten, bestehen Risiken nicht nur für Betroffene, sondern auch für die Gesellschaft", so Joachim Seybold, stellvertretender ärztlicher Direktor der Charité.
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Asylbewerber warten im «Ankunftszentrum für Flüchtlinge» im hessischen Gießen.Foto: Boris Roessler/dpa
Epoch Times22. März 2017

Traumatisiert, unglücklich, unterversorgt und schlechte Aussichten auf dem Arbeitsmarkt: Die erste repräsentative Studie zu geflüchteten Frauen in Deutschland zeigt die schlechte Lebenssituation viele Befragter auf.

Die von der Bundesregierung geförderte und am Dienstag an der Berliner Universitätsklinik Charité vorgestellte Untersuchung macht vor allem Mängel bei der psychologischen und medizinischen Betreuung der Frauen aus. Zudem leiden viele Frauen unter ihrer Unterbringungssituation.

Der im August vergangenen Jahres begonnenen Untersuchung zufolge hegen 13 Prozent der Befragten Suizidgedanken, die Hälfte davon akut. „Das ist etwas, das uns sehr überrascht hat“, sagte eine der Studienleiterinnen, Meryam Schouler-Ocak. Fast die Hälfte der Frauen berichtete, dass sie öfter weinten. Jeder vierte bis dritte Frau ist von Nervosität, Traurigkeit, Gefühlen der Einsamkeit und Schlafschwierigkeiten geplagt.

Doch nur die wenigsten Frauen werden ärztlich adäquat versorgt. Die Hälfte der Befragten reagiert auf körperliche Beschwerden passiv. 40 Prozent der Frauen unternehmen auch bei seelischen Beschwerden erst einmal nichts. Von denjenigen, die Hilfe suchten, berichteten 36 Prozent, keine medizinische Unterstützung erhalten zu haben. Nur acht Prozent fanden den Weg zu einem Psychologen.

„Wenn nicht einmal schwer Traumatisierte im Regelsystem eine Behandlung erhalten, bestehen Risiken nicht nur für Betroffene, sondern auch für die Gesellschaft“, sagte Joachim Seybold, stellvertretender ärztlicher Direktor der Charité. Demnach könnten psychisch kranke Menschen auch andere gefährden. Sie seien empfänglicher für Ideologien und Manipulationsversuche.

Der Arztbesuch scheitert oft schon an der Sprache. Manche Hilfesuchende wurden vom Arzt wieder weggeschickt. Andere berichteten von falschen Behandlungen durch Übersetzungsfehler. Die Studie macht deutlich: Es gibt nicht genügend Sprachmittler, vor allem Frauen aus Eritrea und Somalia können sich kaum verständigen.

Frauen machen rund ein Drittel der Asylantragsteller in Deutschland aus. Befragt wurden an bundesweit fünf Standorten 660 Frauen aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Eritrea und Somalia. Antragsteller aus diesen Ländern können mit hoher Wahrscheinlichkeit bleiben. Die geflüchteten Frauen sind zur Hälfte zwischen 17 und 29 Jahre alt. Nur sieben Prozent sind 50 Jahre oder älter.

Die geflüchteten Frauen sind zu 70 Prozent verheiratet, 80 Prozent haben Kinder. Nur neun Prozent der Befragten haben studiert, während 17 Prozent keine Schule besuchten. Jede Dritte arbeitete in ihrem Heimatland nicht oder war Hausfrau.

Als Hauptgründe für ihre Flucht nannten die Frauen Lebensgefahr, Krieg, Terror, Angst vor Entführung sowie die Sorge um den Lebensunterhalt. Viele Frauen erlebten demnach selbst Gewalt. Dies gilt vor allem für Frauen aus Eritrea: Hier wurde jede dritte Befragte schon einmal Opfer von Gewalt.

Zudem erlebte mehr als die Hälfte der Befragten im Herkunftsland Kampfeinsätze mit. Jede vierte Frau hat mindestens einen Verwandten oder Bekannten, der ermordet wurde. Fast jede zweite hat schon einmal Situationen erlebt, in denen sie beinahe gestorben wäre.

In Deutschland leiden viele Frauen unter der Atmosphäre in den Unterkünften. Jede vierte Bewohnerin fühlt sich von Mitarbeitern der Unterkünfte diskriminiert. Viele Betreiber ließen die Befragungen gar nicht erst zu. „Wir hatten massivste Probleme, die Zielgruppe zu erreichen“, sagte Schouler-Ocak. (afp)



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