Trotz Schreien aus LKW unternahmen Schleuser nichts – Tonprotokolle der ungarischen Polizei

Eine Bande Schleuser, die wahrscheinlich den Tod von 71 Menschen zu verantworten hat, steht in einer Woche in Ungarn vor Gericht. Was sie den vier Kindern, acht Frauen und 59 Männern antaten, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Am schlimmsten aber ist ihr Hohn über die im Kühllaster eingeschlossenen Erstickenden. Ungarische Behörden hatten Telefongespräche der Schlepper aufgezeichnet, die der Süddeutschen Zeitung nun als Tonprotokolle vorliegen.
Titelbild
Der Schlepper-Lastwagen mit den 71 Toten wurde auf der österreichischen A4-Autobahn abgestellt.Foto: JOE KLAMAR/Getty Images
Von 16. Juni 2017

Achtung diese Schilderungen sind sehr grausam: Eine Schlepperbande, die für den Tod von 71 Menschen im August 2015 verantwortlich sein soll, wurde offenbar von der ungarischen Polizei abgehört. Nun liegen die Ton-Protokolle vor. Dies berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ).

Als sich im August 2015 das schreckliche Ereignis im Kühllaster auf der ungarischen Autobahn abspielte, hörte die Polizei nicht direkt mit. Sie zeichnete es als ein Gespräch mit verschiedenen Sprachen zunächst nur auf, um es später übersetzen zu können. Was die Beamten beim Auswerten der Gesprächsmitschnitte erfuhren, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Offenbar nahmen die Männer den Tod der 71 Menschen aus dem Irak, Syrien, Iran und Afghanistan bewusst in Kauf.

„Sie schreien die ganze Zeit, du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier los ist…“

An einer Stelle sagt der Fahrer: „Sie schreien einfach die ganze Zeit, du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier los ist, wie sie schreien“. Einer der Männer scheint zu wissen, warum sie schreien: „Ich denke, dass sie keine Luft bekommen“, meint er. „Nein, nein, nein, nein! Das geht nicht, dass er die Tür aufmacht“, so ein anderer, „wenn er die Tür aufmacht, werden alle rauskommen.“

Schließlich fällt der Satz, der das schreckliche Schicksal der 71 Menschen, darunter acht Frauen und vier Kinder, im Truck besiegeln sollte: „Er soll ihnen sagen, dass er die Türen nicht öffnen kann, auch wenn sie sterben sollen.“

Warum das Leid der Männer, Frauen und Kinder die Schleuser nicht erweichen konnte, ist nicht nachvollziehbar. Bekannt ist aber, dass die Fahrer in den Machtstrukturen der Schleuser-Mafia ganz unten stehen. Geld gebe es erst, wenn die „Fracht“ abgeliefert werde, schreibt die SZ. Werde man erwischt, drohe Gefängnis. Eine Ebene höher in der Machtpyramide hätten andere aber vorab längst kassiert.

Der Polizei waren die Hände gebunden

Die Polizei konnte zu diesem Zeitpunkt nichts unternehmen, da die Auswertung der Tonaufzeichnungen mit einem Fremdsprachenmix aus serbisch, bulgarisch und arabisch noch ausstand, wie der ungarische Staatsanwalt Gábor Schmidt beteuert.

Es war also sozusagen keine Live-Überwachung. Auch hätten die Ermittler nicht aufgrund vorheriger Fahrten darauf schließen können, dass für die Migranten eine Lebensgefahr bestehen könnte.

Die Festnahme der mutmaßlichen Täter nach Auffinden der Leichen auf der Autobahn im Burgenland dauerte damals nur 24 Stunden. Nun sitzen zehn der elf Angeklagten in Untersuchungshaft; einer ist nach wie vor flüchtig.

Vier von elf des Mordes angeklagt

Insgesamt soll die Schleuserbande für mehr als 30 Menschentransporte verantwortlich sein. Der Prozess gegen die elf Angeklagten soll am kommenden Mittwoch beginnen.

Allen Angeklagten wird vorgeworfen, Mitglieder eines kriminellen Netzwerks zu sein. Die vier Haupttäter, die zum Tatzeitpunkt im Kühl-LKW waren, werden außerdem des Mordes beschuldigt.

Durch besondere Grausamkeit sticht als Hauptangeklagter der Afghane Samsoor L. heraus, der sogar noch lacht, als er den Menschen im Laster den Tod wünscht. Noch am selben Abend sprachen sie über den nächsten Flüchtlingstransport. 60 Menschen sollten nach Deutschland abgeliefert werden. Doch dazu kam es nicht mehr, so die „SZ“.



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