„Wir werden diese Regierung vor uns her treiben“ – Berlins AfD-Kandidat Pazderski im Interview

Am Wochenende bestimmte die AfD ihren Berliner Landesvorsitzenden Georg Pazderski zum Spitzenkandidaten für die Wahl im September. Im Interview mit EPOCH TIMES erklärte der Ex-Offizier, welche Probleme er in der deutschen Hauptstadt beheben möchte: „Wir werden diese Regierung vor uns her treiben“, kündigt er an.
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Georg Pazderski ist der Spitzenkandidat der Berliner AfD.Foto: Maria Zheng / Epoch Times
Epoch Times27. April 2016

Bevor es um seine Ansichten und Ziele bezüglich der Berliner Politik ging, erklärte Pazderski gegenüber EPOCH TIMES sein Selbstverständnis der „Alternative für Deutschland“.

Zur Strategie, mit der seine Partei medial und verbal bombardiert wird, sagt er: „In Deutschland verbindet man „rechts“ nicht mit konservativ, sondern mit Nationalismus und völkischem Gedankengut“. Dahinter stecke eine Absicht. Im Prinzip sei die AfD gar nicht in dieses Linksrechts-Schema einzuordnen, da sie im Gegensatz zu allen anderen Parteien keine ideologische Partei sei. „Die Ideologie ist Pragmatismus“, so Pazderski. „Wir schauen uns an, was in diesem Land nicht mehr funktioniert und dafür wollen wir Lösungen finden.“

Das AfD Programm enthalte soziale Ziele wie „Wohlstand für alle, Familien fördern, Arbeit belohnen.“ Andererseits stehe die AfD auch für Werte, die als konservativ gelten, wie etwa stärkeres Durchgreifen zum Schutz der Inneren Sicherheit. Dabei sei dies die völlig normale Grundvorraussetzung, um in einem Staat friedlich zu leben, so der Ex-Oberst, der auf eine 40-jährige Bundeswehr-Karriere zurückblickt.

Innere Sicherheit

Beim Thema Innere Sicherheit bemängelt er, dass Berlin über Jahre hinweg die Polizeistellen massiv reduziert hat. Wenn beispielsweise in Rahnsdorf am Müggelsee eingebrochen werde, dauere es einundhalb Stunden bis die Polizei vor Ort ist, weil die nächste Polizeistation in Köpenick ist.

„Das bedeutet, die Polizei ist so ausgedünnt, dass sie ihre Aufgaben nur noch bedingt wahrnehmen kann. Der Bürger fühlt sich dadurch unsicher. Früher gab es in Berlin Kontaktbereichsbeamte von denen man wusste, dass sie für den eigenen Bereich zuständig waren. Das gibt es heute auch nicht mehr“, bemängelt Pazderski.

Deshalb fordert die AfD die Einstellung von mindestens 2.000 zusätzlichen Polizisten in Berlin, orientiert an den Forderungen der Polizeigewerkschaft. Auch müssten Polizei und Justiz Hand in Hand arbeiten und Straftaten im Schnellverfahren geahndet werden können.

Auch schlage die AfD vor, die Hilfspolizei wieder einzuführen – das heißt, Bürger könnten die Polizei entlasten, indem sie deren organisatorische Aufgaben übernehmen.

No-go-Areas angehen

Zwar habe der Regierende Bürgermeister Müller gesagt, „es gibt keine No-go-Areas in Berlin“, doch dem widerspricht Pazderski. Er nennt als Beispiel Neukölln, wo jeder wisse, „dass dort arabische Großfamilien beheimatet sind, von denen einige – nicht alle – kriminell sind.“ Ein weiteres Beispiel sei auch das Raw-Gelände an der Warschauer Straße / Revaler Straße. Dort könne man sich nach 23 Uhr nicht mehr unbehelligt bewegen.

„Da werden auf offener Straße Drogen verkauft, Überfälle und Diebstähle durchgeführt. Man weiß das, aber man tut nichts. Am Kottbusser Tor ist es ähnlich.“

Es gebe einige dieser Bereiche in Berlin und durch Verschweigen werde es nicht besser, mahnt Pazderski. Er fordert ein Durchgreifen ähnlich Rudolph Giulianis New Yorker „Null-Toleranz“-Politik, die gezeigt habe, dass Kriminalität wirksam eingedämmt werden kann. In Berlin habe man jedoch den Eindruck, dass die Politik diese Realität einfach ausblende und sich mit den Missständen arrangiert habe.

„Im Abgeordnetenhaus werden wir das massiv fordern, dass hier in Berlin die innere Sicherheit wieder verbessert wird“, verspricht Pazderski.

Berlin – „provinziell“ statt professionell regiert

In Berlin bezieht jeder zweite Bürger staatliche Unterstützung – Rentner mit eingerechnet. Dieser Anteil sei extrem hoch, im Vergleich zu anderen Hauptstädten wie Beispielsweise Paris oder London, die in ihren Ländern als Wirtschaftslokomotiven wirken. Von deren Strahlkraft sei Berlin meilenweit entfernt, so Pazderski. Das liege an unfähigen Politikern, sagt er. Berlin erhalte seines Wissens jährlich 3,5 Milliarden Euro Subventionen für Hauptstadtaufgaben und werde bereits seit den 1950er Jahren subventioniert. Daran habe sich die Stadt gewöhnt.

„Berlin ist bei den Politikern niemals über Provinzniveau hinaus gekommen. Es gibt unglaublich viel Filz.“ Das beste Beispiel für Korruption sei der Flughafen BER in den Milliarden versenkt wurden. Für Deutschland als hochtechnisiertes Land ein enormer Reputationsverlust. Allein die Instandhaltung des BER koste Berlin und Brandenburg jeden Monat 65 Millionen Euro, so Pazderski. Er plädiert für die Vollendung des BER – eben weil bereits soviel Geld in diesen geflossen sei.

Migrationskrise 

Planlosigkeit attestiert der Ex-Oberst den Berliner Politikern auch in der Asylkrise: „Man ist in Berlin offensichtlich vollkommen unvorbereitet gewesen auf die Flüchtlingskrise“, sagt er. Bis heute gebe es keinen vernünftigen Plan zur Unterbringung der Migranten. Den Plan, eine Flüchtlings-City in Tempelhof zu errichten „verurteilen wir in höchstem Maße“ so Pazderski. „Wenn Sie 8.000 Menschen an einen Platz bringen, dann haben Sie automatisch eine Ghettobildung. Es wird keine Integration stattfinden, sondern etwas ganz anderes. Es werden sich kriminelle Strukturen, Clan-Strukturen und Ähnliches verfestigen.“ Damit seien Probleme vorprogrammiert. Auch kritisiert er, dass über die Köpfe der Bevölkerung hinweg und ohne Absprachen Unterkünfte eingerichtet wurden.

Pazderski betonte, die AfD habe nichts gegen Flüchtlinge und politisch Verfolgte. Das aktuelle Problem sei, dass die meisten Ankommenden Wirtschaftsmigranten seien. „Und das können wir nicht schaffen“, so der AfD-Mann. Asyl sei eigentlich gar kein Hauptthema seiner Partei, doch durch die Politik der Bundeskanzlerin und deren Folgen sei es in den Fokus gerückt.

Gegen Gender-Mainstream und Frühsexualisierung

Ein weiterer Punkt, an dem Geld verschwendet wird, ist für die AfD das „Gender-Mainstreaming“. Pazderski nennt es „eine Pseudo-Wissenschaft, die uns aufoktroyiert wird durch bestimmte Interessengruppen.“ Es sei ähnlich unwissenschaftlich wie Astrologie – trotzdem gebe es Lehrstühle dafür und eine Menge Nutznießer: „In Berlin wurde beispielsweise das Studentenwerk in Studierendenwerk umbenannt – und dafür bezahlte Berlin über 800.000 Euro.“

Was die AfD ebenso nicht wolle sei die Frühsexualisierung von Kindern, denen man per Schule „alle möglichen Dinge über unterschiedliche sexuelle Orientierungen etc.“ beibringen wolle. Dies müsse altersangepasst geschehen und habe im frühesten Stadium in der Schule nichts zu suchen.

„Wir sprechen uns ganz eindeutig dagegen aus und werden versuchen das zu verhindern“, so Pazderski.

Er sieht seine Partei klar in der Rolle einer offensiven Opposition:

„Wer AfD wählt, bringt seine Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen System zum Ausdruck“, sagt er. Und fügt hinzu: „Ich glaube, dass Politiker nur reagieren, wenn sie feststellen, dass sie vom Wähler abgewählt werden.“ (mz / rf)

Zur Person:

Georg Pazderski ist 64 Jahre alt und blickt auf eine über vierzigjährige Karriere als Berufssoldat zurück. 23 Jahre war er im Generalstabsdienst, 18 Jahre im Dienstgrad Oberst i.G. in den Bereichen: Führung, Planung, Organisation, Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, Militärstrategie und Logistik. Er kam im Verteidigungsministerium genauso wie im Auswärtigen Amt zum Einsatz. 14 Jahre lang arbeitete er im internationalen Bereich, unter anderem in der Planungsgruppe des USCENTCOMs. Er besitzt umfassende Erfahrung in und mit den Organisationen WEU, EU, NATO, UNO, OSZE und deren multinationalen Hauptquartieren.

Seit Sommer 2015 im Bundesvorstand der AfD. Seit Januar 2016 AfD-Landesvorsitzender von Berlin.



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