Bank Run in Italiens Bankenkrise befürchtet – „Lage ernst“

Italiens Zentralbank fürchtet laut Insidern einen Bankrun: Die Lage sei ernst. Premier Renzi erwägt die Rettung der maroden "Monte dei Paschi di Siena" mit Steuergeld – entgegen EU-Regeln.
Titelbild
Die Italienische Zentralbank in Mailand.Foto: Vittorio Zunino Celotto/Getty Images
Epoch Times7. Juli 2016

Die Banken-Krise in Italien spitzt sich zu. Der italienische Premier Matteo Renzi hat erstmals offen dem heutigen EZB-Chef Mario Draghi vorgeworfen, die Krise nicht wirksam bekämpft zu haben, als dieser Generaldirektor im Finanzministerium in Rom gewesen sei. Laut Reuters sagte Renzi auf einer Parteiveranstaltung: „Wenn die Leute die Stärke und die Intelligenz gehabt hätten, um die Politik aus dem Banken-System zu halten – lange bevor wir das getan haben -, würden wir heute keine Fälle wie den der Monte dei Paschi di Siena haben.“

Die Bank, die kurz „MPS“ heißt, steckt in einer akuten Krise: Sie sitzt auf einem Berg von 24 Milliarden Euro fauler Kredite, was 41 Prozent ihrer gesamten Ausleihen entspricht. Am Montag waren ihre Aktien stark gefallen, nachdem die EZB die Bank aufgefordert hatte, das Problem in Ordnung zu bringen. (Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten beleuchten im hier verlinkten Artikel genauer die Geschichte der maroden Bank und welche Rolle der heutige EZB-Chef Mario Draghi und Goldman Sachs dabei spielten.)

Die MPS ist jedoch kein Einzelfall und lediglich das größte Sorgenkind unter Italiens Banken. Laut der Zentralbank Banca d’Italia gelten fast 14 Prozent aller Kredite in den Büchern italienischer Banken als faul ("sofferenze"). Dies sind 209 Milliarden Euro, nach einer anderen Definition sind sogar Kredite im Wert von 348 Milliarden Euro. Der größte Teil davon ist in den Bilanzen schon abgeschrieben (auf ungefähr 40 Prozent des Nennwerts). Doch um auf den aktuellen Marktwert von rund 20 Prozent zu kommen, fehlen immer noch rund 40 Milliarden Euro. Genau diese Summe erwägt die Regierung von Matteo Renzi als Staatshilfe zu leisten, berichtete das Managermagazin.

Nun ist die Frage: Wie Italiens Banken retten?

Die Financial Times berichtete laut mehreren Renzi nahestehen Personen, der italienische Premier sei entschlossen, keine Rettung mit Gläubigerbeteiligung nach EU-Regeln durchzuführen („Bail-in“), sondern die wankenden Institute mit Steuergeldern zu retten. Dies käme einer Bankenrettung im Alleingang gleich, die Wolfgang Schäuble vor wenigen Tagen inakzeptabel genannt hatte. Renzi soll auf den Hinweis, dass Deutschland den Einsatz von Steuergeldern für Banken-Bailouts ablehne, gesagt haben, er brauche „keine Belehrungen vom Schulmeister“, berichteten die Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Die Financial Times berichtete, dass die italienische Regierung sogar überlege, die staatlichen Pensionsfonds anzuzapfen, um die Banken zu retten.

Italiens Banken fürchten bereits Bank Run

Gerhard Schick, Sprecher der Grünen für Finanzpolitik, hat am Mittwoch eine bemerkenswerte Mitteilung verschickt: Er hat in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche mit italienischen Bankern und Finanzexperten geführt und schreibt: „Seit der britischen Volksabstimmung verloren Italiens Banken etwa ein Drittel ihres Börsenwertes. Die Banca d‘Italia fürchtet, dass Sparer ihr Vertrauen verlieren, die Schalter stürmen und die Banken krachen. Die Lage ist ernst.“

Bei seiner Einschätzung handele es sich nicht um eine Nachricht nicht aus dem Finanzausschuss des Bundestages, so die DWN.

Diese Schulden hat Italien bei Banken weltweit:

Insgesamt 610 Milliarden Dollar, umgerechnet 550 Milliarden Euro, haben die Banken weltweit Italien geliehen. Mit 250 Milliarden Euro führen französische Geldhäuser die Liste der Gläubiger an. Deutsche Institute sind mit knapp 84 Milliarden Euro involviert – fast so viel wie die spanischen und US-amerikanischen Kreditinstitute zusammen, berichtete die „Welt“.

Italiens Banken-Krise könnte zur existentiellen Gefahr für die Euro-Zone werden. (rf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion