Der einzige Kandidat wurde auch gewählt: Christophe Castaner

Die Bewegung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron wählte wie erwartet den bisherigen Regierungssprecher Christophe Castaner zum neuen Parteichef. Er wat der einzige Kandidat für den Posten.
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Der einzige Kandidat wurde auch gewählt: Der bisherige Regierungssprecher Christophe Castaner ist nun Vorsitzender der französischen Regierungspartei La République en Marche.Foto: LUDOVIC MARIN/AFP/Getty Images
Epoch Times18. November 2017

Die französische Regierungspartei La République en Marche (LREM) hat einen engen Vertrauten von Präsident Emmanuel Macron zu ihrem Vorsitzenden bestimmt. Bei nur zwei Enthaltungen wurde der bisherige Regierungssprecher Christophe Castaner am Samstag auf dem Parteitag in der Nähe von Lyon zum Chef der erst 19 Monate alten Gruppierung gewählt.

Christophe Castaner war einziger Kandidat für den Posten, der offiziell die Bezeichnung „Generaldelegierter“ trägt.

Bei der Annahme der Wahl gab sich der frühere sozialistische Abgeordnete bescheiden: „Eure Wahl gibt mir keine Rechte, nur Pflichten.“ Castaner gestand, nicht von dem unbezahlten Job „geträumt“ zu haben.

Mit seiner Wahl zum Parteichef wird der 51-Jährige als Regierungssprecher zurücktreten müssen. Die Amtszeit an der Spitze von LREM beträgt drei Jahre.

Scharfe Kritik: Es gab keine Urwahl bei der Basis

Die LREM-Delegierten wählten den neue Chef in offener Abstimmung per Handzeichen, was manche scharf kritisierten.

Durch den Verzicht auf eine Urwahl durch die Basis stünden die Delegierten unter dem Druck, sich der Mehrheit fügen zu müssen, argumentierten die Kritiker. Außerdem beklagten einige, das Verfahren von Castaners Nominierung sei undurchsichtig gewesen.

Bereits vor dem Parteitag hatte es innerhalb der LREM rumort. Einige Tage zuvor waren hundert bisheriger Mitstreiter Macrons unter Protest ausgetreten. Sie warfen der Präsidenten-Bewegung autoritäre Strukturen und den Verrat an basisdemokratischen Werten vor. LREM ist nach eigenem Verständnis keine klassische Partei, sondern eine Bürgerbewegung.

In ihrem anonymen Protestbrief beklagten die Ausgetretenen Strukturen, die an das „Ancien Régime“ der absolutistischen Herrscher Frankreichs erinnerten. Seit Macrons Amtsantritt vor gut sechs Monaten habe sich eine „Herrschaft der Eliten“ durchgesetzt. Laut dem Rundfunksender Franceinfo gehören auch gewählte Kommunalvertreter und Parteiverantwortliche zu den Kritikern.

Castaner gilt als sehr loyaler Sprecher von Macrons Regierung

Ein Minister aus Macrons Regierung, der anonym bleiben wollte, bezeichnete Castaner auch angesichts der Probleme innerhalb der Bewegung als sinnvolle Wahl für den Posten. „Die Bewegung ist noch nicht völlig ausgereift“, gestand der Minister. Castaner sei der „beste Mann“, um die Führungspersönlichkeiten in Regierung und Parlament zusammenzubringen.

Castaner gilt als sehr loyaler Sprecher von Macrons Regierung – er hatte kürzlich in einem Interview seine „Bewunderung“ für Macron ausgedrückt und von einer „Liebesdimension“ in ihrer Beziehung gesprochen. Er ist aber auch bei der Basis der Bewegung angesehen.

Macron war im April 2016 mit der sozialliberalen Bewegung angetreten, um die Spaltung zwischen dem linken und rechten Lager zu überwinden. Nach seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl im Mai dieses Jahres holte LREM im Juni auch eine breite Mehrheit in der Nationalversammlung. (afp)

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