Gutachter: Glyphosat-Bericht von Bundesinstitut ist ein Plagiat – Teile des Berichts von Monsanto übernommen

Die Bewertung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist einem Gutachten zufolge in wesentlichen Teilen von Herstellern des Herbizids übernommen worden.
Titelbild
Protest gegen den Unkrautvernichter Glyphosat.Foto: JOHN THYS/AFP/Getty Images
Epoch Times5. Oktober 2017

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat nach Einschätzung eines Plagiatsprüfers für seinen Glyphosat-Bericht wesentliche Angaben von Herstellern des umstrittenen Unkrautgifts wörtlich übernommen.

Es sei „offensichtlich, dass das BfR keine eigenständige Bewertung der zitierten Studien vorgenommen hat“, erklärte Stefan Weber am Donnerstag bei der Vorstellung eines von ihm erstellten Sachverständigengutachtens in Berlin. Über „zahlreiche Seiten hinweg“ seien Textpassagen „praktisch wörtlich übernommen“ worden.

Der Bewertungsbericht des BfR und damit die wissenschaftliche Grundlage für die von der EU-Kommission vorgeschlagene Zulassungsverlängerung von Glyphosat für weitere zehn Jahre erfülle in wesentlichen Teilen die „Kriterien eines Textplagiats“, erklärte Weber. Das systematische Unterlassen von Quellenangaben und das gezielte Entfernen von Hinweisen auf die tatsächlichen Verfasser lasse sich „nur als bewusste Verschleierung ihrer Herkunft deuten“.

Für das Gutachten verglich Weber im Auftrag der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000 drei ausgewählte Kapitel des BfR-Berichts zu den gesundheitlichen Risiken von Glyphosat mit entsprechenden Passagen aus dem Zulassungsantrag der Glyphosat-Hersteller.

Der Einsatz des Herbizids ist in Europa hoch umstritten: Während das Internationale Krebsforschungszentrum die Chemikalie als „wahrscheinlich“ krebserregend einstufte, kamen Aufsichtsbehörden in Deutschland und der EU zu einem anderen Schluss. Die EU-Kommission hatte die Zulassung für den Unkrautvernichter vorläufig bis Ende dieses Jahres verlängert.

Durch das Gutachten von Plagiatsprüfer Weber sei nun „unzweifelhaft belegt“, dass die Behörden „ihren amtlichen Glyphosat-Persilschein zu großen Teilen einfach von Monsanto kopiert“ hätten, erklärte der Landwirtschaftsexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Harald Ebner mit Blick auf den Glyphosat-Hersteller. Eine Glyphosat-Neuzulassung dürfe es „auf Basis dieser Plagiats-Risikobewertung nicht mehr geben“.

„Das BfR hat von Monsanto abgeschrieben“, erklärte die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Damit sei „die Bewertung das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben steht“. Anstatt sein „erhebliches wissenschaftliches Fehlverhalten“ zu verharmlosen, solle das BfR den Bewertungsbericht zurückziehen, forderte Greenpeace. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) müsse „jetzt bei der EU-Kommission gegen eine weitere Zulassung von Glyphosat stimmen“.

Das BfR hatte die Plagiatsvorwürfe bereits im September „mit Nachdruck“ zurückgewiesen. Diese seien ein „erneuter Versuch, die Glaubwürdigkeit der wissenschaftlichen Institutionen zu diskreditieren, die mit der Bewertung gesundheitlicher Risiken bei Pflanzenschutzmittelwirkstoffen wie Glyphosat beauftragt sind“. Das Bundesinstitut habe „keineswegs“ die Sicht der Antragsteller und deren Interpretation entsprechender Studien unkritisch und ungeprüft übernommen. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion