Kosovo wählt ein neues Parlament – Große Herausforderungen für neue Regierung

Die vorgezogene Parlamentswahl im fast nur noch von Albanern bewohnten Kosovo haben radikale Parteien für sich entschieden. Das berichtet die staatliche Wahlkommission nach Auszählung von 91 Prozent der Stimmen.
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Ramush Haradinaj und seine Ehefrau Anita.Foto: ARMEND NIMANI/AFP/Getty Images
Epoch Times12. Juni 2017

Das Kosovo hat am Sonntag ein neues Parlament gewählt. Der frühere UCK-Führer Ramush Haradinaj könnte nach zwölf Jahren erneut Regierungschef werden. Die Wahllokale schlossen um 19.00 Uhr. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,4 Prozent.

Die Parlamentswahl sollte eigentlich erst im kommenden Jahr stattfinden. Nach dem Sturz der Regierung durch ein Misstrauensvotum der Abgeordneten hatte Kosovos Präsident Hashim Thaci die Abstimmung aber vorgezogen. Die Regierung war zuletzt geprägt vom Streit der beiden Koalitionspartner: Thacis Demokratischer Partei (PDK) und der Demokratischen Liga (LDK) des abgewählten Regierungschefs Isa Mustafa.

Vor den Wahllokalen in der Hauptstadt Pristina bildeten sich trotz Regenwetters lange Schlangen. Zu sehen waren vor allem ältere Menschen.

Überschattet wurde die Wahl von einem neuen Sondertribunal in Den Haag, welches Kriegsverbrechen während des Kosovo-Konflikts der Jahre 1998 und 1999 untersucht. Verantworten müssen sich möglicherweise auch ranghohe Politiker, darunter Thaci und der scheidende Parlamentspräsident Kadri Veseli, der ebenfalls der PDK angehört.

Der ebenfalls umstrittene ehemalige Regierungschef Haradinaj von der Allianz für die Zukunft des Kosovo (AAK) könnte nach der Parlamentswahl mit Unterstützung der Thaci-Partei erneut Ministerpräsident werden. Haradinaj, ein ehemaliger Anführer der Rebellenorganisation UCK, rechnete nach eigenen Worten mit einem „überzeugenden Sieg“. Die LDK ging mit dem scheidenden Finanzminister Avdullah Hoti als Spitzendkandidat ins Rennen.

Die neue Regierung steht vor großen Herausforderungen. Sie wird die schwierige Beziehung zu Serbien weiterführen müssen, die Korruption und hohe Arbeitslosigkeit bekämpfen und sich mit möglichen Verurteilungen vor dem Tribunal in Den Haag auseinandersetzen müssen.

Das Kosovo hatte sich 2008 von Serbien abgespalten. Mehr als 110 Länder erkennen die Unabhängigkeit des Balkanlandes an. Serbien lehnt dies nach wie vor ab. Zahlreiche westliche Länder, darunter Deutschland, hatten sich während des Wahlkampfes „besorgt“ über Berichte von Drohungen und Einschüchterungen gezeigt, die sich vor allem gegen die kosovarischen Serben gerichtet haben sollen. Die Minderheit macht 100.000 bis 120.000 der insgesamt 1,8 Millionen Einwohner aus. (afp)



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