London: Mehr Junge kriminell

Ursache sind zerbrochene Familien und fehlende positive Rollenvorbilder
Titelbild
Trauer, Verzweiflung - Gesichter der Angehörigen des von einer Londoner Gang erstochenen 18jährigen Kodjo Yenga. (Foto: Bruno Vincent/Getty Images)

Die Jungendbandenkriminalität in England nimmt zu. Die britische Polizei betrachtet den Anstieg dieser Art von Kriminalität inzwischen als das schlimmste Problem in England gleich nach dem Terrorismus. Nach Polizeiangaben wurden allein in London seit Januar dieses Jahres 17 Schießereien und Messerstechereien gezählt. 170 Banden seien in der Stadt aktiv, heißt es, wobei die Mehrheit von ihnen aus leicht zu beeindruckenden jungen Teenagern bestünden, die von Gleichaltrigen in Gewalttätigkeiten hinein
gezogen würden.

So wurde der 18jährige Arbeiter Nathan Foster am 3. August in den Straßen von Brixton niedergeschossen, als er versuchte, einen Streit zu schlichten. Eine Woche zuvor starb der sechzehnjährige Abukar Mahamud an einer Schusswunde im Hals, nachdem er von einer Bande auf Fahrrädern gejagt worden war. Die Mutter des fünfzehnjährigen Jesse James indes, der vergangenes Jahr in der berüchtigten Moss Side von Manchester erschossen wurde, sagte, dass ihr Sohn getötet worden sei, nachdem er sich geweigert habe, sich einer Bande anzuschließen.

Kürzlich veröffentlichte die Regierung eine Jahresstudie über die Faktoren für den Anstieg der Bandenkriminalität. Die Studie ergab, dass schwarze Teenager keine positiven Rollenvorbilder im Fernsehen fänden. Die Experten aus verschiedenen Bereichen, einschließlich dem Ausbildungs- und Unternehmenssektor, die in der Studie befragt worden waren, erklärten, dass Rollenmodelle für junge schwarze Männer zu oft solche Vorbilder wie zum Beispiel Rapper seien, die Waffen verherrlichten.
Diese Untersuchungsergebnisse seien für jene, die sich Tag für Tag mit diesen Problemen beschäftigten, ganz offensichtlich, sagen Jugendsozialarbeiter, die auf den Straßen im Süden Londons unterwegs sind.

Der 23jährige Nathan John etwa unterhält einen Betreuungsdienst mit Namen „Youth Enlightenment Limited“ (Jugend-Aufklärung Limited) für junge schwarze Teenager in dem Bezirk. „Der Grund, weshalb diese jungen Menschen sich in bewaffneten Banden organisieren, liegt darin, dass die Typen, zu denen sie aufschauen, das auch machen. Wenn Rollenvorbilder eine negative Wirkung haben können, warum können sie dann nicht auch eine positive Wirkung haben?“, sagt John. Den größten Anteil an Familien mit nur einem Elternteil habe in England die schwarze Gemeinschaft. Bei Menschen in einer solchen Situation sei es wahrscheinlicher, kriminell zu werden und von der Schule ausgeschlossen zu werden. „In den Zeitungen lesen sie mehr über Mord und Totschlag als über die Erfolgreichen in der schwarzen Gemeinschaft”, beschreibt John das Problem.

Es gäbe eine “Mauer aus Glas”, die viele Kinder aus den arbeitenden Klassen der schwarzen Gesellschaft nicht durchbrechen könnten, sagt Raymond Stevenson, Leiter der von der Regierung finanzierten Kampagne „Don‘t Trigger“ („Drück nicht ab“). Es könne dann leicht geschehen, dass sie kriminell würden. “Wenn Sie aus einer zerbrochenen Familie kommen und die schlechteste Unterkunft und Schule haben, und sie nie hören, dass jemand aus der eigenen Gemeinschaft etwas Positives zur Gesellschaft beigetragen hat, dann wird man sich natürlich verunsichert fühlen, und diese Gesellschaft ist Ihr Feind“, sagt Stevenson.

„Ihnen bleibt nur, sich von Gangstern und einigen negativen Hip-Hop-Stars inspirieren zu lassen, die die gleichen Erfahrungen machten. Dann stellen sie das nach, was sie im Fernsehen sehen“, fügt er hinzu. Für junge Menschen werde das dann leicht zu einer Handlungs-Option. Um das zu verhindern, wären überzeugende Lehrer nötig und Unterstützung in den Schulen bei der Suche nach Selbstbestimmung und Autonomie. Zudem würden als Sicherheits-Netz Jugend-Klubs benötigt . „Don‘t Trigger“ hat 300 englische schwarze Musiker gefunden, um Aufnahmen zu produzieren, die Jugendliche davor warnen, kriminell zu werden.



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