Steigender Migrantenstrom: Spanien bald das zweitbeliebteste Ankunftsland für Migranten?

Da Italien und Libyen verstärkt gegen Schlepper auf der zentralen Mittelmeer-Route vorgehen, weichen immer mehr Migranten auf die Route zwischen Afrika und Spanien aus. Oder stürmen die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla an der Nordküste Marokkos. Damit ist Spanien auf dem besten Weg, Griechenland als das zweitbeliebteste Ankunftsland für Migranten abzulösen.
Von 21. August 2017

Spanien könnte bald Griechenland als das zweitbeliebteste Ankunftsland für Migranten ablösen. Das zeigen die neuesten Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM).

Seit Beginn des Jahres erreichten 11.849 illegale Migranten Spanien – im gesamten Jahr 2016 waren es 13.246 Personen. Zum Vergleich: 14.614 illegale Migranten landeten seit Beginn des Jahres in Griechenland (Stand: 16. August 2017).

Kampf gegen Schlepper zwischen Libyen und Italien: Migrantenstrom in Spanien nimmt zu

Diese Entwicklung gehe auf das verstärkte Vorgehen gegen Schlepper auf der Mittelmeer-Route zwischen Libyen und Italien zurück, meint Soeren Kern. Er ist Analyst für europäische Politik der „Grupo de Estudios Estratégicos“  in Madrid und Mitglied des New Yorker „Gatestone Institute“.

Eine andere Ursache sei laut IOM die gefährliche Route über die Sahara und Libyen. Viele Menschen aus westafrikanischen Ländern würden daher ausweichen und an der Küste entlang über Marokko versuchen, nach Europa zu gelangen.

So habe die Zahl der Migranten, die auf der Mittelmeer-Route in Italien ankommen, stark abgenommen. Im Juli seien 57 Prozent weniger Migranten an Italiens Küste gelandet als noch im Vormonat, heißt es auf der Webseite der EU-Grenzschutzbehörde „Frontex“.

Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der ankommenden Migranten in Spanien stark angestiegen. 2.300 Personen hätten im Juli die Grenze nach Spanien illegal überquert – das sei vier Mal mehr als im Vorjahreszeitraum, so „Frontex“.

Migrantenboote stranden im spanischen Urlaubsparadies

Erst vor eineinhalb Wochen landete ein afrikanisches Migrantenboot an einem Urlaubsstrand in Spanien. Wie die „Rheinische Post“ berichtet, träfen seit Wochen immer wieder Migrantenboote an der Küste der südspanischen Provinz Cádiz ein. Auch der Seerettungsdienst muss oft eingreifen.

Auf der beliebten Urlaubsinsel Mallorca würden in diesem Sommer ebenfalls deutlich mehr Migranten eintreffen als noch im Vorjahr, so die „RP“.

Mit Steinen und Stöcken: Migranten stürmen spanische Enklaven Ceuta und Melilla

Immer häufiger stürmen Migranten aber auch die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla an der Nordküste Marokkos. Anfang des Monats versuchten über tausend Menschen, bewaffnet mit Steinen und Stöcken, ins spanische Territorium vorzudringen. EPOCH TIMES berichtete.

Insgesamt 187 Menschen konnten dabei die Grenze nach Spanien überwinden. Bei den Ausschreitungen wurden sechs Grenzbeamte und mehrere Migranten verletzt.

Was mit den Migranten geschah, ist unklar: Laut den Aussagen iberischer Behörden sei eine Grosszahl der Migranten bereits festgenommen worden. Auf sie warte nun die Abschiebung nach Afrika. Die „Welt“ berichtet hingegen, dass die Migranten in ein Aufnahmezentrum weitergeleitet wurden, wo sie Asylanträge für Spanien stellen könnten.

Steigender Migrantenstrom: Spanien überlastet

Der „Migrantendruck“ verlagere sich also nach Westen. Das stellt die spanischen Behörden vor große Probleme: „Wir haben nicht die Infrastruktur, um sie [die Migranten] würdevoll unterzubringen“, meint Samuel Linares. Er ist der Koordinator des „Roten Kreuzes“ in der südspanischen Stadt Málaga.

„Dieses Problem hatten wir vorher nicht, weil die Zahl der ankommenden Menschen kleiner war“, erklärt Linares. Die Zeitung „The Irish Times“ berichtete.

Entwicklungsminister: „Die größten Fluchtbewegungen stehen uns noch bevor“

Europa müsse sich aber auf noch mehr Migranten aus Afrika einstellen, warnte Deutschlands Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) bereits Anfang letzten Jahres.

„Die größten Fluchtbewegungen stehen uns noch bevor: Afrikas Bevölkerung wird sich in den nächsten Jahrzehnten verdoppeln. Ein Land wie Ägypten wird auf 100 Millionen Menschen anwachsen, Nigeria auf 400 Millionen. In unserem digitalen Zeitalter mit Internet und Handys wissen alle über unseren Wohlstand und unsere Lebensweise Bescheid“, so Müller im Interview mit der „Bild“-Zeitung.

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