Neue Sex-Vorwürfe: Österreichischer Politiker Peter Pilz tritt zurück

Nach Belästigungsvorwürfen ist der österreichische Politiker Peter Pilz als Vorsitzender seiner jüngst gegründeten Partei zurückgetreten. Er habe immer für strenge Maßstäbe gekämpft und diese gälten auch für ihn selbst, erklärte Pilz.
Titelbild
Peter Pilz (M.).Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times5. November 2017

„Sehr persönliche Vorwürfe erfordern auch eine persönliche Stellungnahme und in besonderen Fällen auch persönliche Konsequenzen“, begann der österreichische Politiker Peter Pilz seine Stellungnahme im Wiener Café Landtmann.

Nach Belästigungsvorwürfen ist Pilz als Vorsitzender seiner jüngst gegründeten Partei zurückgetreten. Er habe immer für strenge Maßstäbe gekämpft und diese gälten auch für ihn selbst, erklärte Pilz am Samstag.

Wenige Stunden zuvor hatte das Wochenmagazin „Falter“ berichtet, Pilz habe 2013 eine junge Frau im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach in Tirol begrapscht. „Seine Händen waren überall“, zitierte das Magazin die Frau. „Zuerst umklammerte er meinen Arm, mit der anderen Hand war er an meinem Hals und dann an meinem Busen und Rücken. Auch sein Gesicht war viel zu nahe an mir. Das ging alles ziemlich schnell“, zitiert die Wochenzeitung die Mitarbeiterin der Europäischen Volkspartei weiter.

„Ich konnte mich nicht bewegen, nicht atmen, geschweige denn wehren. Ich rechne ja nicht damit, dass ich in einer gemütlichen Runde plötzlich aggressiv begrapscht werde.“ Demnach mussten zwei andere Veranstaltungsteilnehmer Pilz von ihr wegzerren.

Der 63-jährige Politiker gab an, sich an den beschriebenen Vorfall im westösterreichischen Alpbach nicht erinnern zu können, die Vorwürfe aber „äußerst ernst“ zu nehmen. Trotz seines Rücktritts will er seine im Sommer gegründete Liste Pilz weiterhin beraten.

„Racheaktion“ der Ex-Partei?

Zuvor hatte bereits eine Grünen-Abgeordnete Pilz vorgeworfen, sie mehrfach begrapscht zu haben, als er noch Mitglied der Partei war. Diese Vorwürfe hatte er zurückgewiesen und unterstellte seiner Ex-Partei indirekt Rache. „Fallen mit den Mandaten und mit den Jobs auch die Hemmungen weg?“, zitierte die Krone den Politiker.

Bei den Vorwürfen handle es sich um einen Arbeitskonflikt, so Pilz. Demnach habe die Mitarbeiterin ihn um eine Beförderung zur Referentin gebeten. Es habe dies abgelehnt, woraufhin die Grünen-Abgeordnete mit Arbeitsverweigerung gedroht habe.

Sie habe sich daraufhin beim Gleichbehandlungsanwaltschaft beschwert und Pilz sexuelle Belästigung vorgeworfen, so der Politiker. Pilz wolle nun die Vorwürfe mit seinem Tagebuch und E-Mails entkräften und sich gerichtlich gegen die Anschuldigung der Grünen-Abgeordneten wehren.

„Wir älteren und in meinem Fall noch – gerade noch – mächtigen Männer müssen bereit sein, auch etwas dazuzulernen“, meinte Pilz zu seinen „Geschlechtsgenossen“.

Im Jahr 1986 hatte Pilz die Grünen-Partei mitgegründet. Im Juli diesen Jahres gründete er dann seine eigene Liste, nachdem er mit den Grünen im Streit auseinandergegangen war. Die Pilz-Liste gewann bei der Parlamentswahl im Oktober vier Sitze im Parlament.

Weinstein-Enthüllungen waren Auslöser der jüngsten Debatte

Auslöser der jüngsten Debatte waren die Enthüllungen über den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein, der über mehrere Jahrzehnte dutzende Frauen sexuell belästigt haben soll.

Seitdem greift der Skandal auf sämtliche Branchen und Länder über, immer mehr mutmaßliche Opfer sexueller Belästigung melden sich zu Wort.

In Großbritannien war Verteidigungsminister Michael Fallon am Mittwoch wegen eines Belästigungsvorwurfs zurückgetreten. (afp/as)

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