Neuer Anlauf für die EU-Erweiterung auf dem Westbalkan

Von den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens sind bereits Slowenien (2004) und Kroatien (2013) EU-Mitglieder geworden. Jetzt sollen noch weitere Westbalkan-Staaten dazu kommen.
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EU-Flagge.Foto: JORGE GUERRERO/AFP/Getty Images
Epoch Times6. Februar 2018

Von den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens sind bereits Slowenien (2004) und Kroatien (2013) EU-Mitglieder geworden.

Mit ihrer für Dienstag geplanten Westbalkan-Strategie will die EU-Kommission bis 2025 den Weg für die Aufnahme weiterer Länder aus der Region ebnen – und sieht dabei Serbien und Montenegro derzeit als Favoriten. Wer als erstes ins Ziel kommt, ist angesichts vielfältiger Probleme aber völlig offen.

Ein Überblick zu den vier offiziellen und zwei möglichen EU-Beitrittskandidaten aus der Region:

OFFIZIELLE BEITRITTSKANDIDATEN

SERBIEN  (7,1 Millionen Einwohner)

Serbien ist seit März 2012 Beitrittskandidat. Zwei Jahre lang wurde die Aufnahme von Verhandlungen aber durch den Kosovo-Konflikt verhindert. Denn Belgrad hat die Unabhängigkeit der ehemaligen serbischen Provinz bis heute nicht anerkannt. Inzwischen strebt es aber unter EU-Vermittlung eine Normalisierung der Beziehungen an. In den Verhandlungen mit Brüssel eröffnet wurden bisher 12 von 35 sogenannten Beitrittskapiteln, in denen die EU-Standards festgehalten sind. Vorläufig abgeschlossen sind die Verhandlungen bisher nur in den Bereichen Wissenschaft und Bildung.

MONTENEGRO (640.000 Einwohner)

Das kleine Balkanland an der Adria ist seit 2010 Kandidat und begann zwei Jahre später die Verhandlungen. Insgesamt sind bereits 30 Beitrittskapitel eröffnet, in drei Bereichen (Wissenschaft, Bildung, Außenbeziehungen) sind die Verhandlungen bereits vorläufig abgeschlossen. Derzeit scheint es in Sachen EU-Kurs damit weiter als Serbien. Im Juni vergangenen Jahres wurde das Land zudem bereits Nato-Mitglied.

MAZEDONIEN  (2,1 Millionen Einwohner)

Mazedonien ist seit Ende 2005 Kandidat. Die Aufnahme von Verhandlungen ist jedoch durch einen Namensstreit mit Griechenland blockiert. Athen fürchtet wegen seiner Region Mazedonien Gebietsansprüche des nördlichen Nachbarn. Bei den Vereinten Nationen ist das Land deshalb vorerst nur unter dem sperrigen Titel Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien Mitglied. Unter UN-Vermittlung wird derzeit eine Lösung gesucht. Der Namensstreit verhindert bisher auch einen Beitritt Mazedoniens zur Nato.

ALBANIEN (2,9 Millionen Einwohner)

Albanien wurde im Juni 2014 Kandidat für die EU-Mitgliedschaft. Verhandlungen wurden bisher nicht eröffnet. Es laufen noch Vorgespräche mit dem Land. Die Kommission pochte zuletzt noch auf Fortschritte etwa bei der Reform von Verwaltung und Justiz und der Garantie von Rechtsstaatlichkeit. Seit 2009 gehört Albanien bereits der Nato an.

„POTENZIELLE“ KANDIDATEN

BOSNIEN-HERZEGOWINA (3,8 Millionen Einwohner)

Die EU hatte dem Land bereits 2003 den Status als Beitrittskandidat in Aussicht gestellt. Lange ist dann nichts passiert. 2015 trat zunächst ein Assoziierungsabkommen in Kraft. Im Februar 2016 stellte Bosnien-Herzegowina offiziell den Aufnahmeantrag für die EU. Problem ist anhaltender Streit zwischen den politischen Vertretern der drei Hauptvolksgruppen Kroaten, Muslime und Serben. Dadurch wurden wirtschaftliche und gesellschaftliche Schlüsselreformen blockiert.

KOSOVO (1,9 Millionen Einwohner)

Das mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 einseitig von Serbien losgesagt und für unabhängig erklärt. Auch fünf EU-Länder erkennen die Unabhängigkeit bisher nicht an: Griechenland, Rumänien, die Slowakei, Spanien und Zypern. Um ein Wiederaufflammen der Spannungen mit Serbien zu verhindern, hatte die EU 2013 ein Normalisierungsabkommen zwischen beiden Seiten vermittelt. 2016 trat ein Assoziierungsabkommen mit der EU mit dem Kosovo in Kraft. (afp)



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