Riesige Hommage an Johnny Hallyday: Frankreich verabschiedet sich von seinem Idol

Vom Triumphbogen bis zur Madeleine-Kirche am Concorde-Platz skandiert die Menge den Namen ihres Idols: Johnny Hallyday.
Titelbild
Ankunft in der Kirche von La Madeleine.Foto: LUDOVIC MARIN/AFP/Getty Images
Epoch Times9. Dezember 2017

So etwas hat Frankreich lange nicht gesehen: Auf den Pariser Champs-Élysées drängen sich Hunderttausende. Vom Triumphbogen bis zur Madeleine-Kirche am Concorde-Platz skandiert die Menge den Namen ihres Idols: Johnny Hallyday. Applaus brandet auf, als der weiße Sarg mit den sterblichen Überresten des Rocksängers im schwarzen Leichenwagen vorbeifährt, begleitet von 700 Motorrad-Rockern. „Es ist Johnnys letzte große Tournee“, sagt ein ergriffener Fan. „Er ist der französische Elvis, er ist der King.“

Diese Trauerfeier am Samstag ist zugleich ein Freiluftkonzert: Stundenlang singen die Fans in der winterlichen Kälte die Hits des Rockers mit, die seine Band mit Gitarren und Mundharmonika in der Kirche La Madeleine spielt und die live ins Freie übertragen werden. Der am Mittwoch mit 74 Jahren an Krebs verstorbene König des French-Rock hat mit Songs wie „Ma gueule“ (Meine Schnauze), „Retiens la nuit“ (Halt die Nacht fest) oder „Noir c’est noir“ (Schwarz ist Schwarz) drei Generationen begeistert.

Sohn des verstorbenen Sängers Johnny Hallyday, David Hallyday (1. rechts), seine Tochter Laura Smet (2. rechts), seine Frau Laeticia (4. rechts), ihre Töchter Jade (5. rechts) und Joy (3e-D) Sarg vor der Kirche von la Madeleine zu Beginn der Beerdigung am 9. Dezember 2017 in Paris. Foto: LUDOVIC MARIN/AFP/Getty Images

Präsident Emmanuel Macron greift die Stimmung in seiner Ansprache vor der Kirche auf: „Johnny war viel mehr als ein Sänger: Er war das Leben, ein Teil von uns selbst, ein Teil von Frankreich“, sagt der Staatschef. Über welchen Star würde eine deutsche Kanzlerin oder ein Kanzler so etwas sagen?

Es ist eine Heiligsprechung für einen Sänger, den Macron einen „französischen Helden“ genannt hat. Alle sind sie gekommen, um Hallyday die letzte Ehre zu erweisen: Vom einfachen Fan aus der Provinz über Schauspiel-Größen wie Jean Reno oder Marion Cotillard bis hin zu den Spitzenpolitikern. Auf Twitter und Facebook schreiben bewegte Fans von einer „Kommunion“ für alle Franzosen.

Die Ehefrau des verstorbenen französischen Sängers Johnny Hallyday, Laeticia, seine Tochter Laura Smet, sein Sohn David Hallyday, seine Tochter Joy, Präsident Emmanuel Macron (oben -D) und seine Frau Brigitte gehen vor dem Sarg in der Kirche der Madeleine zu Beginn von Johnny’s Beerdigung. Foto: LUDOVIC MARIN/AFP/Getty Images

Es ist einer dieser seltenen Momente im politisch bewegten Frankreich, in denen sie alle frei, gleich und brüderlich nebeneinander stehen. Nur nach den Terroranschlägen von 2015 versammelten sich zuletzt ähnlich viele Gleichgesinnte auf der Straße. Dabei sind solche Rituale wichtig in einem Land, das weiter unter hoher Arbeitslosigkeit leidet und in dem viele dem Präsidenten dafür grollen, dass er sich an den Abbau des Sozialstaats macht.

Das hat Macron erkannt, als er die „populäre Trauerfeier“ für Hallyday anordnete. Auch deshalb ist diese Feier ein Riesenspektakel, vergleichbar nur mit dem Abschied von zwei anderen nationalen Ikonen: Der Chanson-Legende Edith Piaf 1963 und dem Schriftsteller Victor Hugo 1885.

„Der größte Rocker, von dem Sie noch nie etwas gehört haben“, spottete einmal die Zeitung „USA Today“ über Hallyday. Auch in Frankreich machten sich viele über seine Allüren und seinen Kuschelrock lustig. In der beliebten Puppen-Satiresendung „Les Guignols de l’info“ war Hallyday jahrelang das Klischeebild des dumpfen Rockers, der auf seiner Harley durch die Lande brauste.

Johnny Hallydays Fans versammelten sich vor der Zeremonie am 9. Dezember 2017 in La Madeleine. Foto: LUDOVIC MARIN/AFP/Getty Images .

Im nicht-französischsprachigen Ausland blieb er weitgehend unbekannt. Wohl auch, weil er mit seinen Rocker-Manieren so wenig dem Bild entsprach, das sich viele von Frankreich machen. Dabei verkörperte er auf seine ganz eigene Art die ewige Sehnsucht der „Grande Nation“ nach Weltgeltung. „Neben Mick Jagger gibt es nur noch mich“, sagte er einmal.

Deswegen mag im Ausland die Ehrerbietung für Hallyday auch befremden: Ihm zu Ehren wird der Eiffelturm das gesamte Wochenende über mit den Worten „Merci Johnny“ angestrahlt, vor jedem französischen Fußball-Ligaspiel ertönt einer seiner Hits und die Pariser Metrostation Duroc wurde kurzerhand in „Du rock Johnny“ (Johnny-Rock) umbenannt. Wer Hallyday nicht mag oder dieses Spektakel schlicht größenwahnsinnig findet, dem bleibt in Paris nur eine Wahl: sich zu Hause einschließen oder verreisen. (afp)



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